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Holundermond

Holundermond

Titel: Holundermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Wilke
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herum.
    »Hättest du mir die Schlüssel gegeben, wenn ich gefragt hätte?«
    Energisch schüttelte Giovanni den Kopf. »Nein, natürlich nicht!«
    »Siehst du.« Flavio zog eine Augenbraue hoch.
    Als Giovanni die Hand hob, glaubte Nele für einen Moment, dass er seinem Sohn eine Ohrfeige verpassen würde, aber dann strich sich Flavios Vater die Haare aus dem Gesicht und seufzte.
    »Flavio, das war gefährlich. Und du hast diesmal ja nicht nur
dich
in Gefahr gebracht.« In diesem Moment drehte er sich zu Nele um. »Entschuldige bitte.« Er reichte ihr die Hand. »Du bist sicher Nele. Ich habe dich noch gar nicht richtig begrüßt. Aber mein missratener Sohn bringt mich manchmal so durcheinander, dass ich alle Höflichkeit vergesse.«
    »Na ja«, Nele ergriff die Hand, »genau genommen war es ja meine Schuld. Ich wollte meinen Vater suchen. Der ist verschwunden seit heute Morgen.«
    »Verschwunden? Wie meinst du das, er ist verschwunden? Heute Vormittag war er doch noch mit
Dottore
Holzer hier in der Kartause. Zumindest hat der
Dottore
bei mir die Schlüssel geholt und mir gesagt, sein deutscher Kollege wolle sich das Kloster anschauen.«
    »Das wollte er ja auch«, antwortete Flavio, »aber dann haben wir Holzer in der Stadt gesehen. Auf dem Naschmarkt. Und Jan, also Neles Vater, war nicht bei ihm. Wir sind Holzer bis in die Mariahilfer Kirche gefolgt. Dorthat er sich total merkwürdig benommen. Da stimmt was nicht, Papa!« Flavio hatte sich ziemlich in Rage geredet.
    »Was soll denn da nicht stimmen? Und was meinst du mit: Er hat sich total merkwürdig benommen? Was hat er denn gemacht?« Man hörte Giovanni an, dass er keine Lust auf weitere Diskussionen hatte.
    »Holzer hat das goldene Schwert von einer Engelsfigur untersucht.« Kaum hatte Nele die Worte ausgesprochen, fand sie selbst, dass diese Erklärung absurd klang.
    Giovanni winkte ab. »Nun ja, er ist Historiker, da wird er wohl ab und an etwas in Kirchen untersuchen müssen, oder? Das macht dein Vater doch sicher auch?«
    »Ja, aber …« Nele verstummte.
    »Papa! Nele kann Jan schon den ganzen Tag nicht erreichen. Und sie sagt, er hat sein Handy sonst immer angeschaltet.«
    Giovanni zog die schwarzen Augenbrauen zusammen. »Wie seid ihr überhaupt da hochgekommen?«
    Flavio erzählte seinem Vater von der offenen Tür und endlich wurde auch Giovanni ein wenig nachdenklich.
    »Ich werde
Dottore
Holzer anrufen und ihn nach deinem Vater fragen. Bestimmt gibt es für alles eine ganz einfache Erklärung.«
    Nele hing gebannt an Giovannis Lippen, während dieser die Nummer des Historikers in sein Handy eintippte.
    Plötzlich stieß Flavio sie in die Seite.
    »Was ist denn?« Sie wollte auf gar keinen Fall auch nur ein Wort von dem verpassen, was Holzer zu sagen hatte.
    »Guck mal, da drüben, das ist doch …«, flüsterte Flavio und zeigte zur Wand.
    »Pst!« Nele rückte ein bisschen dichter an Giovanni heran.
    »
Buongiorno
! Hier spricht Giovanni Giordanetto.
Si, Dottore
Holzer. Es geht um Folgendes. Nele ist bei mir. Sie wissen schon, die Tochter Ihres deutschen Kollegen. Sie sucht ihren Vater und kann ihn nicht auf dem Handy erreichen. Wissen Sie vielleicht, wo er steckt?«
    Nervös biss Nele sich auf die Lippen, während Giovanni der Antwort Holzers lauschte. Flavio zog sie am Ärmel, aber sie schüttelte ihn ab. Was immer er wollte, konnte warten. Sie musste wissen, wo ihr Vater war. Endlich ließ Flavio von ihr ab und sie konnte sich wieder ganz auf Giovanni konzentrieren.
    »Ach so. Ja. Na dann ist ja alles klar. Ich werde es ihr ausrichten.« Giovanni wurde wieder unterbrochen. »Sein Notizbuch?« Stirnrunzelnd schaute er Nele und Flavio an. »Moment,
Dottore
, ich frage eben meinen Sohn. Giovanni nahm das Handy vom Ohr. »
Dottore
Holzer will wissen, ob ihr im Kloster das Notizbuch von Neles Vater gefunden habt. Er vermisst es wohl und hat Holzer gebeten, sich darum zu kümmern.«
    Flavio sah erst Nele an, bevor er seinem Vater antwortete: »Nein, wir haben kein Notizbuch gefunden, Papa. Wieso?«
    Das interessierte Nele auch brennend. Überhaupt wollte sie jetzt endlich wissen, wo ihr Vater war. Sie setztezum Sprechen an, als Flavio fast unmerklich den Kopf schüttelte und mit der Hand nach unten zeigte. Fast hätte Nele aufgeschrien, als Flavio den Finger auf seine Lippen legte und ein kleines schwarzes Buch, das in einer Nische zu seinen Füßen lag, noch ein Stückchen weiter nach hinten schob.
    In Neles Kopf arbeitete es fieberhaft. Konnte dieses

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