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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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reden. Dabei wechselten Alexis und er gerade dann gerne ins Französische, wenn sie irgendwelche schlüpfrigen Nettigkeiten austauschten, die besser von Alexis‘ Eltern und der Großmutter ungehört blieben.
    Elizabeth, Alexis‘ Mutter, erwies sich zudem als gnadenlose Aufpasserin und sorgte unerbittlich dafür, dass er seine Kräftigungsübungen machte. Außerdem brachte sie ihn dazu wieder vermehrt Sport zu treiben und so musste er sie auf ihren Nordic Walking – Runden mit den anderen Damen vom Lauftreff begleiten.
    Die Gespräche mit David hingegen waren Federico immer wieder aufs Neue eine Hilfe, wenn er mit seiner Situation haderte. Federico hatte seine Verletzung und den Abbruch seines Studiums bis jetzt immer als ultimativen Tiefschlag und Niederlage empfunden. David half ihm mehr darin zu sehen: Eine Chance, einen Neuanfang um alte Fehler hinter sich zu lassen. Federico lernte zu begreifen, dass er immer zu verbissen und verkrampft gewesen war, zu sehr fixiert auf nur eine Sache. Selbst wenn seine Hände sich nicht mehr zu einhundert Prozent erholen würden. Er war immer noch Musiker. Er würde weiterhin Klavierunterricht geben können und seine Fortschritte im Fach der Komposition waren es sicherlich auch Wert weiterentwickelt zu werden. Vielleicht hatte es auch so sein sollen, dass ihn dieser Zusammenbruch jetzt, am Beginn seiner verheißungsvollen Karriere, ereilt hatte. Wäre er später eingetreten, hätten die Konsequenzen für ihn womöglich noch einen größeren Verlust bedeutet.
    Federico wollte gerade sein Zimmer betreten als er fast mit Gareth zusammenstieß. Dieser Typ war aber auch wirklich überall und was hatte er in Federicos Zimmer zu schaffen?
    »Ah, Federico. Dein Handy hat geklingelt, ich glaube es ist deine Tante. So weit ich das verstanden habe. Sie wollte ihren nipote sprechen. Das heißt doch Neffe, oder?« Er hielt Federico das Gerät hin.
    »Was machst du in meinem Zimmer und überhaupt, wieso gehst du an mein Handy?«
    Gareth schien dies nicht in geringster Weise merkwürdig zu finden. »Alexis sagte mir, dass der Wasserhahn in deinem Badezimmer tropft, ich wollte nachsehen, ob ich es reparieren kann. Ich beantworte doch auch die anderen Anrufe. Das ist immerhin mein Job, wenn es dir allerdings unangenehm ist, werde ich es nicht mehr tun.«
    Federico schnaubte und nahm das Handy. »Ich kann schon noch selbst meine Anrufe entgegennehmen. Danke auch.«
    Er schlug dem Butler die Tür vor der Nase zu. Daran würde er sich nie gewöhnen. Dieser Gareth, so schien es, war einfach überall präsent. Mal holte er die Post, dann half er der Köchin in der Küche, reparierte irgendwelche Dinge auf dem Anwesen oder kümmerte sich um die Korrespondenz von David. Langsam begriff Federico auch, warum so ein Butler eine ganz schöne Stange Geld kostete. Gareth war geradezu ausgesucht freundlich und höflich. Natürlich musste er sich gegenüber seinen Arbeitgebern und Alexis so verhalten, doch auch mit der Köchin verstand er sich gut. Und waren irgendwelche Gäste zu Besuch, war er die Nettigkeit und Hilfsbereitschaft in Person. Doch gegenüber Federico war sein Verhalten eher eisig, doch es beruhte auf Gegenseitigkeit. Fast schon erschien es Federico so, dass der Butler auf irgendeine Art und Weise eifersüchtig auf ihn war. Warum auch immer. Federico war ja nicht gerade hier um ihm den Job wegzunehmen.
    Und als ob Federicos Stimmung nicht schon düster genug wäre, jetzt rief ihn auch noch seine Tante an! Zögerlich meldete er sich und wappnete sich schon auf den nun unweigerlich folgenden Schwall an italienischen Vokabeln, von denen er bestenfalls nur die Hälfte verstehen würde.
    In der Tat verstand er sogar noch weniger. Sein Italienisch war noch schlechter geworden als er es erwartet hatte.
    »Ich höre ganz sicher nicht auf mit dem Klavier spielen!« Er rieb sich die Stirn, diesen Vorwurf hatte er verstanden. Seine Tante wollte, dass er nach Italien zurückkam. Offensichtlich hatte sie auch recht genaue Vorstellungen, was er tun sollte: Eine Lehre auf der Verwaltungsstelle des Dorfes, dessen Bürgermeister sein Onkel war.
    Sie hielt ihm vor, dass es doch nicht sicher wäre, ob er jemals wieder so gut spielen könne wie früher.
    › Als ob ich das nicht selbst wüsste‹, sagte er sich in Gedanken, schwieg jedoch und wartete die nächste Atempause ab.
    »Ich weiß, aber ich werde es wenigstens probieren.«
    »Und was heißt überhaupt, dass du jetzt in England wohnst? Was für Leute

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