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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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so schwer getroffen als wir uns wiedersahen und er mich zuerst gar nicht erkannt hatte. Ich hatte gedacht für ihn wäre es ebenso fantastisch gewesen. Aber ich war nur eine Nummer.« Da stand er wieder auf und widmete sich dem nächsten Paar Schuhe.
    › Das musste bitter für ihn gewesen sein‹, Federico verspürte eine winzige Spur von Mitgefühl für den Butler.
    »Aber du bist mehr als nur eine Nummer für ihn. Er liebt dich.« Gareth vermied es bei diesen Worten Federico anzusehen.
    »Du hast verdammtes Glück Federico jemanden wie ihn getroffen zu haben.« Das hatte Claude auch immer gesagt.
    »Und wenn du dir dessen bewusst bist, dann solltest du dich in ein Auto setzen und nach London fahren!«
    »Hmpf, wieso soll ausgerechnet ich den ersten Schritt tun?«, erwiderte Federico trotzig und rieb seine klammen Zehen.
    Doch nach weiteren zwei Stunden des Zauderns setzte er sich dann wirklich in Michelles Wagen, sie war ja in New York und brauchte ihn nun wahrhaftig nicht, und fuhr nach London.

    Zwar hatte das Vorspiel schon längst begonnen doch Federico war gerade noch rechtzeitig eingetroffen: Alexis war der letzte Prüfling und würde in den nächsten Minuten anfangen. So leise wie nur möglich öffnete er die Tür zum Konzertsaal. Aber wie Federico feststellte, beachtete ihn sowieso niemand. Er beeilte sich auf einen der freien Stühle Platz zu nehmen.
    Es war ein öffentliches Vorspiel und neben den Eltern und Freunde der Prüflinge befanden sich auch andere Studenten und Professoren im Publikum. Ebenso ein paar Interessierte, die die Möglichkeit ausnutzten ein kostenloses Klavierkonzert auf hohem Niveau zu genießen. Alexis‘ Eltern wären gerne auch gekommen, um ihren Sohn spielen zu hören. Doch Alexis hatte sie darum gebeten es nicht zu tun. Er behauptete, dass es ihn nur unnötig nervös machen würde. Es war selten, dass Alexis so Nerven zeigte. Anscheinend war er sich seiner Sache nicht sicher, sonst würde er selbstbewusster an das Konzert herangehen. Vielleicht hatte Federico ihn wirklich zu sehr kritisiert und Alexis so noch den letzten Glauben an seine Fähigkeiten am Klavier beraubt.
    Federicos Herz klopfte wie wild und unwillkürlich lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken. Er war nervös, fast so als ob er hier vorspielen und sich einer Jury stellen musste. Nein, das stimmte so nicht ganz. Würde er spielen, wäre er ruhiger, denn da hatte er alles selbst in der Hand und konnte selbst zum Erfolg beitragen, jetzt in dieser Situation jedoch konnte er das nicht.
    Jetzt konnte er einfach nur dasitzen, abwarten und hoffen, dass Alexis seine Sache gut machen würde. Trotz ihres Streits. Mit Sicherheit hatte dies Alexis das Üben in den letzten Tagen sehr erschwert.
    Federico blickte nach vorne in Richtung des glänzenden, schwarzen Flügels. Was würde er darum geben jetzt spielen zu können. Wie sehr er diese gespannte Atmosphäre vermisste: Die Erwartungen des Auditoriums, diese Spannung, die förmlich in der Luft lag, greifbar war, das leise Hüsteln und Füßescharren bis es endlich losging und natürlich der Applaus am Ende. Die Erschöpfung danach und die Genugtuung sein Bestes gegeben zu haben.
    Würde ihm dies jemals wieder vergönnt sein?
    Federico hätte nie gedacht, dass er diese Gefühle so vermissen würde.
    Da betrat Alexis die Bühne. Er hatte es wohl vorgezogen die Wartezeit außerhalb des Saals zu verbringen, denn die anderen Prüflinge saßen allesamt in der ersten Reihe, gleich neben dem Aufgang zur Bühne. Sollte Alexis nervös sein, dann sah man es ihm auf keinen Fall an.
    Er grüßte die Professoren, die das Examen abnahmen und ebenfalls in der ersten Reihe saßen, dann setzte er sich vor den Flügel. Einer der Prüfer verlas die Stücke, die Alexis eingereicht und welche davon er vorspielen musste. Beiläufig registrierte Federico dass unter den geforderten Stücken keines derjenigen Werke war, mit denen Alexis gehadert hatte. Das waren doch schon einmal gute Vorzeichen. Während die Stücke verlesen wurden, regte sich kein Muskel in Alexis‘ Gesicht, fast schon gelangweilt hörte er zu und blickte nur einmal kurz in Richtung Publikum auf. Dann zuckte er regelrecht zusammen als sich sein und Federicos Blick traf. Federico lächelte und er sah, dass Alexis den Mund öffnete vor Überraschung. Als ob er nicht glauben könnte, wer da im Publikum saß.
    »Mister Arrowfield?«
    »Ja?« Wie es schien, konnte sich Alexis nicht so recht losreißen und hatte nicht bemerkt,

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