Holz und Elfenbein
eine CD bei einem namhaften Plattenlabel eingespielt und sobald er wieder in die Staaten geflogen war, würde seine Konzerttournee beginnen.
Doch Federico war ihm unendlich dankbar, dass er ihm vor der Operation und die ersten Tage danach beistehen würde. Alexis hatte auch alles Erdenkliche getan damit Federico abgelenkt wurde. Aber weder die gemeinsame Runde Whisky noch eine zärtliche Runde Sex hatten ihm Ruhe verschaffen können. Alexis, der auf der anderen Seite des Bettes lag, schlummerte tief vor sich ihn. Der Jetlag nagte auch noch ein wenig an dem Organisten und einmal mehr überlegte Federico, ob er nicht mit in die USA reisen sollte. Die Verlockung war groß doch es war besser für ihn, wenn er hier in England blieb und seine Therapie durchzog. So schwer die Trennung auch war.
Am nächsten Morgen saß er dann übermüdet und mit einem flauen Gefühl in der Magengegend am Frühstückstisch. Er brachte keinen Bissen hinunter und war beinahe froh darum als Alexis und er endlich aufbrechen konnten.
Es war das gleiche vertraute Prozedere: Ein letztes Mal wurde seine Hand untersucht, die lokale Betäubung und dann kam das Umkleiden. Wieder musste Alexis draußen warten und Federico alleine in den OP-Saal gehen. Schon lag er auf der Liege und spürte wie seine Hand fixiert wurde.
»Könnten Sie noch warten?«, japste er dann und musste sich aufsetzen. Die OP-Schwester und der Anästhesist musterten ihn besorgt und reichten ihm bereits eine Schale. Sah man es ihm etwa so deutlich an, dass er sich am liebsten übergeben würde? Doch als er so dasaß, beruhigte sich sein Magen wieder auch wenn er würgen musste. Es schnürte ihm die Brust zu und sein Herz schlug noch immer rasend schnell. Federico spürte wie ihm der kalte Schweiß ausbrach.
»Versuchen Sie sich zu beruhigen.« Die Schwester strich ihm über den Rücken.
Das war nun einmal leichter gesagt als getan.
»Ruhig atmen.«
Federico nickte hilflos. Ihm war als ob er überhaupt keinerlei Kontrolle mehr über seinen Körper hatte. So fühlten sich also Panikattacken an. Irgendwann betrat Dr. Rhys-Weeks den Saal, sie war bereits fertig vorbereitet und runzelte die Stirn als sie sah, dass ihr Patient noch längst nicht zum Operieren bereit war. Sie betrachtete sich Federicos fruchtlose Bemühungen sich zu beruhigen, dann war sie wieder verschwunden.
Erschrocken sprang Alexis von seinem Stuhl im Wartezimmer auf als er Dr. Rhys-Weeks durch die Tür gehen sah. Die Operation hatte doch gerade erst begonnen, war etwas schiefgegangen? Schreckensmeldungen von missglückten Narkosen und Embolien spuckten durch seinen Kopf.
› Oh Herr, nein. Lass es ihm gut gehen!‹, sandte er ein Stoßgebet in Richtung Himmel.
Doch die Chirurgin beruhigte ihn sogleich: »Federico hat eine Panikattacke. Ich dachte, bevor wir ihm ein Beruhigungsmittel spritzen, versuchen Sie es einmal.« Sie bedeutete ihm zu folgen.
»Ich soll mit in den OP? Ist das nicht gefährlich?« Musste nicht alles steril sein, um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten? Von seiner Unpässlichkeit ganz zu schweigen.
»Haben Sie noch nie davon gehört, dass Väter bei einem Kaiserschnitt mit dabei sind?« Sie lachte über seine Frage und wischte die Bedenken einfach so beiseite.
»Und verglichen damit, ist die Operation Ihres Freundes ein geradezu minimaler Eingriff.«
Nichtsdestotrotz musste sich Alexis umziehen und eine der Hauben aufsetzen. Federico saß noch immer auf dem Operationstisch, schrecklich bleich im Gesicht; doch er riss überrascht die Augen auf als er Alexis sah.
»Darf ich?«, fragte Alexis die anwesende Schwester, die Federico eine Schale hinhielt. Anscheinend war ihm richtig übel. Dann setzte sich Alexis neben seinem Liebsten auf die Liege.
»Was machst du hier? Du kannst ja nicht einmal Blut sehen, am Ende fällst du noch in Ohnmacht und sie müssen sich alle um dich kümmern.«
Alexis konnte den leisen Spott gut ertragen, so lange es Federico von seinen eigenen Sorgen ablenkte.
»Nun, dann darf ich eben nicht hinsehen.« Alexis strich seinem Partner über das Gesicht und zupfte die Haube zurecht.
»Du hast das schon einmal durchgestanden, alleine. Und jetzt werde ich die ganze Zeit neben dir sitzen und deine Hand halten. Also mach dir mal keine Sorgen.«
Es war für Alexis ein großes Opfer und eine noch größere Überwindung. Er hätte sich nie träumen lassen, dass er freiwillig einer Operation beiwohnen würde. Doch er würde es überstehen, Federico
Weitere Kostenlose Bücher