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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Familienangehörige. Jemand aus Frankreich? Nein, nicht Frankreich. Die Schweiz! War das etwa Federico? War etwas mit Alexis geschehen?
    Doch bevor er Gareth mit einem ungeduldigen Winken anzeigte, dass er ihm das Handy geben solle, reichte ihm der junge Mann bereits das Gerät, verließ das Zimmer und schloss diskret die Tür hinter sich. Diskretion war eben oberste Priorität in einem Job wie seinem.
    Am anderen Ende der Leitung wartete tatsächlich Federico auf ihn und die Stimme des Pianisten klang einigermaßen aufgebracht. Doch nicht panisch, viel eher... wütend?
    David war durch jahrelange Übung geschult darauf seine Verhandlungspartner zu lesen, Körpersprache, Verhalten und eben auch Stimmlage. David musste Federico zu Gute halten, dass dieser sich gar nicht lange mit Smalltalk aufhielt und gleich zur Sache kam. Wahrscheinlich war Federico auch einfach zu genervt um sich mit Höflichkeiten die Zeit zu vertreiben.
    »Ich habe in Alexis‘ Unterlagen eine Spendenquittung gefunden.«
    David verbot sich die Frage, ob Federico etwa Alexis‘ Papierkram durchwühlt hatte. Aber vielleicht war es einfach auch nur ein Zufall gewesen. David kannte ja die Eigenart seines Sohnes lästigen Papierkram für längere Zeit herumliegen zu lassen.
    »Datiert war sie auf den 27. November«, fuhr Federico fort. »Haben Sie... hast du...« Er tat sich noch immer schwer David und Elizabeth auf so vertrauliche Weise anzusprechen, »davon gewusst?«
    Auch David war ehrlich: »Ja, ich wusste davon.«
    Federico atmete lange und deutlich hörbar aus.
    »Ich habe es jedoch nicht gutgeheißen«, beeilte sich David zu versichern. Nicht, weil er sich etwa verteidigen wollte, eher weil er hoffte, so Alexis‘ Handlung in etwas besserem Licht darstellen zu können. »Alexis hat damals mit mir telefoniert und war sich sicher, dass es die einzige Möglichkeit wäre dir in deiner Situation zu helfen.«

    »Hast du gewusst um was für einen Betrag es sich gehandelt hat?«
    »Nein und ich ziehe es auch vor es weiterhin nicht zu wissen. Alexis ist wahrlich alt genug, dass er mit seinem Vermögen anstellen kann, was er will.«
    »Das beruhigt mich.«
    Diese Antwort überraschte David über alle Maßen, konnte er sich darauf keinen Reim machen. »Und warum?«, fragte er daher unverblümt.
    »Ich kann mir doch denken, was ihr alle von mir haltet.«
    »Da musst du mich schon aufklären.«
    »Nun, na ja... Ihr denkt doch sicher, dass ich nur bei Alexis bin, weil ich selbst kein Geld habe und er mir alles bezahlt. Mit Sicherheit gibt es Menschen, die Alexis‘ Hilfsbereitschaft ausnutzen würden.«
    »Um ehrlich zu sein, Federico, waren dies meine Gedanken gewesen als Alexis zum ersten Mal von dir erzählt hat. Alexis war in der Vergangenheit leider manchmal zu gutgläubig. Doch er hat immer wieder versichert, dass es keinesfalls so wäre und allein, dass du hier angerufen hast, zeigt mir, dass es in der Tat nicht so ist.«
    »Ich hätte kein ruhiges Gewissen, wenn das Geld von euch gekommen wäre!«
    »Ist es nicht«, beruhigte David. »Alexis hätte es dir sagen müssen und überhaupt hätte er mit dieser Spende in Teufels Küche kommen können. So etwas kann leicht als Bestechung ausgelegt werden. Doch muss ich ihn wohl auch in Schutz nehmen. Er wollte dir nur helfen und er war sich sicher, du würdest seine finanzielle Hilfe nicht annehmen wollen.«
    David erhob sich von seinem Bürostuhl und trat ans Fenster. »Außerdem musst du verstehen, dass Alexis in einer Welt aufgewachsen ist, in der Empfehlungen, Gefälligkeiten und Vitamin B etwas ganz Alltägliches ist. Manche Menschen halten das für nicht fair oder ethisch bedenklich, aber leider sind Gefälligkeiten die Dinge, die die Räder in der Diplomatie am Laufen halten.« Er selbst fühlte sich nicht gerade wie ein moralischer Saubermann und tat sich schwer dies gegenüber Federico zu gestehen. Aber vielleicht war das ganz gut, dass Alexis‘ Freund aus einer ganz anderen Welt stammte und sie alle zum Um- und Überdenken alter Gewohnheiten brachte. Alexis zumindest musste wohl so manches überdenken.
    Federico war noch immer ziemlich aufgebracht und David glaubte auch nicht, dass ihr Telefonat da irgendetwas daran ändern würde. Er hoffte jedoch, dass Federico es seinem Sohn nicht allzu schwierig machen würde. Dass Alexis den jungen Pianisten sehr liebte, da waren sich David und Elizabeth inzwischen sicher. Alexis hatte sich in den letzten Monaten sehr verändert. Die Offenheit mit der er

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