Holz und Elfenbein
auch sie sicher verstaute. Er hatte schon jetzt Angst sie zu verlieren.
Als er in seinen Mantel schlüpfte, schien Alexis noch etwas einzufallen. Wieder drehte er sich zu Federico um. »Da wir gerade über Frisuren reden. Kennst du hier zufällig ein gutes Waxing Studio?«
Als ob Federico je die Dienste eines solchen Studios in Anspruch genommen hätte. »Da fragst du definitiv den Falschen. Aber vielleicht kennt Claude eines? Warum?« Wollte Alexis sich Haare entfernen lassen? Nun, das war im Allgemeinen der Grund warum man in ein Waxing Studio ging, aber Alexis hatte doch kaum Körperbehaarung. Außer unten... Unwillkürlich schoss ihm das Blut ins Gesicht als er diesen Gedanken weiterdachte. »Sag mir nicht, dass du ernsthaft vorhast...«
Er starrte Alexis aus kugelrunden Augen an, dann aus einem starken, schützenden Drang heraus, griff er sich selbst an den Schritt. Er würde nie jemanden mit heißem Wachs dort unten an sich ranlassen.
»Oh, ich glaube, es könnte dir gefallen.«
»Was?«, platzte es aus Federico heraus, die eine Hand noch immer schützend über sein bestes Stück gebreitet.
Alexis zog eine Augenbraue nach oben und bedachte ihn mit einem wissenden Lächeln. »Nun zum einen fühlt es sich anders an.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Wenn du jemandem einen bläst, meine ich. Und dann – ich gebe zu, das ist jetzt primitivster männlicher Instinkt – er sieht einfach größer aus, wenn nichts Störendes drum herum ist.«
»Hast du das schon einmal gemacht?«
»Von Zeit zu Zeit. Ich dachte, ich könnte mal wieder gehen.« Alexis zog unschlüssig die eine Schulter nach oben.
»Aha.« Federico kratzte sich am Kopf, dann schüttelte er sich wie ein Hund mit nassem Fell, vielleicht um die Bilder zu vertreiben, die Alexis‘ fachmännische Erklärung in ihm hervorgerufen hatten. Und bevor Alexis auf weitere solche Ideen kam oder ihn vielleicht noch in so ein Studio schleppte, beeilte er sich die Wohnung zu verlassen.
Federico fand es immer wieder faszinierend. Einfach zu beobachten wie ein Fechter dastand, ließ bereits Schlüsse zu, ob es sich um einen Anfänger oder einen alten, erfahrenen Hasen auf der Planche handelte. Claude gehörte ganz eindeutig noch zu der ersten Gruppe und dem Armen fiel es immer schwerer die Ausfälle zu üben - unter dem wachsamen Auge von Jérôme, dem es aber auch sichtlich Spaß bereitete seinen Lover ein bisschen zu piesacken. Claude würde morgen einen mörderischen Muskelkater haben, doch er hielt sich an seinen Teil der Abmachung und war zum Training gekommen. Federico würde nicht zurückstehen.
Claude hatte Federico ausgemacht, der seine Tasche gerade auf dem Boden abstellte und hielt in seinen Übungen inne. »Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig ist. Es sieht so leicht bei euch aus!« Dabei rieb er sich über die Oberschenkel und nahm wenig elegant auf einem Stuhl Platz, der am Rand der Halle stand.
»Alles eine Frage der Übung«, grinste Jérôme und schenkte seinem Lover ein bezauberndes Lächeln, was Claude mit einer koketten Handbewegung quittierte.
»Neue Frisur?« Natürlich entging Claude nicht das geringste Detail an Federicos Erscheinung: Der schicke neue Mantel von Ralph Lauren dazu noch den passenden Schal, Röhrenjeans und Stiefelletten, natürlich nur nachlässig zugeknotet, so dass sie einen schlabbrigen Kontrast zu dem eleganten Mantel bildeten. »Dein neuer Stil gefällt mir«, er grinste.
»Danke.« Federico musste zugeben, dass er sich selbst besser fühlte. Neue Frisur, neue Klamotten, seine Hand seit Tagen fast schmerzfrei – dank einer doppelten Dosis Tabletten.
Die jungen Mädchen auf der Straße, denen er auf dem Weg zur Sporthalle begegnet war, hatten ihn besonders lange angesehen als er an ihnen vorüber gegangen war. Er hatte sich den Spaß erlaubt und ihnen lächelnd einen schönen Tag gewunschen. Wobei eine sogar errötet war. Egal, ob er jetzt auf Männer stand oder nicht, es tat trotzdem gut. Federico hatte es noch nie erlebt, dass ihn jemand aufgrund seines Äußeren so beachtet hätte. Oder vielleicht war es ihm früher auch einfach nicht aufgefallen. Früher, da war das Klavierspiel gewesen, was ihn hatte hervorstechen lassen.
»Und es ist gut, dass du hier bist. Dafür nehme ich sogar diesen höllischen Muskelkater in Kauf.« Wieder rieb sich Claude über die Beine.
Federico verzog das Gesicht zu einem säuerlichen Lächeln: »Ihr tut alle gerade
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