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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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das Konservatorium nur auf einen Starpianisten versteift und Lucrezia durchaus eine gute Wahl ist. Dass du ihre Eltern sehr schätzt und sie schon so viel für diese Institution getan haben.« Er wedelte mit dem Löffel. »Oder du sagst, du würdest dich gerade intensiv für das nächste Jahr vorbereiten, weil du bereits mehrere Konzerte in Aussicht hast. Und so weiter. Du wirst dem doch ein bisschen Honig ums Maul schmieren können.«
    »Nein, das ist nicht mein Ding. Ich rede lieber freiheraus, was ich denke.«
    »Wenn das so ist, warum rückst du dann nicht mit der Wahrheit raus?«
    Federico atmete hörbar durch die Nase aus, warf einen Blick auf die Uhr und meinte stattdessen: »Schaffst du es dich in einer Viertelstunde fertig zu machen? Ich komme nicht gern zu spät.«
    »Ja, ja.« Alexis stand auf. »Du kannst währenddessen das Geschirr abspülen, okay?« Er grinste.

    Schließlich war es bereits kurz vor neun als sie die Wohnungstür hinter sich verschlossen. Federico balancierte zwei Boxen mit Sandwiches, die Alexis zubereitet hatte, und zwei Kaffeebecher während Alexis nach dem Schlüssel kramte. Alexis schien es nicht im Geringsten zu stören, dass sie zu spät zur Vorlesung kommen würden. Aber wahrscheinlich wurde man als Student einfach mit der Zeit abgeklärter und hielt sich nicht mehr so strikt an die Zeiten, die im Stundenplan verzeichnet standen. Ein Phänomen, das Federico auch an Claude beobachten konnte. Nicht, dass er das nachvollziehen konnte. Zufällig begegneten sie Alexis‘ Nachbarin im Treppenhaus. Es war eine alte Dame, die sie beide misstrauisch beäugte und ihre Gedankengänge schienen gleich in eine ganz bestimmte Richtung zu gehen. Doch Alexis verbiss sich dieses Mal jeglichen zweideutigen Kommentar, worüber Federico sehr dankbar war.
    Auf dem Campus angekommen genehmigte sich Federico zuerst einmal eine Schmerztablette, die er noch in seiner Sporttasche hatte. Alexis hatte ihm nur schweigend dabei zugesehen, sich jedoch ein resigniertes Kopfschütteln nicht verkneifen können.
    Sie kamen in der Tat zu spät in den Hörsaal, aber die Professorin verspätete sich heute ebenfalls. Nichtsdestotrotz waren alle Augen auf sie gerichtet als sie den Saal betraten. Federico wollte sich schon in der ersten Reihe niederlassen als ihn Alexis buchstäblich am Kragen packte und ihn weiter mit nach hinten zog. Dort saß auch Claude, der nicht minder überrascht war, die beiden so zu sehen und räumte den Platz neben sich frei.
    »Wo warst du heute Nacht?«, fragte er gleich, sobald sich Federico gesetzt hatte.
    »Bei Alexis«, antwortete er und bemerkte mit einem schadenfrohen Grinsen, dass besagter Alexis sich langsam, mit Bedacht, auf den harten Klappstühlen niederließ. Er schien einen ausgewachsenen Muskelkater zu haben. »Alles in Ordnung?«, fragte Federico süffisant.
    Doch dies wurde ihm sofort mit gleicher Münze heimgezahlt.
    »Wirklich Federico, mir tut mein Hintern weh. Musstest du mich gestern so hart rannehmen?«
    Nicht nur Claude blickte sie entgeistert an. Auch etliche Köpfe der Studenten vor ihnen drehten sich zu ihnen um. Federico spürte wie ihm das Blut in den Kopf schoss und Alexis wiederum grinste in seinen Kaffeebecher hinein.
    »Gibt es da etwas, was ich wissen müsste?« Claude stieß ihn mit seinem Kugelschreiber in die Rippen.
    »Nein! Jetzt hör schon auf. Wir sind uns gestern im Fechtclub über den Weg gelaufen und haben uns ein Gefecht geliefert.« Er sagte es so laut, dass es auch die anderen hörten. Nicht, dass irgendwelche Gerüchte in Umlauf kamen. Das wäre ja noch schöner. »Ich bestehe übrigens auf die Revanche«, wandte er sich an Alexis, der nickte nur.
    »Ach so. Du fechtest auch?« Claude musterte den Organist abschätzig. »Na, das erklärt deinen knackigen Hintern.«
    Wenigstens sagte er es so leise, dass sich dieses Mal niemand nach ihnen umdrehte. Federico legte den Kopf auf die verschränkten Arme und schloss die Augen. Wie gut er Claude doch kannte. Auf diesen Kommentar hätte er wetten können.
    »Danke für das Kompliment Schwester.«
    Federico hörte die beiden sich mit ihren Kaffeebechern zu prosten und schüttelte stumm den Kopf. Was für Freunde hatte er sich nur ausgesucht?
    »Jederzeit wieder... Schwester.« Claudes Grinsen in seiner Stimme war unüberhörbar. »Ah, ich habe es geahnt«, raunte er. »Federico, du hättest es mir ruhig sagen können, dass Alexis und ich in der selben Liga spielen!«
    Federico wurde von einer Antwort

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