Holz und Elfenbein
dass er schon längst hätte beginnen sollen.
»Sie können jetzt anfangen«, drängte ein anderer Prüfer.
Alexis sah ihn noch immer an und jetzt bildete sich dabei ein hinreißendes Lächeln auf seinen Lippen. Einige Zuschauer wurden darauf aufmerksam, es war ja auch nicht gerade unauffällig, und wandten den Kopf um zu sehen, wer es war, der Alexis Arrowfield so aus dem Konzept brachte. Und als sie Federico sahen, tuschelten sie einander aufgeregt zu.
Federico war es in diesem Moment reichlich egal. Er erwiderte das Lächeln und hob den Daumen seiner rechten Hand.
› Du schaffst das. Ich glaube an dich.‹
Da konnte sich Alexis endlich zusammenreißen und begann mit seinem Programm. Im Laufe des Vortrags bemerkte Federico erfreut, dass Alexis sogar die Ratschläge befolgte, mit denen er den Organisten regelrecht bombardiert hatte. Der Prüfungskommission schien es ebenfalls zu gefallen. So viel stand fest. Natürlich war es nicht der ausgefeilte Vortrag eines Konzertpianisten und Federico vernahm noch immer so manche Unreinheit und sogar zwei Fehler, die Alexis jedoch gekonnt zu überspielen wusste. Auf alle Fälle hatte Alexis sein Meisterklasse-Examen mit Bravour bestanden, da brauchte Federico gar nicht erst die Bewertung der Prüfer abwarten. Federico tat es leid, dass er nicht Alexis´ Vortrag an der Orgel mitgehört hatte. Wenn schon der Klavierteil so gut gewesen war, dann war die Prüfung an der Orgel sicherlich überragend gewesen.
Nachdem Alexis seinen Vortrag beendet hatte, stahl sich Federico aus dem Saal. Er rechnete fest damit, dass Alexis ebenfalls nach draußen eilen würde. Federico hatte einen der Hausmeister gefragt, die gelangweilt in einem kleinen Kämmerlein warteten, bis das Vorspiel vorbei war, wie er zum Hintereingang der Bühne gelangen konnte. Gerade trat er ins Freie, hinaus in den strömenden Regen, da stieß Alexis die Tür zum Hintereingang auf. Zuerst ging Alexis stürmisch auf ihn zu, doch dann blieb er unschlüssig vor Federico stehen. Sogar der Regen schien ihm gleichgültig zu sein, der seinen Frack mehr und mehr durchnässte.
»Glückwunsch Alexis«, Federico grinste und zog ihn unter das Vordach, wo es noch einigermaßen trocken war. »Du hast gut gespielt.«
»Danke. Was in den letzten Tagen alles passiert ist...«, begann Alexis.
»Reden wir nicht davon.« Federico hielt inne. »Zumindest nicht jetzt... später.«
»Okay.« Es kam aus vollstem Herzen.
Es regnete noch immer Bindfäden als Federico mit Alexis zurück in die Wohnung des Organisten ging. Alexis hatte kaum noch die Bekanntgabe des Ergebnisses abwarten wollen. Doch natürlich hatten sie noch bis zum Ende bleiben müssen. Dann jedoch waren sie so schnell es ging nach Hause geeilt. Mittlerweile waren sie beide klitschnass und Federico schien es als ob ihm die Kälte bis auf die Knochen reichte. Nichtsdestotrotz lehnte er den Tee ab, den Alexis anbot.
»Vergiss den Tee!«, rief Federico aus und zog Alexis an sich. Dabei küsste er ihn stürmisch und zog ihm das weiße Hemd des Fracks aus dem Hosenbund. Er ließ keinen Zweifel daran, was er in der jetzigen Situation wirklich wollte. Nach einer Woche, die sie getrennt voneinander verbracht hatten, war in ihm der Drang seinen Geliebten zu berühren größer als je zuvor.
Alexis hielt ihn eine gute Armeslänge von sich entfernt, nachdem Federico ihn erfolgreich der Jacke und des Hemdes entledigt hatte. Auch er scherte sich nun nicht mehr um seine nasse Kleidung. Dann er legt eine Hand an Federicos Wange und fuhr mit dem Zeigefinger über die Unterlippe des Pianisten. Federico begann unwillkürlich zu knurren und nahm den Finger zwischen seine Lippen. Er zog Alexis mit in das Schlafzimmer während er sich nun an dessen Hals zu schaffen machte.
Erst als sie vor dem Bett standen, hob er wieder den Kopf. Er sah an Alexis´ Körper hinab und öffnete dessen Hose.
»Alex?«
»Mhm.« Der hatte bereits genießerisch die Augen geschlossen als Federicos Hand in seinen schon ohnehin eng gewordenen Schritt der Hose gewandert war.
»Sag mir... sag mir, wie soll ich dir einen blasen?« Diesen Schritt war Federico bis jetzt noch nicht gegangen. Er hatte ja vor Alexis noch nie mit einem Mann Sex gehabt und kam sich in manchen Punkten wirklich noch vor wie eine blutige, unerfahrene Jungfer. Alexis hatte es bei ihm hingegen schon so oft getan.
Schlagartig riss Alexis‘ seine Augen auf und er schien sich nicht entscheiden zu können, ob er lächeln sollte, weil er sich
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