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Holunderliebe

Holunderliebe

Titel: Holunderliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Tempel
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feierten und den Winter verabschiedeten, fühlte er sich wie der glücklichste Mensch der Welt.

8.
    Die du mit heiligem Mund das hochberühmte Gedächtnis
so vieler Kriege besingst und so viel bedeutender Taten,
fromme Erato, verschmähe es nicht, den bescheidenen Reichtum meiner Gewächse im Garten mit mir im Gedicht zu durchgehen.
    D u gehst so beschwingt wie ein junger Schafbock!«, stellte Walahfrid fest, während er aus einem Strauch einen dürren Ast abbrach. »Was ist passiert? Hat das blonde Mädchen sich etwa als eine bessere Medizin als meine Kräuter bewährt?«
    »Es wird das Zusammenspiel von beidem sein, mein lieber Freund«, gab Thegan zurück, der mit einer kleinen Schaufel Pferdemist als Dünger zu den treibenden Kürbispflanzen gab.
    »Ich bin kein Experte, wenn es um das schöne Geschlecht geht«, fuhr Walahfrid fort. »Aber ist es auf Dauer nicht ermüdend, wenn man sich an den Händen hält, in die Augen sieht und ein wenig Glück ausdünstet? Wo ist die Beschäftigung für deinen Geist, wenn du so viel deiner Zeit mit diesem Mädchen verbringst?«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich dir unterstellen, du wärest eifersüchtig, lieber Walahfrid.« Thegan sah seinem Freund einen Augenblick ins linke Auge. Da es unmöglich war, dem schielenden Mönch in beide Augen gleichzeitig zu blicken, hatte er sich angewöhnt, immer das linke Auge zu wählen. »Das Mädchen wird Hemma gerufen und ist alles andere als ein dummes Lärvchen, das nichts zu sagen weiß.«
    »Das kann nicht sein«, erklärte Walahfrid mit viel Überzeugung in der Stimme. »Frauen wurden von Gott so geschaffen, dass sie zu tieferen Gedanken nicht fähig sind. Das hat er uns, den Männern, vorbehalten.«
    »Hat Gott dir das in einer der weniger bekannten Visionen von Wetti verkündet?«, scherzte Thegan. »Du weißt, dass das nicht stimmt, denn die Frauen sind voller Weisheit, und wir verehren die Mutter unseres Heilands doch nicht als ein dummes Mädchen, sondern als die Verkörperung der Weisheit!«
    »Du wirst doch deine Hemma nicht mit Maria vergleichen wollen!«, rief Walahfrid entrüstet aus. »Das grenzt ja an Blasphemie, da kann dich auch der Verweis auf deine frühlingshaft entbrannte Liebe nicht retten. Aber keine Sorge – ich weiß, dass ich nur auf den Herbst warten muss, bis deine Liebe verblüht sein wird.« Er rupfte einen weiteren dürren Stängel aus. »So wie bei diesem Salbei, der im letzten Jahr noch breite, duftende Blätter trug und jetzt dürr und kahl ist. Er kann nur weiterleben, wenn ich ihm die toten Äste entferne.«
    »Oh, dann kann ich wohl dankbar sein, wenn du mir jetzt nicht ebenfalls einen Stängel herausreißt.« Thegan duckte sich, als Walahfrid einen Brocken Erde ergriff und nach ihm warf. »Und doch ist es an der Zeit, dass du einsiehst, zu welchen Gedanken auch Frauen fähig sind.«
    »Ich werde mit Frauen kaum einen so engen Kontakt pflegen wie du – also kann ich mich auch nicht von ihren Vorzügen überzeugen. Aber wenn ich sehe, wie du dich jetzt bewegst, dann muss ich zugeben, dass ich diese Medizin am liebsten hier in meinem Gärtchen anpflanzen würde. Sie scheint gut zu wirken und nur wenige Qualen am Rande hervorzurufen.«
    »Wo steckt überhaupt Gottschalk?«, versuchte Thegan das Thema zu wechseln. Er hatte keine Lust, länger mit dem Mönch über Hemma und die Freuden der Liebe zu reden. Die Zuneigung, die er für das Mädchen empfand, kam ihm vor wie eine kostbare Pflanze, die man nicht zu vielen Menschen zeigen durfte. Seit ihrem ersten Zusammensein am Hochwart waren inzwischen einige Wochen vergangen, in denen sie sich fast jeden Tag getroffen hatten. Und mit jedem Mal waren ihm ihr unbeschwertes Lachen und ihre Lebensfreude mehr ans Herz gewachsen. Sie schien nie die Düsternis des Daseins zu empfinden, die ihn in den letzten Monaten umfangen hatte.
    »Der? Ich denke, er sitzt in unserer Bibliothek und sucht nach weiteren Argumenten in seiner Angelegenheit. Außerdem möchte er andere Männer finden, die sich auch nicht in ihr von Kindheit an vorherbestimmtes Schicksal fügen wollten. Gottschalk wird sich seinen sturen Kopf noch an vielen Mauern einrennen müssen, bevor er endlich lernt, dass man manche Dinge nicht ändern kann und auch nicht ändern sollte.«
    »Was droht ihm denn, wenn er nicht nachgibt?«, wollte Thegan wissen. Er mochte den hünenhaften Freund von Walahfrid und war von dessen ungewöhnlichen Ansichten fasziniert. Der Gedanke, dass

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