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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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viel beliebter – waren die Sportler. Christine allerdings erkannte die meisten davon nicht mal, wenn sie direkt vor ihr standen. Bis auf Georg Hackl, von dem hing nämlich ein großes Bild am Ortseingang von Bischofswiesen. Er war so eine Art Maskottchen des inneren Landkreises und nicht nur bekannt, sondern auch außerordentlich beliebt. Wann immer irgendwo ein Aushängeschild gebraucht wurde, stellte er sich zur Verfügung. Bei jedem Seefest gab er Autogramme, bei jedem Sportereignis beantwortete er die Fragen der Reporter, stand bei Faschingsumzügen auf Treckeranhängern und fungierte als Werbeträger, nicht nur wenn mal wieder eine Olympiabewerbung anstand, sondern auch für lokale Geschäfte. Und wenn es galt, Hochschwarzeck eine neue Rodelbahn zu bauen, dann stand da garantiert später ein Schild, dass Hackl Schorsch diese Bahn mitgeplant habe. Am Anfang seiner Karriere hatte man ihn im Fernsehen untertitelt, weil Norddeutsche sonst kein Wort verstanden hätten. Inzwischen schrieb er sogar Kolumnen und kandidierte für den Kreistag.
    Um zehn war es Zeit für die Wochenlage, die wöchentliche Besprechung aller Oberärzte und Stationsleiter. Auf diesen Besprechungen ging es in erster Linie um neue oder schwierige oder wichtige Patienten, manchmal auch um neue Richtlinien oder Sparbefehle aus der Zentrale. Denn die Klinik gehörte zu einem großen Verbund, einem Gesundheitskonzern, wie sie immer stärker die Krankenhauslandschaft in Deutschland dominierten.
    Die Filiale in der Schönau hatte jedoch durch die hohe Anzahl einheimischer Patienten gute Karten. Hier sprach sich alles sehr schnell herum, daher konnte man sich keine übertriebene Sparsamkeit leisten. Aus Kliniksicht war es außerordentlich günstig, dass die Berchtesgadener sich alle naselang bei diversen Sportarten Arme und Beine brachen, Kreuzbänder rissen und Wirbel verschoben. Viele waren schon zum dritten oder vierten Mal hier. Und kaum konnten sie wieder auf zwei Beinen stehen, ging es auch schon zurück an Felswände und auf Skipisten. Das Schöne war, dass die meisten ihre Verletzungen nicht weiter tragisch nahmen. Die gehörten einfach dazu. Deshalb war in der großen Sporthalle, wo man sich nachmittags nach den Anwendungen zum Training traf, oder auch in der Cafeteria oft Highlife.
    Christine schaute in den Spiegel, der über dem Waschbecken in ihrem Büro hing, und versuchte, in ihre widerspenstigen, krausen roten Haare so etwas wie die Illusion einer Frisur zu bürsten. Dann machte sie sich auf den Weg zur Besprechung in den Verwaltungstrakt.
    Dort gab es nicht viel Neues, außer dass Alois Seiler avisiert wurde, der Betreiber der Jennerbahn. Er lag noch im Kreiskrankenhaus. Anscheinend hatte er neben den Rippenbrüchen nur eine Gehirnerschütterung und diverse Platzwunden, die genäht wurden.
    Natürlich wurde ihr auch Georg Zilinsky besonders ans Herz gelegt. Zum einen in seiner Eigenschaft als Multiplikator und Funktionsträger, zum anderen weil sie die Einzige in der Klinik war, die überhaupt etwas für ihn tun konnte. Er hatte ja keine physischen Verletzungen. Und weitere Psychotherapeuten gab es nicht. Sie war zwar Leitende Oberärztin und offiziell Leiterin der psychosomatischen Abteilung, aber das bedeutete nicht, dass es unter ihr weitere Spezialisten für Psychosomatik oder Psychotherapie gegeben hätte. In erster Linie ging es in dieser Klinik um die physische Wiederherstellung. Eine optimierte Psyche bekam man nur als Zuckerl obendrauf.
    Christine sagte also zu, gleich am nächsten Tag einen Termin für Zilinsky freizuschaufeln und ihn ab da dreimal die Woche einzuplanen. Natürlich würde sie auch Alois Seiler bestens betreuen, wenn er denn anrückte. Viel mehr wurde nicht besprochen, und schon eine Viertelstunde vor ihrem Elf-Uhr-Termin war Christine wieder in ihrem Büro. Aus dem Fenster sah sie auf die Wiese, auf die letztes Jahr der Gleitschirmflieger gefallen war. Dahinter erhoben sich der Hohe Göll und das Skigebiet am Jenner.
    Das alles kam ihr inzwischen sehr vertraut vor. Seit sie den Talkessel nicht mehr abends verließ, hatte sich einiges verändert in ihrem Verhältnis zu Berchtesgaden und den Berchtesgadenern. Nur die feinen Unterscheidungen, die hier zwischen den einzelnen Gemeinden – Berchtesgaden, Schönau am Königssee, Ramsau – gemacht wurden, waren ihr nicht zu eigen geworden. Für sie war das alles einfach Berchtesgaden, wie für die Urlauber auch.
    Kein einziger Arzt in der Klinik stammte aus dem

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