Holz und Elfenbein
seine Beziehung mit Federico lebte, dass er seine Eltern schon früh von seinem Freund erzählt hatte, all dies hatte Alexis weniger verschlossen und abgehoben werden lassen. Für Alexis war es außerdem eine gute Lektion, dass nicht alles so verlief, wie er sich das vorstellte. Eine Tatsache, die der Junge so nicht kannte. Als Kind wurde ihm so gut wie jeder Wunsch erfüllt und wenn etwas nicht nach Alexis‘ Willen lief, dann hatte er sich immer auf seinen Namen und seine Familie berufen können. Bei Federico zogen diese Argumente natürlich nicht und vielleicht würde der Streit Alexis ganz gut tun. So zynisch und gemein sich dies anhören musste.
Als Federico aufgelegt hatte, konnte David jedoch nicht umhin mit einem gewissen Mitleid an seinen Sohn zu denken. Der Arme würde sich auf etwas gefasst machen müssen, wenn er nach Hause kam. David konnte sich sehr gut vorstellen, was sich die beiden Männer an den Kopf werfen würden. Sobald er Elizabeth davon erzählt hatte, würde sie sofort bei Alexis anrufen. So waren Mütter nun einmal. Doch besser sie gaben Alexis und Federico zunächst einmal etwas Zeit.
Alexis war außerordentlich zufrieden mit sich. Er hatte alle Punkte auf seiner Tagesordnung abgearbeitet: Mit seinem alten Professor in London telefoniert und diesen sanft darauf vorbereitet, dass er mit dem Gedanken spielte wieder nach England zu kommen. Natürlich war diese Nachricht freudig aufgenommen worden und Alexis machte sich nichts vor, wahrscheinlich wusste es in diesem Moment bereits die gesamte Professorenschaft. Er hatte sich nach einer zuverlässigen Spedition erkundigt und dort erste Absprachen für den Umzug getroffen. Er hätte auch nicht gedacht, dass sein Aufenthalt hier so kurz ausfallen würde. Doch jetzt musste er sich auch zugestehen, dass er sich auf England freute. Mit dem Vermieter hatte er gesprochen und sich um diverse Formalitäten zwecks seiner Exmatrikulation gekümmert. Um den angebrochenen Abend noch angenehmer zu gestalten war er beim Italiener vorbeigegangen und hatte sich und Federico zwei Pizzen, einen Meeresfrüchtesalat und eine Flasche Lambrusco mitgenommen. Somit waren die besten Voraussetzungen gegeben, dass ihnen ein entspannter und gemütlicher Abend bevorstand.
Als er die Wohnungstür aufschloss, hörte er Federico telefonieren. Dies war für sich genommen nichts Besonderes, doch merkwürdigerweise sprach Federico Englisch. Alexis schmunzelte, Federicos französischer Akzent klang irgendwie sexy, richtig erotisch, wie er befand. Vielleicht sollte er Federico bitten zukünftig im Bett Englisch zu reden?
Federico beendete das Gespräch und wandte sich zu ihm um. Mit finsterer Mine musterte er Alexis und der verbannte jegliche erotischen und sexuellen Gedanken aus seinem Kopf. »Was ist los?«, erkundigte er sich und stellte die Plastiktüte mit Essen auf dem Küchentisch ab. Wohl darauf bedacht Federico nicht aus den Augen zu lassen, der ihn wie eine Raubkatze verfolgte hatte.
Eine Papierkugel wurde vor ihm auf den Tisch geworfen und verwirrt blickte er zu Federico hinüber, der ihm gegenüber stand, schweigend, abwartend und ziemlich verärgert.
»Okay...«, machte Alexis und faltete das Papier auseinander. Federico hatte es wohl mit ziemlicher Wut zusammengeknüllt. Als Alexis erkannte, was er da in den Händen hielt, war er zunächst zu keinem Gedanken mehr fähig.
»Oh.« Es war die Spendenquittung. »Oh«, entfuhr es ihm nochmals als er den Zettel wieder auf den Tisch legte.
Was sollte er sagen? Federico stand einfach da, die Arme verschränkt, die Lippen zusammengekniffen. Alexis rechnete damit, dass die sprichwörtliche Bombe im nächsten Augenblick hochgehen würde.
»Und ich hab mich schon damals gewundert, dass Haylen auf einmal so freundlich war und meine Konzerte abgesagt worden waren. Was hast du dir überhaupt dabei gedacht?«, Federico funkelte ihn wütend an und seine Stimme war nur noch mühsam beherrscht. »Glaubst du, ich hätte keinen Stolz? Ich komme mir vor wie eine Prostituierte. Wir schlafen miteinander und du zahlst mir einfach so das Stipendium!«
»Das stimmt so nicht, damals hatten wir noch keinen Sex«, erwiderte Alexis in seiner eigenen spitzfindigen Art, obwohl es wahrlich besser gewesen wäre, den Mund zu halten. Doch er hatte sich nicht bremsen können.
Federico starrte ihn fassungslos an, öffnete den Mund und brachte kein Wort heraus.
»Und das ändert jetzt alles oder was?«, blaffte er schließlich und griff nach
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