Holz und Elfenbein
Inbegriff alles Englischen war.
Perfekt! Als ob es nicht genug wäre, dass ihm kalt war und die Hunde hatte trockenreiben müssen – nasse Hunde hatten wirklich einen sehr eigenen Geruch - jetzt stolperte er bei seiner Rückkehr auch noch über Gareth. Auf dessen Gesellschaft legte er nun wirklich keinen Wert. Seit Alexis‘ Abreise hatten sie kein Wort miteinander gewechselt. Von den üblichen Floskeln am Essenstisch einmal abgesehen.
Der Butler saß in der Küche und hatte etliche Paar Schuhe um sich herum verteilt, die er im Begriff war zu putzen.
»Zieh die Schuhe aus, das gibt nur Flecken auf dem Teppich. Ich mache sie gleich mit sauber«, er sah nur kurz auf als Federico, laut fluchend, durch den Hintereingang gekommen war. Gareth polierte weiter den Lederschuh in seiner Hand und ignorierte ihn ansonsten geflissentlich.
Federico schlüpfte aus seinen Sneakern und trug sie zu Gareth hinüber. Dann nahm er sich einen Stuhl und setzte sich direkt an den warmen Heizkörper. Zum Glück hatte er den Regenschirm bei sich gehabt, sonst wären seine Klamotten komplett durchgeweicht, doch kalt war ihm trotzdem.
Kurze Zeit betrachtete er Gareth wie dieser eine letzte Schicht Schuhcreme auftrug und sich nicht im Geringsten an Federicos Anwesenheit störte, dann fasste Federico einen Entschluss. »So... und jetzt erzähl mir von Alexis und dir. Muss ich eifersüchtig sein?«
Das brachte den Bediensteten gehörig aus dem Konzept. Mit so offenen Worten hatte Gareth wohl nicht gerechnet. Mit leicht geröteten Wangen stellte er den nun fertigen Schuh auf den Boden zurück und rieb sich die Hände an einem Lappen sauber.
»Du musst nicht eifersüchtig sein.«
»Warum hast du ihn dann geküsst?« Federico kam gleich zum Knackpunkt.
»Es war nur ein flüchtiger Kuss auf die Wange. Ich dachte, gerade bei euch Südländern, wäre das üblich.«
Jetzt erdreistete sich Gareth auch noch frech zu werden. Federico verschränkte die Arme vor der Brust. »Du sagst mir jetzt die Wahrheit, oder du warst die längste Zeit hier Butler. Oder – wenn dir das lieber ist – wir regeln das auf die altmodische Tour.« Federico spielte auf die Duellpraxis der vergangenen Jahrhunderte an.
»Allerdings sollte ich dich warnen, ich kann sehr gut fechten.«
Das entlockte Gareth ein entschuldigendes Grinsen und er ging zum Herd, wo er eine Kanne Tee aufgebrüht hatte. Er schenkte Federico eine Tasse ein und reichte sie ihm. Die Überbrückungshandlung schlechthin für jeden Briten. »Ich gebe zu, dass ich enttäuscht war als ich hörte, dass Alexis einen neuen Freund hat.«
Federico sah keinen Grund an dieser Aussage zu zweifeln. Das erklärte auch den Blick, den Gareth Alexis zugeworfen hatte als er sie beim Küssen ertappt hatte.
»Ich hatte mir wohl insgeheim Hoffnung gemacht, dass Alexis irgendwann an mir Interesse zeigen könnte«, fuhr Gareth fort und trank von seinem Tee. »Er wusste nichts von meinen Gefühlen.«
»Und ihr hattet wirklich nur einmal miteinander Sex?«
»Du bist ziemlich direkt.«
»Es geht schließlich um meinen Freund.« Federico wusste, dass es boshaft war, doch gerade jetzt fühlte es sich wahnsinnig gut an dies zu sagen. Jetzt, wo er um Gareths Gefühle wusste.
»Ist er das noch... Ich dachte, nach dem Streit.«
»Du brauchst dir keine Hoffnung zu machen. Wir haben uns gestritten. Ja. Aber unsere Beziehung steht deswegen nicht auf der Kippe.«
»Aha... Wir hatten nur einmal Sex«, kam der Butler wieder auf die ursprüngliche Frage zurück. »Und es hat keinen Sinn mehr mir etwas vorzumachen: Wäre ich nicht einer der wenigen Europäer in diesem Club gewesen, dann hätte sich Alexis wahrscheinlich nicht für mich interessiert.«
»Das war in Hongkong?«
»Ja. Ich war mit meiner Maschine unterwegs«. Gareth nannte ein sündhaft teures Motorrad sein Eigen, mit welchem er schon so manche Trips gemacht hatte, »und bekam den Anruf von meinem alten Mentor, dass die Arrowfields einen Butler suchen und gerade in Hongkong wären. Es war purer Zufall. Am Abend vor dem Vorstellungsgespräch war ich in einer Bar und – wie gesagt – alles Asiaten. Deshalb fiel ich Alexis wohl ins Auge.«
Federico nickte. Es war schwer diese Worte zu vernehmen, doch er wollte Gareths Version der Geschichte hören. »Wie war er im Bett?« Bevor er überhaupt nachdenken konnte, kam ihm diese Frage über die Lippen.
Gareth sah ihn überrascht an, dann lachte er unsicher auf: »Gott! Alexis war fantastisch. Deshalb hat es mich auch
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