Holz und Elfenbein
Alexis nichts zu sagen. Doch nein, das war nicht fair, er schuldete Alexis Ehrlichkeit.
Federico stand auf und bediente sich erneut aus Alexis reichhaltiger Sammlung aus Single Malts, die im Wohnzimmerschrank untergebracht waren. Unwillkürlich erinnerte es ihn an Alexis‘ Wohnung in Genf und diesen ersten Abend, den er zusammen mit Alexis verbracht hatte. Sie hatten, wie heute, Whisky getrunken und danach hatte er bei Alexis übernachtet.
Als er mit einem neuen Glas in der einen und der Flasche in der anderen Hand zurückging, kam Alexis gerade aus dem Badezimmer und trug Michelle auf den Armen, die schon zu schlafen schien.
»Auf der Toilette sitzend eingeschlafen«, murmelte Alexis nicht ohne Mitgefühl und legte sie auf die ausgezogene Couch. Michelle kuschelte sich gleich in das große Kissen und wachte nicht einmal mehr auf als ihr Bruder sie fürsorglich zudeckte.
»Ich würde sagen, wir sind für eine Weile ungestört«, grinste Alexis als er dann die Schlafzimmertür hinter ihnen zuzog und Federico abermals küsste. »In welchen Clubs wart ihr überhaupt?«, fragte er beiläufig während er sich vom Whisky einschenkte.
»Oh, da und dort«, antwortete Federico ausweichend und biss sich auf die Lippe. Was hatte er sich dabei nur gedacht mit diesem Typen zu flirten? Jetzt hatte er den Salat, nur weil er mal ein paar Minuten lang sein Gehirn ausgeschalten und nur mit seinem Schwanz gedacht hatte.
»Da war so ein Typ. Er stand neben mir auf der Toilette... Ich hatte mit ihm geflirtet«, platzte es in falscher chronologischer Reihenfolge aus ihm heraus.
Alexis sah ihn mit großen Augen an und Federicos Herz raste in seiner Brust, gespannt und entnervt. Wie würde Alexis reagieren? Schließlich hielt er es nicht mehr aus Alexis anzusehen und ging zum Fenster, blickte stattdessen auf die Straße hinab.
»Sag was, verdammt noch mal«, flehte er die Scheibe an. Sicherlich würde es gleich lautstark zur Sache gehen. Er konnte es Alexis nicht verdenken.
»Was soll ich sagen... Wart ihr wenigstens safe?« Alexis vermutete gleich das Schlimmste und Federico stellte beschämt fest, dass er zu keiner Zeit an Kondome gedacht hatte. Soviel zum Thema Verantwortungsbewusstsein.
»Nein, ich meine... Ja, ich meine... Wir haben...«
Bevor Federico weiter solche unzusammenhängende Fetzen von sich gab, kam Alexis mit gewohnt britisch trockener Sachlichkeit direkt zum Thema. »Hat er dich gefickt?«
»Nein.«
»Hast du ihn gefickt?«
»Nein.«
»Was dann? Ein Blowjob?«
Federico schüttelte den Kopf. »Es war ein Fehler, ich weiß, aber ich...«
»Er hat dir einen runtergeholt?«, bot Alexis weiter an.
»Nein, ich habe... Also, nein eigentlich nicht, er hat... Ich hab nur... Oh scheiße!«
»Du hast ihm einen runtergeholt?« Alexis schien es nicht fassen zu können.
»Eigentlich nicht, nicht so richtig... Er hat meine Hand genommen und...«
»Ah, ich verstehe.«
Federico drehte sich zu Alexis um, der noch immer auf dem Bett saß und den Whisky im Glas herumschwenkte.
»Wir haben geflirtet«, begann Federico noch einmal und atmete tief durch. »Dann ist er mir zunehmend auf die Nerven gegangen und ich habe gesagt, ich würde mal aufs Klo gehen. Da ist er mir gefolgt und als er dann neben mir stand habe ich mir zuerst nichts dabei gedacht, bis er dann angefangen hat sich einen runterzuholen. Und dann standen wir schon in einer der Kabinen und dann kamen da noch andere Typen und ich konnte nicht raus, ohne entdeckt zu werden.«
»Wie hat er ausgesehen?« Dies war nun nicht unbedingt die erste Frage, die Federico erwartet hatte.
Verdutzt beschrieb er Alexis den Bodybuilder und dieser schien die ganze Episode jetzt mit deutlich mehr Humor zu nehmen, fast lachte er schon.
»Das ist ganz und gar nicht lustig!«
»Aber Fedri«, Alexis stand auf und stellte das Glas zur Seite, »du machst dir einen Kopf wegen so einer Lappalie.«
»Das ist doch keine Lappalie.«
»Du hast mit einem Typen geflirtet und er hat die Sache falsch aufgefasst. Das ist dumm gelaufen. Vielleicht hättest du auch nicht unbedingt auf die Toilette gehen sollen um ihn loszuwerden. In welchem Club wart ihr noch einmal?«
Federico kramte in seinem Gedächtnis nach dem Namen.
»Ah ja. Da geht es auf den Toiletten schon mal zur Sache«, meinte Alexis als Federico endlich den Namen parat hatte. Alexis erbarmte sich seiner und zog ihn in eine enge Umarmung. »Ach Federico, manchmal vergesse ich, wie unerfahren du doch in solchen Dingen noch
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