Holz und Elfenbein
bist.«
»Bitte?« Was sollte das jetzt? Doch Federico war heilfroh, dass Alexis nicht wütend auf ihn zu sein schien.
»Schließlich hast du bis jetzt noch keine Erfahrungen in der Szene gesammelt. Warst ja noch nie in einem Club, wo es auch mal deftiger zur Sache geht. Kein Wunder, dass du nicht gewusst hast wie du reagieren sollst.«
»Schön und gut, aber, was ist, wenn ich es vielleicht gewollt habe von ihm gefickt zu werden. Ich habe ja auch angefangen mit ihm zu flirten.«
»Nur weil du ein bisschen geflirtet hast, heißt das ja nicht gleich... Moment, hast du es etwa gewollt?«
Federico zog in einer ziemlich hilflosen Geste die Schultern nach oben. Es machte ihm Angst, dass er dies nicht mit totaler Sicherheit ausschließen konnte.
»Ach Federico, ich habe dir schon von Anfang an gesagt, dass ich nicht der einzige Mann sein werde, mit dem du je Sex haben wirst«, seufzte Alexis und trotz der offenen Worte klang seine Stimme traurig bei dem Gedanken.
»Ja und ich fand es schon damals ziemlich unromantisch«, murmelte Federico in sich hinein.
»Federico«, Alexis nahm sein Gesicht in die Hände und blickte ihn an. »Du darfst die Beziehung zwischen zwei Männern nicht als eine Kopie einer heterosexuellen Beziehung ansehen«, erklärte Alexis. »Für uns Schwule gibt es keine solchen Schablonen oder gesellschaftlichen Zwänge wie bei den Heten.«
»Worauf willst du hinaus?«
»Ich will sagen, dass ich so einiges ausprobiert habe. Ich hatte viele Männer und das weißt du. Selbst wenn du mit diesem Typen eine Nummer hättest schieben wollen, wie könnte ich dir das verübeln? Wie könnte ich dir diese Freiheit verübeln, die ich mir selbst gestattet habe, auch wenn es schon ein paar Jahre her ist? Du hast das selbe Recht darauf wie ich damals als ich meine Sexualität entdeckt habe.«
Federico starrte ihn an, sein Mund öffnete sich zu einem Protestlaut, aber dann schloss er ihn nur und trat einen Schritt zurück. »Soll das heißen, es ist dir egal, wenn ich mit anderen Typen vögeln würde?« Galt er Alexis so wenig? Jetzt war es an Federico sich zu empören.
Alexis überlegte: »Natürlich wäre ich eifersüchtig. Aber ich müsste damit klarkommen, oder? Du weißt ja auch, dass ich schon andere Männer hatte und mit Sicherheit wünschst du dir auch oft, es wäre nicht so. Ich kann mir schon denken, dass es noch so einiges gibt, das du ausprobieren möchtest. Vielleicht nicht gleich, aber sicherlich später.«
Noch immer wusste Federico nicht, wie er nun reagieren sollte. Alexis stellte ihm hier sprichwörtlich einen Freifahrtsschein aus.
»Ich denke, von Zeit zu Zeit von fremden Tellern zu essen, kultiviert ja auch den Geschmack.« Alexis zog eine Schulter hoch. »Und solange beide Partner damit einverstanden sind...«
»Ich verstehe dich nicht. Du hast es doch damals kaum ertragen als Henry dich betrogen hat und jetzt tust du so als ob es dir egal wäre, wenn ich mit einem anderen Mann schlafe.«
»Es ist mir nicht egal, aber ich würde es versuchen zu akzeptieren, weil ich auch verstehen kann, dass du es tun möchtest. Es ist ja kein Betrug, wenn es in beiderseitigem Einverständnis geschieht. Man muss nur darüber reden. Außerdem wäre es doch nur Sex, oder?«
Ziemlich verwirrt setzte sich Federico auf das Bett und rieb sich die Stirn. »Ich wusste nicht, dass du so denkst«, bekannte er. »Dann würdest du sogar mit mir in einen Darkroom gehen?«, fragte er nach kurzer Pause.
»Na ja, wenn du das möchtest.« Alexis kniete sich hinter ihn und begann seine Schultern zu massieren. »Ich muss zugeben, ich würde es dir gerne zeigen. Das gehört nun einmal auch zur schwulen Szene. Wenn du einmal wieder in London bist, zeige ich dir ein paar der bekannteren Klappen. Damit du das nächste Mal vorbereitet bist.«
Mittlerweile wusste sogar Federico, dass ›Klappen‹ die in der Szene bekannten Orte waren, wo Männer schnellen und anonymen Sex bekommen konnten: Häufig waren es öffentliche Toiletten, wie er sich mit einem unangenehmen Schaudern ins Gedächtnis rief.
»Hast du das auch ausprobiert, während deiner wilden Jahre?«
»Klappen? Nein, ist mir zu unbequem.« Das war einmal wieder so eine typische Antwort à la Alexis Arrowfield.
»Aber durch Hampstead Heath zu laufen ist äußerst interessant auch wenn man nicht so auf Freiluftsex steht. Das ist ein weitläufiger Park im Norden Londons. Da gibt es immer was zu sehen.«
Er drückte Federico auf das Bett und setzte sich rittlings
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