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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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ist das einfach seine liebste Tageszeit zum Üben«, meinte Claude und öffnete schon einmal den Weißwein, den sie sich genehmigen wollten.
    »Ich würde darum wetten, dass sein Repertoire sich sogar auf klassische Klavierstücke erstreckt. Er hatte bestimmt lange Zeit Klavierunterricht. Man hört so etwas.«
    »Dann frag ihn doch.«
    »Das werde ich auch tun.«
    »Das hat schon was von einem Stalker, dass du ihn einfach so belauschst.«
    »Ich wollte ihn nicht stören«, verteidigte sich Federico.
    »Ja, klar.« Doch Claude grinste wissend. So als ob ihm Federico bloß nichts vormachen sollte.
    »Was?«
    »Du hast es genossen«, rieb ihm Claude unter die Nase und fuchtelte dabei mit dem Korkenzieher vor Federicos Gesicht herum. »Du hast ihm gerne dabei zugesehen.«
    »Okay, gut, ich gebe es zu. Er spielt aber auch überragend.«
    »Mhm, sicher und sieht auch noch gut aus.«
    »Mensch Claude!«, Federico ließ seinen Ärger am nächsten Stück Fisch aus. »Nur weil du jeden Mann nach seinem Äußeren beurteilst, muss ich nicht das Selbe tun!« Er dachte wieder an die Episode in der Cafeteria und das Ranking, das Claude und Alexis aufgestellt hatten.
    »Aber ich frage mich wirklich, wo er nun steckt«, gab Federico wenig später zu als sie damit begonnen hatten den Reis auf die Algenblätter zu verteilen und zu rollen.
    »Er ist in Prag. Valerie und er sind dort auf einem Meisterkurs.«
    »Oh«, machte Federico. »Das hätte er mir doch sagen können!« Es war ja nicht so, dass er Alexis nur des nachts gesehen hätte. Auch sonst in der Mensa oder bei den Vorlesungen hatten sie nebeneinander gesessen und geredet. Ganz zu schweigen vom Fechttraining, aber selbst da hatte Alexis geschwiegen. Außerdem hingen Claude und Alexis in der letzten Zeit oft miteinander rum, vertraute Alexis jetzt seine Geheimnisse Claude an? Verflucht noch mal, traute ihm Alexis denn nicht mehr?
    Claude musterte Federico. Sah man ihm die Enttäuschung so deutlich an? Ja, es wurmte ihn gewaltig, dass Claude besser über den Aufenthaltsort Alexis‘ Bescheid wusste als er selbst.
    »Ich glaube, es war ein spontaner Entschluss, weil jemand anderes nicht mitkommen konnte«, beschwichtigte Claude.
    »Und weißt du auch, wann sie wiederkommen?«
    »Ich glaube am Wochenende.« Claude zog die Schultern nach oben und beobachtete Federicos Reaktion eingehender.
    »Fedri...« seufzte Claude wenig später. Er haderte sichtlich mit sich und kaute auf seiner Unterlippe. »Ist dir schon einmal in den Sinn gekommen, dass Alexis was von dir will?«
    »Etwas von mir will... Wie meinst du das? Im Sinne von«, er blinzelte. »Im Sinne von was? Dass er mit mir schlafen will? Meinst du das?«
    Da hatte er Claude wohl auf dem falschen Fuß erwischt. »Ähm, nein.« Claude legte das Messer weg. »Ich denke nicht, dass Alexis so jemand ist, der Eroberungen für eine Nacht sucht. Nein, ich dachte daran – das wird jetzt so was von kitschig klingen – dass er womöglich in dich verliebt sein könnte.«
    Sein Herz setzte bei diesen Worten einen Schlag aus, zumindest schien es Federico so. Da er nichts darauf sagte, fuhr Claude fort. »Ich habe euch beide beobachtet. Wie er dich ansieht, wie er von dir spricht. Und so wie du...«
    »Wie ich was?«, presste Federico hervor. Er blickte nur noch starr auf die Arbeitsplatte vor sich. Er konnte sich nicht überwinden Claude anzusehen.
    »Fedri, du hast dich verändert in den letzten Wochen, und das meine ich nicht negativ«, beeilte sich Claude zu versichern. »Unbestreitbar hat Alexis einen guten Einfluss auf dich. Aber auch wie du mittlerweile von ihm redest. Merkst du denn nicht, dass du kaum noch ein anderes Gesprächsthema hast als ›Alexis‹. Alexis geht auch fechten. Alexis spielt Chopin. Alexis kann Porridge kochen.«
    Um seinen Händen eine Beschäftigung zu geben, kratzte Federico die letzten Reste Reis aus dem Topf und versuchte damit eine Kugel zu formen.
    »Mag sein«, gestand er murmelnd. War es in der Tat so offensichtlich für Claude? Er war sich doch selbst nicht sicher und da begann Claude von solchen Dingen zu reden und brachte ihn dabei nur noch mehr ins Wanken.
    »Wieso hast du geglaubt Alexis wollte Sex mit dir?«
    Was sollte Federico dazu noch sagen?
    »Er hat mich geküsst.« Natürlich war Federico nicht so naiv, dass er Sex als unvermeidbare Folge zu einem Kuss, noch dazu ein recht unschuldiger Kuss, sah. Jedoch war er noch nie in der Verlegenheit gewesen von einem Mann geküsst worden zu sein und

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