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Holz und Elfenbein

Holz und Elfenbein

Titel: Holz und Elfenbein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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mechanischen Modelle schöner. Wo man noch an einer Feder drehen musste, um es aufzuziehen und man mit einem Gewicht, die Schlagzahl einstellen konnte. Doch in Federicos gegenwärtiger Situation hätte er sich alles andere als über das Geschenk gefreut. Das alles ging Alexis durch den Kopf während Federico das Geschenkpapier entfernte und skeptisch den Schriftzug musterte, der darunter zum Vorschein kam.
    »Omega?« Federico schwante etwas. Omega, das war doch die Marke dieser sündhaft teuren Uhren. »Du hast doch nicht etwa?«
    »Mach es auf.«
    Zögerlich gehorchte Federico und war sichtlich sprachlos als er die Uhr sah, die im Inneren des Karton auf einem Lederkissen ruhte. Alexis nahm das gute Stück heraus und legte sie Federico an. »Es ist nicht nur irgendeine Uhr. Sondern das Modell, das Daniel Craig damals in Casino Royale getragen hat.«
    »Oh mein Gott.« Federico fasste sich an die Stirn. »Das ist... ja ich erinnere mich daran. Ich war gerade aus New York zurückgekommen und saß mit Claude im Bistro. Und da bist du mit Valerie zusammen durch die Tür gekommen. Hast ihr die Tür aufgehalten, den Stuhl zurechtgerückt und dein Sandwich mit Messer und Gabel gegessen, statt es einfach so in die Hand zu nehmen. Der perfekte Gentleman.« Er küsste Alexis.
    »Daran erinnerst du dich noch?« Alexis selbst wusste nicht mehr, dass er an diesem Nachmittag ein Sandwich bestellt hatte.
    »Ja natürlich! Dann habt ihr angefangen über deine Uhr zu reden und Claude hat Bemerkungen über deinen Hintern gemacht. Ich habe gedacht, ich höre nicht recht! Ich dachte schon, Claude macht dich an. Ich wusste nicht, dass ihr nur mit Filmzitaten um euch geschmissen habt.« Federico wusste auch noch, wie peinlich es ihm gewesen war.
    »Selbst wenn Claude mich angemacht hätte, damals hatte ich mich schon längst in dich verliebt.« Sie lehnten Stirn an Stirn und Alexis legte eine Hand in Federicos Nacken.
    »Wann hast du dich in mich verliebt?«, fragte Federico flüsternd als ob er die zärtliche Stimmung durch seine Worte nicht wieder zerstören wollte.
    »Schon als wir das erste Mal miteinander gesprochen haben. Im Vorzimmer des Dekans.«
    »Liebe auf den ersten Blick?«
    »Mhm, ja... Weinst du?«
    Federico kullerten zwei Tränen über die Wangen und Alexis wischte sie weg. Unendlich sanft und langsam küsste er Federico, der brauchte kein Wort zu sagen, Alexis wusste auch so, dass er gerührt war vor Dankbarkeit.
    Wenig später blickte Federico wieder hinab auf die Uhr. »Sie ist wirklich sehr schön. Aber doch sicher auch sehr teuer.« Aber sie gefiel ihm! Irgendwie schick, elegant, aber auch so... männlich.
    »Darüber mach dir bitte keine Sorgen. Sie steht dir gut und es würde mich freuen, wenn du sie trägst.«
    »Gerne.« Federico lächelte schelmisch: »Ich habe Casino Royale übrigens immer noch nicht gesehen.«
    »Oh, diese Bildungslücke sollten wir aber dringend schließen.«

18

    Natürlich würden es seine Eltern nie zugeben, aber insgeheim waren sie glücklich, dass Alexis zu seinem Freund stand und deshalb in Genf geblieben war. Wobei ›glücklich‹ wahrscheinlich nicht das passende Wort war. Stolz oder zufrieden, das traf es besser, dass er Verantwortung übernahm und eine feste Partnerschaft in Erwägung zog. Wenn er hetero wäre, hätte er sich wohl oder übel schon längst so einem Gespräch stellen müssen. Ob er nicht endlich heiraten und sesshaft werden wollte. Es war amüsant, jetzt mit Federico an seiner Seite konnte er sich dies sogar vorstellen, obwohl er noch vor einem Jahr gesagt hätte, er wolle nie eine schwule Kopie der bürgerlichen Ehe und Familie werden. Doch wie so vieles im Leben schien es einfach eine Frage des richtigen Partners zu sein.
    Sein ›richtiger Partner‹ stellte vor ihm eine Tasse Tee auf den Tisch und küsste ihn im Vorbeigehen auf den Kopf, ganz selbstverständlich als ob sie schon lange zusammenleben würden. Alexis beobachtete wie Federico zur Couch ging und sich dort niederließ. Er selbst saß in der Küche vor dem Laptop und wartete nur darauf, dass seine Schwester online ging. Federico hatte dankend abgelehnt als Alexis ihn gefragt hatte, ob er mit Catherine sprechen wollte.
    Der Arme. Die Erinnerung an das Gespräch mit Alexis‘ Eltern war wohl noch zu frisch. Wobei es gut gelaufen war, wie Alexis befand. Natürlich war die Unterhaltung schleppend und steif gewesen, doch das war ja durchaus nicht ungewöhnlich. Alexis wusste nicht, wessen Herz heftiger

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