Holz und Elfenbein
dann wieder zurückkommen. So hoffte Alexis.
Doch nach einer Viertelstunde war Federico immer noch nicht zurück.
Da fiel ihm auf, dass Federico sogar sein Handy hier gelassen hatte. Es lag noch auf dem Schrank im Flur. Alexis drehte es in der Hand, dann suchte er im Adressbuch nach Claudes Nummer.
»Hi Fedri, was gibt es?« Natürlich, Nummernerkennung. Claude hatte Federicos Nummer wahrscheinlich auch eingespeichert.
»Claude, ich bin es, Alexis. Federico ist wohl nicht bei dir, oder?« Wohl eher nicht, sonst hätte Claude nicht gedacht, Federico hätte ihn angerufen.
»Nein, warum...« Claude stoppte und Alexis konnte ihn förmlich seufzen sehen. »Sag nicht, dass ihr euch gestritten habt und du jetzt nicht weißt, wo er ist.«
»Doch«, gab Alexis ziemlich kleinlaut und verzweifelt zu.
»Um was ging es denn?«
»Ich...« Alexis blinzelte. Oh, verdammt aber auch, er war nahe dran zu heulen.
Claude musste wohl seine Verzweiflung irgendwie gehört haben. »Dann willst du also, dass ich ihn in deinem Namen um Entschuldigung bitte falls er hier auftaucht?«
»Nein, das wäre nicht...«, stammelte Alexis. »Falls Federico zu dir kommt, dann sag mir einfach nur Bescheid, dass er bei dir ist. Eine SMS reicht schon. Damit ich weiß... okay?«, schloss er lahm.
»Ja, aber was ist denn eigentlich...« Durch die Leitung hörte Alexis, dass jemand bei Claude an der Tür klingelte. »Warte kurz«, wies ihn Claude an und betätigte die Sprechanlage. Alexis vernahm Rauschen und eine gedämpfte Stimme, dann wieder Claude. »Komm einfach rauf Fedri, ich komme raus.«
Alexis legte auf. Mehr brauchte er nicht zu wissen.
Er hatte es ernst gemeint, dass Claude nicht an seiner statt um Entschuldigung bitten sollte. Claude war Federicos erster und bester Freund und Federico stand jedes Recht zu sich jetzt bei seinem Freund über Alexis auszulassen.
Claude sollte nicht zwischen den Stühlen sitzen und bei Federico wollte er nicht den Eindruck erwecken er hätte Claude zu irgendetwas gedrängt. Jetzt wusste er, wo sich Federico aufhielt und er konnte darauf hoffen, dass Federico morgen wieder bei ihm war und sie dann in Ruhe reden konnten.
Wie er allerdings die Nacht verbringen sollte... Trübsinnig starrte er die Flasche italienischen Weins an. Er würde höllische Kopfschmerzen davon bekommen, das wusste Alexis jetzt schon.
21
»Du hattest recht Federico ist...«, doch da stoppte Claude, Alexis hatte aufgelegt. Wahrscheinlich hatte er wohl gehört, dass Claude mit Federico über die Sprechanlage gesprochen hatte. Was war da wohl zwischen den beiden vorgefallen? Nun, Claude hatte keinerlei Zweifel, dass Federico es ihm gleich erzählen würde. Er legte das Handy weg, trat hinaus vor die Tür und begrüßte Federico breit grinsend. Besser er ließ sich nicht anmerken, dass er bereits von dem Streit wusste und sich denken konnte, dass Federicos Erscheinen kein Höflichkeitsbesuch war.
Federico war zum ersten Mal in der neuen Wohnung von Claude und neugierig besah er sich die Zimmer und die ersten Möbelstücke, die bereits ihren Platz an den Wänden gefunden hatten.
»Du kommst genau richtig.« Claude drückte Federico eine Flasche Bier in die Hand als dieser seinen Wintermantel abgelegt hatte. »Hast du Lust auf ein wenig Puzzlearbeit für Erwachsene?« Einige Regale und Schränke mussten noch zusammengebaut werden und dankbar stürzte sich Federico in die Aufgabe die passenden Schrauben in die passenden Regalböden zu jagen. Auch wenn er auffällig viel Kraft darauf verwendete mit dem Hammer auf die Dübel einzuschlagen. Wahrscheinlich stellte er sich gerade vor wie es wäre Alexis‘ Möbel mit so einem Hammer zu zertrümmern.
Claude verpasste währenddessen der Wand in der kleinen Küche einen neuen Anstrich. Er wusste nicht, was ihn geritten hatte die Küche blutrot zu streichen. Es war ja schon etwas morbide, aber im Wohnheim waren sämtliche Wände weiß gestrichen gewesen, kein Wunder also, dass er sich nach etwas Farbe sehnte. Und vielleicht würde man dann die Flecken von Tomatensauce nicht gleich an der Wand sehen.
So redeten sie zunächst nicht viel, Claude erzählte ein bisschen vom neuesten Klatsch am Konservatorium und den anstehenden Prüfungen. Federico entgegnete, dass er nicht mehr als eine Woche für die Prüfungen lernen würde und dass es ihm auch reichlich egal wäre, würde er durchfallen. Er verlor kein Wort über Alexis, wie Claude feststellte. Endlich war Claude mit seiner Wand fertig und
Weitere Kostenlose Bücher