Holz und Elfenbein
Federico schob gerade die letzte Schublade in einen der neu aufgebauten Schränke im Schlafzimmer.
»Ich würde sagen, das reicht für heute.« Er tippte Federico auf die Schulter und wischte sich selbst über die Stirn. »Morgen kommt noch Jérôme vorbei und wir bauen das Bett auf. Momentan schlafe ich auf der Matratze auf dem Boden.« Er trat gegen besagtes Nachtlager, das zugegeben nicht sehr einladend aussah.
»Von mir aus können wir auch noch das Bett aufbauen.« Federico hatte es wohl gar nicht eilig wieder zurück zu Alexis zu gehen und bückte sich bereits um die Verpackung aufzuschneiden.
»Nur, wenn du es dann anschließend mit mir einweihst«, entgegnete Claude und zog einladend die Augenbrauen nach oben.
»Mhm, das wäre eine Rache«, brummte Federico und warf sich auf die Couch, die noch recht einsam mitten im Wohnzimmer vor einem kleinen Fernseher stand.
»An wem willst du dich rächen... Nein, warte. Ich besorge uns zuerst etwas zu essen.« Gleich um die Ecke war eine Dönerbude und als Claude wenig später zurückkam, starrte Federico ziemlich trübsinnig in den Fernseher.
»Also...« Claude lehnte sich zurück und steckte sich ein Stück Fladenbrot in den Mund.
»Alexis und ich hatten... haben Streit«, korrigierte sich Federico während er seinen Döner von der Aluverpackung befreite.
»Okay«, das wusste Claude ja bereits. »Was ist der Grund?«
»Er hat der Stiftung, die mein Stipendium gezahlt hat, einen größeren Geldbetrag gespendet. Soweit die offizielle Version. Ich sage: Er hat Dekan Haylen bestochen, damit meine Konzerttermine im Dezember abgesagt wurden.«
Claude verschluckte sich fast an dem Bissen Brot, den er kaute, als er dies hörte. »Wie bitte? Wie viel hat er denn auf den Tisch gelegt?« Doch dann schüttelte er den Kopf als Federico sich anschickte zu antworten. »Nein«, hielt er ein bevor Federico auch nur ein Wort gesagt hatte. »Ich will es eigentlich gar nicht wissen.«
»Und er hat dir nichts gesagt?«, bohrte Claude nach einem weiteren Bissen nach.
»Nein hat er nicht und wahrscheinlich hielt er es überhaupt nicht für nötig mit mir irgendwann einmal darüber zu sprechen. Ich habe heute zufällig die Spendenquittung gesehen. Stell dir das vor, er lässt sich sogar noch eine Quittung ausstellen! Wahrscheinlich wollte er das Ganze auch noch von der Steuer absetzen! Federico schleuderte den Fetzen Alufolie von sich, den er die ganze Zeit über in seiner Hand zu einer Kugel geknetet hatte.
»Snob! Verdammter, britischer Snob!«
Claude fand viel eher, dass sich die ganze Geschichte wie ein modernes Märchen anhörte, während er Federicos detaillierter Schilderung von Kraftausdrücken und Alexis‘ Appell an ihn wieder Vernunft anzunehmen, lauschte.
Federico steckte in der Klemme und Alexis eilte in strahlender Rüstung und Schwert heran, um ihn zu retten. Na ja, man musste mit der Zeit gehen und das Schwert durch ein dickes Scheckbuch ersetzen. »Er wollte dir nur helfen.«
Federico versetzte ihm einen halbherzigen Tritt gegen das Bein. »Hey, du sollst ihn nicht noch in Schutz nehmen!«
»Ach Fedri, ich weiß, das wird dir jetzt nicht gefallen, aber einmal rein hypothetisch... Stell dir vor, du hättest gewusst, dass eine kleine Spende unseren Dekan milde stimmt und du für ein Semester Ruhe hättest. Und stell dir weiter vor, dass du Alexis darum gebeten hättest, genau diese Spende aufzubringen.«
Federico brummte in seine Bierflasche hinein: »Sehr unwahrscheinlich, dass ich das getan hätte.«
Claude rollte mit den Augen, Federico hatte auf stur gestellt und wollte es einfach nicht verstehen. »Es ist doch nur hypothetisch. Gib dir Mühe!« Es war nun an ihm Federico einen Stoß zu versetzen. »Du bittest also Alexis darum ein bisschen Geld locker zu machen, aber er lehnt ab, weil er moralische Bedenken hat. Was würdest du dann von Alexis denken?«
Federico überlegte nicht lange, er stellte seine Flasche auf dem Boden ab. »Verdammt Claude«, knurrte er, anscheinend ganz und gar nicht erfreut über dieses Gedankenexperiment.
»Sag es Fedri«, drängte ihn Claude sanft, wohl wissend wie die Antwort lauten würde.
Ergeben seufzte Federico. »Ich hätte mich mit ihm gestritten und ihm vorgeworfen mir nicht helfen zu wollen.«
»Bingo.«
»Und was soll mir das sagen, dass ich in einer beschissenen Zwickmühle stecke? Dass ich nicht zufrieden bin, wenn er mir unter die Arme greift, aber es auch nicht haben wollte, wenn er es nicht tun
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