Holz und Elfenbein
zuliebe. Aber er würde nicht einmal einen winzigen Blick hinter die Tücher riskieren.
»Heute Abend«, Alexis neigte den Kopf näher zu Federico und seine Lippen strichen beinahe über das Ohr des Pianisten, »wirst du wieder so groggy sein, dass du mich anbettelst dich zu ficken. Denk einmal daran.«
Er hatte gedacht, dass er es leise genug gesagt hatte, doch der OP-Schwester fiel laut scheppernd eine der Scheren zu Boden und sie starrte ihn an. Ihre Augen über dem Mundschutz weit aufgerissen. Federico tat sein Übrigens und lief sofort feuerrot an. Auch Dr. Rhys-Weeks blickte sie zweifelnd an.
»Ich habe wohl die Schmerzmittel oder das Sedativum letztes Mal nicht vertragen«, beeilte Federico sich zu erklären. Während Alexis auf dem Hocker Platz nahm, der zu Federicos Rechten herangeschoben worden war. Federico schaffte es noch ihm mit seiner rechten Hand einen Hieb auf den Arm mitzugeben. Doch immerhin legte Federico sich jetzt eindeutig entspannter zurück.
»Dann sollten wir dieses Mal vielleicht ein anderes...«, begann die Chirurgin.
»Nein! Nicht nötig, machen Sie sich keine Umstände«, platzte es aus Federico heraus. Alexis musste lachen und tupfte Federico den Schweiß von der Stirn.
»Ich wusste doch, dass es dir gefallen hat.«
»Sei ruhig, du bringst mich in Verlegenheit.«
Sie blickten einander in die Augen und Federico schien es gar nicht mehr zu bemerken, dass sein Arm fixiert und das OP-Feld abgedeckt wurde. Alexis beugte sich hinab und küsste ihn noch einmal. Als er dann den Kopf hob, war Federico schon weggedämmert und der Anästhesist zog gerade die Spritze aus dessen Arm.
»Angenehmer kann man wohl nicht einschlafen«, kommentierte Dr. Rhys-Weeks das Gesehene und ließ sich das Skalpell reichen.
Alexis senkte schnell den Blick und ergriff Federicos rechte Hand. Er versuchte die Geräusche zu überhören, die keine zwei Meter von ihm entfernt entstanden. Federico schlummerte sanft und Alexis wusste nicht, ob er ihn überhaupt hören würde und doch murmelte er irgendwelche Phrasen in Federicos Ohr, hielt dessen Hand strich ihm immer wieder über die Wangen.
Nach der Operation, die glücklicherweise völlig reibungslos verlief, trug er Federico selbst in den Aufwachraum und wartete bis die Wirkung des Beruhigungsmittel abflaute.
»Mit ist so übel«, klagte Federico zum wiederholten Male als er auf der Couch lag und in den Fernseher starrte. Sie hatten die Heimfahrt ohne Zwischenfälle überstanden und danach hatte Alexis Federico gleich wieder auf die Couch verfrachtet. Er selbst hatte es sich davor mit einer Tüte Chips auf dem Boden bequem gemacht doch als Federico nun mit sehnsuchtsvollen Blick den nächstbesten Blumentopf musterte, sprang Alexis alarmiert auf.
Federico setzte sich auf, verzog das Gesicht und presste sich eine Hand auf den Mund. Gerade noch rechtzeitig drückte Alexis in Ermangelung einer Alternative Federico die Chipstüte in die Hände.
»Danke«, sagte Federico eine Minute später und legte sich schwer atmend zurück. Alexis vermied es tunlichst sich die aufgeweichten Chips und Federicos restlichen Mageninhalt genauer anzusehen. Sonst würde er selbst noch anfangen sich in die Blumentöpfe zu erleichtern.
»Nach der letzten Operation hattest du das nicht«, stellte er ziemlich überflüssigerweise fest, während er die Tüte mit spitzen Fingern von sich gestreckt hielt.
»Ach sag bloß!« Federico hielt die Augen geschlossen und versuchte möglichst flach zu atmen.
Glücklicherweise verschwand die Übelkeit nach einer halben Stunde wieder, doch Federico war noch immer ziemlich platt und sein Blutdruck hoffnungslos im Keller wie Alexis feststellte nachdem er das Messgerät seiner Großmutter konsultiert hatte. Deshalb beschwor er Federico zuerst einmal einen Kaffee zu trinken und füllte ihn anschließend nur noch mit Cola ab.
»Eigentlich wollte ich dir das erst später geben, aber vielleicht hilft es dir jetzt mehr.«
Federico blickte ihn aus matten Augen an und machte nicht einmal Anstalten sich aufzusetzen. Nein, er verkraftete die Nachwirkungen des Eingriffs dieses Mal gar nicht gut.
Alexis reichte ihm einen Umschlag, den er nach altmodischer Art und Weise mit Wachs und dem Familienwappen der Arrowfields versiegelt hatte. Es hatte unbestreitbar etwas Romantisches das edle Papier und das rote Wachssiegel zu sehen. Federico fuhr die Kontur des Siegels mit seinen Fingern nach.
»Was ist es?« Federico traute sich gar nicht das Siegel
Weitere Kostenlose Bücher