Holz und Elfenbein
in den nächsten hoffnungslosen Fall!«
»Was?« Frank rutschte nach vorn. »Ist nicht wahr!«
»Doch. Ich dachte, ich wäre noch nicht bereit für was Neues, aber anscheinend ist dem nicht so. Du kennst ihn bestimmt.«
»Wer ist es?«
»Federico Batist.«
»Der Pianist? Du machst Witze.« Frank riss die Augen auf. »Komm schon, Alex. Verarsch mich nicht.«
»Nein, wirklich. Aber das Problem ist: Er ist nicht schwul und er weiß nicht, dass ich es bin und vermutlich würde es ihm nicht einmal im Traum einfallen, dass ein Mann solche Interessen an ihm hegen könnte.«
»Und dir ist es ernst?«
War es das? Alexis war sich ziemlich sicher, dass es mehr war als eine kurze Laune oder eine Art von erotischer Herausforderung, ob er den Pianisten in sein Bett bekommen würde. »Es ist mir ernst«, antwortete er. »Ich will keine kurze Affäre. Es sollte schon etwas Längeres sein.«
»Da hast du dir mächtig was vorgenommen.« Frank stellte die Teetasse auf den Tisch. »Du musst also erst einmal dem Verwirrten die Erleuchtung nahe bringen, den wahren Pfad zeigen. Schwere Aufgabe. Da tut dir ein bisschen Übung heute Nacht richtig gut.«
»Frank, eigentlich will ich gar nicht...«
»Aber ich will, jetzt bin ich schon einmal hier. Außerdem hast du damals für mich das Gleiche getan als Liz mich verlassen hatte. Du bist mit mir bis zum Morgengrauen um die Blöcke gezogen, genau die Art von Therapie, die ich benötigt hatte.«
»Ja und dann bin ich in den Vorlesungen eingeschlafen. Ich erinnere mich noch zu gut daran.« Doch Alexis grinste trotz des Sarkasmus. Es war einfach gut zu wissen, einen Freund wie Frank zu haben. Die schwierigen Jahre ihrer Jugend und das Coming-out hatten sie zusammengeschweißt. Manchmal fragte er sich, ob sie nicht das perfekte Paar abgeben würden. Sie kannten einander, auf körperlicher wie geistiger Ebene. Ihre Interessen waren nicht sehr verschieden und doch, Alexis glaubte, dass es nicht gut gehen würde, vielleicht weil sie sich zu ähnlich waren.
Um Mitternacht standen sie beide schon längst auf der Tanzfläche des angesagtesten Schwulenclubs der Stadt. Wahrscheinlich war es auch der einzige Club dieser Art in der Stadt, so dass der Andrang recht groß war. Der Türsteher hatte sie beide jedoch sofort durchgelassen und dabei hatte Frank ihm noch nicht einmal schöne Augen gemacht. Aber Alexis und Frank gaben einfach ein attraktives Paar ab, wenn sie zusammen waren und sie es darauf anlegten Eindruck zu machen. Einige Runden hatte Alexis auf der Tanzfläche bereits gedreht und er musste Frank recht geben. Es tat ihm wirklich gut. Allein um zu sehen, wie einige der Clubber um ihn herumschwirrten, hungrige Meute, die sich ein Stück von der Beute erhoffte. Es war ein gutes Gefühl noch begehrt zu werden auch wenn er alle Annäherungsversuche brüsk abwies, ruhten doch so manche bewundernde Blicke auf ihm.
Später stand er dann bei der Bar und suchte die Menge nach Frank ab, als er neben sich eine vertraute Stimme vernahm. Eine Stimme mit der er nicht im Geringsten gerechnet hätte. Ganz besonders nicht hier und der die Fassungslosigkeit deutlich anzuhören war, sogar noch inmitten des dumpfen Dröhnens der Beats.
»Alexis? Was tust du hier?«
6
Alexis wandte sich um und er war schon ein wenig überrascht, niemand anderen als Federico dort inmitten der tanzenden Masse zu sehen. Was trieb den Pianist in einen Club der örtlichen Schwulenszene? Federico hatte ihm doch unmissverständlich klargemacht, dass er keineswegs homosexuell wäre. Was machte er also hier?
Doch noch während sie einander musterten – Alexis fiel auf, dass Federico ein sehr eng anliegendes, schwarzes Hemd trug und es betonte seine schlanke Linie sehr vortrefflich, ganz zu schweigen von der Jeans, die einen Tick zu stramm über der Hüfte saß – wandelte sich Federicos Gesichtsausdruck von Überraschung zu einer versteinerten, säuerlichen Mine.
In diesem Moment legte ein Clubber Federico einen Arm um die Schultern. Ein typischer Twinkie: Glatt rasiert, blasse Haut und schmalhüftig. Mit Sicherheit hatte er am Eingang seinen Ausweis zeigen müssen, er hätte gut und gerne als Sechzehnjähriger durchgehen können.
»Hey, wie alt bist du?«, lallte der Twink, sichtlich beflügelt durch den Alkohol.
Federico schien zu perplex zu sein und blickte Alexis Hilfe suchend an.
»Ganz sicher zu alt für dich.« Alexis griff nach Federicos Handgelenk und zog näher ihn zu sich heran um die Besitzverhältnisse
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