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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Konservatorium gekommen war. Irgendwie fühlte er sich zurückgesetzt, dass Federico es nicht für notwendig erachtet hatte, ihn früher zu informieren. Gerade auch weil sie einen Programmpunkt hatten gemeinsam bestreiten sollen und Alexis nun gezwungen gewesen war, kurzfristig umzudisponieren. Nun er war ein Profi und hatte genügend Konzerterfahrung um zu wissen, dass man immer ein bis zwei Stücke in Reserve haben musste. Demnach war es ihm keine große Bürde gewesen zusätzlich zu seinem Arrangement der ungarischen Rhapsodie, die ja auf dem Programm gestanden hatte, noch ein weiteres Stück zu spielen. Zuerst hatte er an etwas von Vierne gedacht, dann aber seinen Entschluss geändert und hatte eine Version der Filmmusik von Fluch der Karibik auf der Orgel gespielt. Keine Frage waren die ganzen jungen Studenten unter dem Publikum hin und weg gewesen, hatten sich die Finger wund geklatscht und sogar noch während des Konzerts nach einer Zugabe verlangt. Solche Stücke kamen immer gut an, wie Alexis aus Erfahrung wusste. Die Professoren hatten es besonnener gesehen, aber selbst Professor Stevens hatte ihm auf dem Empfang ein Lob ausgesprochen.
    Die anwesenden Leute von der Presse hatten ihn gleich interviewen wollen und gerade eben verabschiedete er sich von dem letzten Reporter. Für ihn hätte es nicht besser laufen können, aber das hatte er immerhin nur der Tatsache zu verdanken, dass Federico nicht hatte auftreten können. Wahrhaftig kein guter Tausch.
    Erneut blickte er zu Federico während er sich von einem an ihm vorbeilaufenden Kellner ein Glas Sekt nahm. Er hatte schon eine ganz trockene Kehle vom vielen reden. Je länger er Federico so beobachtete und je intensiver er über die Situation nachdachte, wurde Alexis klar, dass sein Freund alles andere als mit offenen Karten spielte. Mittlerweile glaubte er Federico doch ganz gut einschätzen zu können und so wichtig wie dem Pianisten dieses Konzert gewesen war, da wäre eine dermaßen unglückliche Verletzung am Finger einem Weltuntergang gleichgekommen. Federico hätte nichts unversucht gelassen, um irgendwie am Flügel sitzen und spielen zu können. Falls doch nicht, dann wäre er niedergeschlagen und zutiefst traurig gewesen. Federico jedoch plauderte angeregt mit seiner früheren Professorin und stellte sie den anwesenden Dozenten vor.
    Wobei Federico sehr attraktiv aussah, wie er so dastand. Alexis konnte nicht umhin diesen Umstand zu bemerkte. Mit dieser schwarzen Hose, dem marineblauen Hemd, das einen schmalen Schnitt hatte und dessen Farbe sehr gut zu dem Blond seiner Haare passte. Das Jackett hatte Federico im Laufe des Abends abgelegt. Er trug eine schmale Krawatte und hatte die Haare streng nach hinten gekämmt. Er sah mehr wie ein Yuppie oder Banker, denn als der Pianist aus den Alexis kannte. Außerdem trug Federico weiße Handschuhe, um den Besuchern den Anblick des Verbandes zu ersparen. Die Erklärung Federicos wie es zu diesem Schnitt im Finger gekommen war... nun Alexis befand, dass Federico sie zu schnell und perfekt vorgebracht hatte. Fast so als ob er schon lange darüber nachgedacht hatte, welche Worte er wählen sollte.
    Aber warum sollte Federico die Verletzung vortäuschen? Sicher würde ihn niemand entlarven, wer würde schon sein Wort anzweifeln und einen Blick unter den Verband werfen wollen, oder fordern, dass er die Handschuhe auszog. Alexis vermutete stark, dass dies möglicherweise mit Federicos Unsicherheit gestern Abend zusammenhing. Er hatte Alexis angerufen, hatte stellenweise so niedergeschlagen geklungen, dass er am liebsten zu Federico ins Konservatorium gefahren wäre. Möglicherweise war gestern noch irgendetwas vorgefallen.
    Am Mittag im Bistro war noch alles in bester Ordnung gewesen, sogar das Outing vor Klara hatte Federico gut weggesteckt. Eine Tatsache, die Alexis sehr gefreut hatte. Keine Frage.
    Doch seit dem Abend schien Federico etwas zu belasten.
    Dann plötzlich als er Federico weiter so musterte, bemerkte er es. Niemand sonst würde diese subtile Änderung in der Haltung Federicos bemerken. Er verschränkte die Arme auf eine Art und Weise die ganz unbewusst seine rechte Hand schützte.
    Mit der rechten Hand hatte Federico doch zu der Zeit als Alexis gerade ans Konservatorium gekommen war Probleme gehabt. Waren die Beschwerden etwa wieder aufgetreten und so schlimm, dass Federico außer Stande war zu spielen? Auch Federicos Verhalten, der Versuch die erneuten Probleme zu vertuschen, würde ins Bild

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