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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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so, als ob ich nicht mehr nach draußen unter die Leute gehen würde.«
    Claude antwortete nicht darauf, doch schenkte er ihm einen Blick, der zu sagen schien: ›Jetzt mach dir selbst nichts vor.‹
    Resigniert zuckte Federico mit den Schultern. »Okay, ja. Es stimmt«, murmelte er.
    Claude stand auf, schlug ihm aufmunternd auf die Schultern. »Aber jetzt bist du hier. Das alleine zählt und du siehst sogar wieder etwas besser aus. Dein Gesicht ist nicht mehr so eingefallen.« Er tätschelte Federicos Wange.
    »Danke«, flüsterte Federico und wagte es nicht Claude in die Augen zu blicken. Er hatte es nie gesagt, wie wichtig ihm die Freundschaft zu Claude war und ohne dessen aufmunternde Worte und gutes Zureden, wäre Federico womöglich auch nie zu sich und seinen Gefühlen gegenüber Alexis gestanden. Und was würde er in seiner jetzigen Situation ohne Alexis machen?
    »Jetzt werd nicht sentimental Schwester. Zieh dich um, ich will dich fechten sehen.«
    Er war sich nicht sicher gewesen, ob sein Handgelenk den Belastungen standhalten würde. Deshalb hatte Federico zur Vorsicht zwei Schmerztabletten eingenommen bevor er zum Training gegangen war. Jetzt wo er schon einmal hier war, wollte auch wieder richtig fechten, den ganzen Frust loswerden und sich auspowern. Auch wenn er sich sicher sein konnte, dass ihm morgen seine Hand nur umso mehr schmerzen würde.
    Die übrigen Fechter waren schon längst gegangen als Jérôme und Federico zusammen einige Lektionen durchgingen. Jérôme wies ihn extra an die Bewegungen besonders langsam auszuführen. Die Kommandos des Trainers schallten durch die ansonsten leere Halle und zum ersten Mal seit langem war es Federico möglich sich ganz auf eine Sache zu konzentrieren, ohne lästige Gedanken um seine Zukunft oder um die Wochen, die hinter ihm lagen.
    Nachdem Jérôme mit ihm fertig war, ließ es sich Federico auch nicht nehmen noch gegen Alexis anzutreten. Zwar merkte er, dass sich Alexis zurückhielt und sich nicht zu sehr verausgabte. Auch fiel es auf, dass Alexis sich hütete auf seine rechte Körperseite zu zielen, immer versuchte er seine Attacken links zu platzieren. Sicher, damit er aus Versehen nicht noch Federicos Hand traf. Was sowieso eher unwahrscheinlich war, doch Federico war zu guter Laune als dass er sich darüber ärgern würde.
    Doch schlussendlich forderte seine Hand ihren Tribut und mit letzter Mühe hob er noch einmal das Florett zum Gruß. Seine Finger zitterten von der Anstrengungen der letzten Stunde und wenn er nach Hause kam, würde er sofort wieder eine Tablette einnehmen. Als er Alexis ansah, dessen Grinsen und sich seines eigenen keuchenden Atmen bewusst wurde, war er sich sicher, dass es alle Schmerzen wert sein würde. Er hatte früher schon gefochten, er konnte jetzt immer noch fechten. Wenigstens etwas in seinem verkorksten Leben, was konstant geblieben war.
    »Ich geh mich schon umziehen.« Alexis stellte sich hinter ihn und löste das Kabel, das Federico mit der Fechtanlage verband. Für einen Moment verharrten sie in dieser Stellung und Federico dachte mit einem plötzlichen Begehren an diesen Mann, der da hinter ihm stand. Sie waren beide erhitzt, ihre Muskeln unter der dicken Kleidung warm und schlüpfrig vom Schweiß....
    »Fedri?«
    »Bitte?« Er hatte nicht gehört, was Claude gesagt hatte.
    »Ob ihr noch mitkommt was Trinken.«
    Federico stand nicht der Sinn nach Gesellschaft und Cocktails. Auch wenn er sich ein bisschen über sein Verlangen schämte, aber verdammt, er wollte Alexis wieder genau da haben, wo er noch Sekunden zuvor gestanden hatte. Genau hinter sich, sein warmer Körper an Federico reibend. »Nein, vielleicht nächstes Mal.«
    »Okay.« Entweder schien Claude entgangen zu sein, was Federico so beschäftigte, oder er überspielte es gekonnt. Schließlich verabschiedeten sich die beiden und Federico gesellte sich zu Alexis in die Umkleidekabine.
    Gerade als er eintrat, stand Alexis mit dem Rücken zu ihm. Er hatte seine Jacke, Strümpfe und Schuhe ausgezogen. Trug lediglich noch seine Fechthose, die bis zu den Knien ging und ihm weit bis über die Hüfte reichte. Alexis rieb sich mit einem Handtuch über das Gesicht und die Bewegung setzte die Muskeln auf seinem Rücken in Bewegung.
    Federico wollte seine Lippen auf diese Haut drücken.
    Der letzte vernünftige Rest seines Verstandes kalkulierte kühl, dass die Halle erst in einer Stunde von den Hausmeistern abgesperrt werden würde. Sie hätten Zeit genug.
    Zögernd

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