Holz und Elfenbein
zunächst an seine Eltern: »Gareth und ich haben uns in einer Bar in Hongkong getroffen. Es war am Abend vor seinem Vorstellungsgespräch, also war er noch kein Mitglied des Haushalts.«
»Das ist wieder so typisch, Arrowfield«, zischte Federico. Er hatte ja bereits Bekanntschaft mit Alexis‘ Spitzfindigkeit gemacht und trotzdem konnte er es nicht leiden, wenn Alexis auf solchen Details bestand.
»Und ich habe einen gehörigen Schreck bekommen als mein One-Night-Stand eine Woche später mir zum Frühstück Tee servieren soll.«
»Ich erinnere mich, du hast die ganze Kanne Earl Grey auf Alexis‘ Pyjama verschüttet«, meinte Elizabeth an Gareth gewandt.
Der nickte nur und begann wieder damit den Weißwein nachzuschenken: »Es war auch für mich ein Schreck.«
Federico funkelte Alexis an. »Und wann hast du daran gedacht mir zu sagen...«
»Federico, komm mit!« Alexis zog ihn in die Höhe und schleunigst verließen sie beide das Esszimmer in Richtung oberes Stockwerk. Alexis wollte vermeiden, dass seine Eltern noch mehr von ihrem Disput mitbekommen würden.
Kaum hatte sich die Zimmertür hinter ihnen geschlossen begannen beide loszulegen: »Wann hast du vorgehabt mir zu sagen, dass du euren Butler gefickt hast?«
»Was fällt dir ein so über Gareth zu sprechen?«
»Ach, du nimmst ihn auch noch in Schutz. Läuft da noch mehr?«
»Nein. Aber es war nicht in Ordnung, dass...«
»Woher hätte ich es wissen sollen?«
»Du hättest ja mich zuerst fragen können.«
Federico riss die Hände in einer theatralischen Geste in die Luft. »Ich kann nicht glauben, dass du es mir nicht gesagt hast.«
»Soll ich dich auf jeden Mann aufmerksam machen, den ich schon einmal hatte und den wir zufällig beim Einkaufen sehen oder in einem Restaurant?«
Federico schien dies ernstlich zu überlegen. »Zumindest, wenn ich diesen Mann jeden Tag sehen muss. Denkst du eigentlich an mich, wie das auf mich wirken muss?«
»Du hast keinen Grund eifersüchtig zu sein.« Das hatte Federico wirklich nicht. Alexis empfand nichts für Gareth, es war nur eine kleine unbedeutende Episode gewesen.
»Ha, da müsste dein Verhalten schon ein bisschen anders sein. So wie er dich ansieht. Dabei ermutigst du ihn noch. Du flirtest ja geradezu mit ihm.«
»Was? Ganz sicher nicht!« Alexis stritt dies vehement ab und Gareth wusste doch auch, dass sie beide nichts weiter verband. Das hatte Alexis immer gedacht.
»Nein? ›Du weißt doch, dass man mir in Sachen Wein nichts vormachen kann.‹«, flötete Federico.
»So habe ich es ganz bestimmt nicht gesagt.« Alexis verschränkte die Arme vor der Brust. »Gut, ich habe mit ihm geschlafen. Einmal. Und ich wusste nicht, wer er war. Was noch? Soll ich mich jetzt dafür entschuldigen? Du hast gesagt, du würdest es akzeptieren, dass ich nun einmal in der Vergangenheit mit anderen Männern Sex hatte.«
»Da wusste ich auch noch nicht, dass dies euren Butler mit einbeziehen würde.« Es war eine Sache zu wissen, dass es da andere Männer in Alexis‘ Leben gegeben hatte. Federico konnte das akzeptieren, so lange es eine vage Vorstellung blieb. Es war etwas ganz anderes eine von Alexis‘ Eroberungen quasi vor die Nase gesetzt zu bekommen.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?«
»Ich wollte Gareth nicht bloßstellen. Noch nicht einmal seine Eltern wissen, dass er schwul ist.«
»Ist dir Gareths Gefühlsleben wichtiger oder meines, Alexis?«
Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass sich die Tür geöffnet und Gareth den Raum betreten hatte. Alexis sah ihn zuerst und lächelte ihm wehmütig zu. Federico wurde darauf aufmerksam und wandte sich um, hatte er mit dem Rücken zur Tür gestanden.
»Fuck the hell off!«, fuhr er Gareth an und dieser zuckte förmlich zurück. Alexis hatte ja schon einmal Bekanntschaft mit Federicos stimmlichen Fähigkeiten gemacht doch auch er war einmal mehr überrascht. Man hatte Federico mit Sicherheit auch noch im Salon gehört.
»Es reicht, Federico.« Alexis stellte sich zwischen seinen Freund und Gareth. »Beherrsch dich, du führst dich auf wie ein keifendes Waschweib.«
Da war Federico sprachlos.
»Entschuldige dich bei ihm«, forderte Alexis.
»Alexis, das ist nicht nötig«, warnte ihn Gareth doch Alexis ließ ihn mit einer Handbewegung verstummen. Diese Selbstverständlichkeit mit der er anderen Menschen gebot was sie tun sollten, so etwas war wohl auch nur angeboren.
»So weit kommt es noch.« Federico brüllte nun nicht mehr, aber er ließ es sich nicht
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