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Holundermond

Holundermond

Titel: Holundermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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machte sie den nächsten Schritt, die Augen starr auf Flavio gerichtet. Nur nicht nach unten schauen!
    Das Holz unter ihren Füßen knarrte. Hoffentlich hielten die Bretter ihr Gewicht. Sie hatte ja keine Ahnung, wie viele Jahrhunderte sie schon alt waren. Gleich hatte sie Flavio erreicht. Er hatte sich auf einen der Balken gesetzt. Nele zwang sich weiterzugehen. Sie löste ihre Hand von dem Stützpfeiler und tastete sich Schritt für Schritt vorwärts. Dann hatte sie es geschafft. Sie hockte sich neben Flavio, schaute nach oben und wäre vor Schreck fast zurSeite weggekippt. Flavio hielt sie im letzten Moment am Arm fest.
    »Was … was ist das?«
    »Eine Eule. Sie scheint hier oben zu wohnen.«
    Nele rutschte näher an Flavio heran und klammerte sich an ihn. »Und jetzt? Ich kann keinen anderen Weg hier raus entdecken.« Sie ärgerte sich, dass ihre Stimme so piepsig klang, aber wenn sie ehrlich war, fühlte sie sich auch alles andere als wohl so hoch oben.
    »Hm, wenn wir nur irgendwie dort runterkommen könnten.« Flavio zeigte durch die Balken auf den unteren Speicher. »Der Raum steht immer offen. Aber das sind bestimmt vier Meter, wir könnten uns sonst was brechen. Aber vielleicht geht es, wenn ich dich festhalte und langsam runterlasse …« Er beugte sich nach vorn.
    »Flavio, bitte, mach keinen Unsinn!« Panisch klammerte sich Nele an seinen Arm.
    »Doch, das könnte gehen. Pass auf, leg dich auf den Bauch und greif meine Hände, okay?«
    Nele stockte der Atem.
    Flavio musste den Verstand verloren haben. Niemals würde sie das tun.
    »Und was willst du dann anstellen? Selbst wenn du so viel Kraft hast und mich halten kannst. Zum Springen sind wir viel zu hoch.«
    »
No
, springen geht nicht. Dann müssen wir eben doch einen anderen Weg finden.« Suchend schaute sich Flavio um. »Wenn wir eine Leiter hätten oder ein langes Seil …«
    »Und dann? Du glaubst doch nicht im Ernst, ich würde mich daran herunterlassen.«
    »Du vielleicht nicht, ich aber schon.« Flavio grinste Nele herausfordernd an. »Es wird uns leider nichts anderes übrig bleiben. Schon vergessen? Die Tür ist zugefallen.«
    Nele schüttelte den Kopf.
    Da schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf und sie schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Flavio, kennst du die Handynummer deines Vaters auswendig?«
    Flavio fuhr herum. »Was zum Teufel willst du denn jetzt mit der Handynummer meines …?« Da sah er das Mobiltelefon in Neles Hand und verstummte.
    Nele reichte es ihm und in weniger als einer Minute hatte Flavio seinem Vater erklärt, wo sie gerade steckten.
    »Er kommt sofort.«
    Erleichtert atmete Nele auf.
    »Und bringt eine Leiter mit.«
    »Wofür das denn?«, fragte Nele.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass wir keinen Schlüssel für die Tür haben, durch die wir in den Raum mit der Wendeltreppe gelangt sind. Aber … auf den Speicher da unten, da kommen wir rauf.«
    Sie hörten Schritte.
    »Flavio, sono arrivato. Siete lassù
?
«
    »Ja, Papa, wir sind hier oben!« Flavio beugte sich nach vorn.
    »
Dove vi trovate
? Wo genau steckt ihr?«
    »
Siamo qui Papa. Qui vicino
! Wir sind hier drüben. Da wo die Bretter so schief liegen!«
    Ein großer Mann mit dichtem schwarzem Lockenkopf und einer Leiter in den Händen tauchte unter ihnen auf. »Los, kommt da runter!«, rief er, nachdem er die Leiter ausgezogen und aufgestellt hatte.
    »Lass mich zuerst gehen«, sagte Flavio. »Du wirst sehen, es ist ganz leicht.«
    Als Flavio den sicheren Boden erreicht hatte, schaute er auffordernd zu Nele hoch. Ihr war schlecht vor Angst, aber sie hatte keine andere Wahl. Mit klopfendem Herzen legte sie sich auf den Bauch und hangelte mit den Füßen vorsichtig nach der ersten Sprosse. Hoffentlich sah Flavio nicht, wie sehr ihre Knie zitterten. Langsam, Stückchen für Stückchen, stieg sie auf der schmalen Leiter nach unten. Erleichtert setzte sie schließlich ihren Fuß auf den festen Dielenboden.
    »Flavio, maledetto, che cosa hai pensato di nuovo
?
«
    Nele wollte lieber gar nicht wissen, was Giovanni zu seinem Sohn gesagt hatte. Es klang alles andere als freundlich.
    »Papa, nun warte doch mal.« Flavio hob beschwichtigend die Hände. »Ich kann dir alles erklären!«
    »Du weißt genau, dass ich es nicht mag, wenn du im Kloster herumstreunst.
Dottore
Holzer ist auch nicht begeistert davon. Du hättest mich zumindest um Erlaubnis bitten können, bevor du dir die Schlüssel geholt hast!« Giovanni fuchtelte mit den Händen in der Luft

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