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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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er sich sicher sein konnte, dass Federico nicht ans Telefon ging. Und Federico stand ihm in puncto Sturheit in nichts nach. Der meldete sich nämlich auch nicht bei Alexis in London. Was eine Aussprache und Versöhnung denkbar schwierig gestaltete. Vor allem, da sich Alexis voll in seine Prüfungsvorbereitungen gestürzt und so ihren Streit verdrängt hatte. Doch jetzt am Tag der Klavierprüfung war er einfach nur völlig geschafft. Das Vorspiel an der Orgel, das gestern stattgefunden hatte, war für ihn ein Leichtes gewesen. Fraglos hatte er den besten Vortrag des Kurses dargeboten. Wenn der Klavierpart doch ebenso leicht wäre.
    Catherine hatte inzwischen weitergesprochen: »Ruf doch Federico an und nach dem Konzert kommt ihr mit in die Clubs.«
    »Heute Abend werde ich mich hinlegen und so lange schlafen bis ich am nächsten Morgen aus dem Bett falle! Vielleicht gönne ich mir auch noch einen Whisky, aber vor allem möchte ich in Ruhe schlafen. Also keine Clubs.«
    »Wenn Federico hier wäre, würdest du ganz gewiss nicht einfach so schlafen«, kicherte Catherine und zog vielsagend die Augenbrauen nach oben.
    »Imoutochan !«, rief Alexis aus.
    »Jetzt tu mal nicht so entsetzt.« Catherine gab sich lässig. »Was erwartest du von mir bei so einem großen Bruder!«
    Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an: »Ich eifere nur deinem Vorbild nach.«
    »Ich hoffe inständig, dass du das nicht tust.«
    »Jetzt lenk bloß nicht vom Thema ab. Also, warum rufst du Federico nicht einfach an und bittest ihn nach London zu kommen?«
    »Du verstehst das nicht.« Seine kleine Schwester war nun wirklich die letzte Person von der Alexis Ratschläge in Beziehungsfragen einholen würde.
    »Ich verstehe nur, dass ihr beide ganz schön bescheuert seid. Federico geht es mit Sicherheit genau so übel wie dir.«
    »Federico soll sich erst einmal bei Gareth entschuldigen. Und mir geht es gar nicht übel.« Gezwungenermaßen hatten es die Mädchen erfahren müssen, was genau vorgefallen war. Dabei hatten sie schon längst ihre Vermutungen gehabt in Bezug auf Gareths sexuelle Orientierung und ebenso vermutet, dass Alexis mehr über den Butler der Familie wusste als er vorgab.
    »Oh Mann, euch ist echt nicht zu helfen«, gab Catherine nun jeden weiteren Versuch ihren Bruder zur Vernunft zu bringen auf.
    »Ich muss jetzt ohnehin gehen. Mein Seminar beginnt in einer halben Stunde. Ich wünsche dir viel Glück.« Sie küsste ihn kurz auf die Wange, schlüpfte in ihre Jacke und hielt noch einmal inne. »Ruf mich wenigstens kurz an, wie es gelaufen ist. Wenn du schon nicht willst, dass ich mitkomme.«
    Alexis nickte und dann war sie verschwunden.

    Federicos Gereiztheit war auf ihrem historischem Höchststand, so viel stand schon einmal fest und das Schlimmste daran: Er war sich dessen selbst am meisten bewusst. Natürlich machte dieses Bewusstsein es sogar noch schmerzhafter, weil er sich dafür schämte. Das einzig Gute an seiner derzeitigen Situation war die plötzliche Besessenheit vom Komponieren und die Stücke, die er während der letzten Tage aufs Papier gebracht hatte, gehörten bisher zu seinen besten. Doch irgendwie war diese Tatsache nicht so befriedigend, wie sie sein sollte. Dafür hatte er in seiner Physiotherapie keine Fortschritte erzielen können und das Zusammenleben mit den Arrowfields gestaltete sich gerade wie ein Eiertanz. Elizabeth und David würden am liebsten mit ihm über die Sache mit Gareth und sein Streit mit Alexis reden. Jedoch taten sie es nicht und Federico vermutete, dass Alexis seine Eltern darum gebeten hatte Stillschweigen zu bewahren. Jede noch so kleine Begegnung mit dem Butler der Familie war natürlich mehr als peinlich. Federico wollte Gareth nicht in die Augen sehen und umgekehrt galt das Gleiche.
    Gareth hatte zwar bereits den Versuch eines Gesprächs gemacht, doch Federico hatte gar nicht darauf reagiert. Alexis selbst meldete sich nicht bei ihm und Federico dachte nicht einmal daran, dass er nun seinen Stolz hinunterschlucken sollte.
    Heute war es ganz besonders schlimm, denn er wusste, dass Alexis seine letzte Prüfung bevorstand und ja, er wäre gerne in diesen Stunden bei seinem Freund. Dies stand im Übrigen außer Frage, natürlich waren er und Alexis noch ein Paar. Zu keiner Zeit hatte Federico während dieser Tage an eine Trennung gedacht, obwohl es dafür genügend Anhaltspunkte gegeben hätte. Er war sich sicher, dass Alexis genau so empfand. Aber was fiel Alexis auch ein sich von diesem

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