Holz und Elfenbein
übersehen. Inständig hoffte er, dass es der richtige Schritt, die richtige Entscheidung gewesen war und dass es Federico von nun an besser gehen würde. Doch dies würde sich erst im Laufe der nächsten Wochen zeigen. Sie mussten sich beide in Geduld üben. So schwer das auch war. Und dann würde auch noch die Operation an der linken Hand anstehen.
»Wie bin ich ins Auto gekommen?«, meldete sich auf der Autobahn eine verschlafene Stimme neben ihm.
Alexis zog die Augenbrauen nach oben. »Kannst du dich nicht daran erinnern? Wir sind aus der Praxis gegangen, du hast dich geweigert einen Rollstuhl zu nehmen und ich habe dich gestützt. Du hast doch ganz normal mit mir geredet.«
»Das ist mir entfallen... kann mich nicht mehr erinnern.«
»Keine Sorge, das sind nur die Nachwirkungen von der Narkose«, beruhigte Alexis doch Federico war schon wieder eingeschlafen.
Als sie endlich bei den Arrowfields angekommen waren, konnte es Alexis nicht mit ansehen, wie sich Federico auf zitternden Beinen aus dem Auto kämpfte. Also hob Alexis ihn einfach hoch und trug ihn die Treppen zur Haustür empor. Federico wollte zwar protestieren doch dann schwieg er, schlang einen Arm um Alexis‘ Nacken und schloss dankbar die Augen. Er kuschelte sich sogar extra noch an Alexis‘ Oberkörper. Alexis drückte einen Kuss auf die blonden Haare und wartete bis ihm Gareth, mittlerweile wieder zurück aus dem Urlaub, die Tür geöffnet hatte.
»Wir gehen nach oben«, wies Alexis den Butler leise an und wartete bis Gareth in einem der oberen Zimmer eine Couch mit bequemen Kissen und einer Decke für Federico ausgestattet hatte. Alexis bettete seinen Freund auf die Couch, kniete daneben nieder und strich ihm die blonden Strähnen hinters Ohr, die ihm einmal mehr in die Stirn gefallen waren. »Du bleibst jetzt den ganzen Tag so liegen, verstanden?«
»Das dürfte nicht allzu schwierig sein«, murmelte Federico mit matter Stimme.
»Brauchst du noch etwas? Vielleicht einen Kaffee? Dein Kreislauf dürfte so ziemlich im Keller sein.«
»Nein, keinen Kaffee.«
Alexis wandte den Kopf, Gareth stand diskret im Hintergrund. Bereit seine Wünsche zu erfüllen »Hol ihm doch bitte eine Cola«
Gareth nickte nur und war schon verschwunden.
»Hm, vielleicht ist so ein Butler doch nicht so übel«, meinte Federico als sie wieder unter sich waren. Federico hatte sich noch nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden können, dass Gareth immer und überall auf dem Anwesen anzutreffen war. »Aber du musst nicht den ganzen Tag hier bei mir bleiben. Du hast doch sicher noch zu arbeiten?«
»Glaubst du, ich könnte mich heute auf irgendetwas konzentrieren?«
»Aber deine Prüfung...«
Alexis legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Wenn ich einen Tag einmal nicht übe, falle ich schon nicht gleich durch die Prüfung. Mach dir um mich keine Sorgen.«
Federicos Augenlider flatterten und Alexis konnte förmlich beobachten, wie er wieder einschlief. Seine Großmutter kam in das Zimmer und als sie sah, dass Federico schlief, erkundigte sie sich flüsternd nach seinem Zustand. Auch sie machte sich Sorgen und litt förmlich mit ihrem Enkel und dessen Partner mit. Natürlich würde sie auch die Verbände wechseln, auch wenn sie sich da einen spöttischen Seitenhieb auf Alexis‘ Unpässlichkeit nicht verkneifen konnte.
Alexis verbrachte den gesamten Nachmittag bei Federico. Die meiste Zeit war Federico sogar wach und sie arbeiteten sich durch die letzte Staffel von Dr. Who. Immer wieder streifte dabei Alexis‘ Blick über den dicken Verband an Federicos Hand und er konnte nicht verhindern, dass es ihm den Hals zuschnürte.
Als es Zeit für den obligatorischen Nachmittagstee war, konnte sich Federico zumindest so weit auf den Beinen halten, dass er eine Tasse kräftigen Schwarztee und etwas Gebäck zu sich nehmen konnte. Dann ging er auch schon ins Bett und schlief dort weiter. Alexis gesellte sich später am Abend zu ihm, Federico wachte nicht einmal auf als er sich zu ihm ins Bett legte. Es war unglaublich, dass man an einem Tag so viele Stunden schlafen konnte.
Doch an Schlaf war für Alexis noch nicht zu denken. Kein Wunder, war es doch auch für ihn ein sehr aufreibender Tag gewesen. Wenn er sich schon ständig darüber Gedanken machte, wie es wohl für Federico weitergehen mochte, wie viel mehr musste dieses Thema erst Federico selbst beschäftigen? Federicos Gesichtsausdruck als heute Morgen vor der Operation der Gips abgenommen worden war, hatte ihm
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