Holzhammer 02 - Teufelshorn
genau da komm ich auch nicht weiter», sagte Hias resigniert.
«Und hast du überhaupt schon mit dem Holzhammer über all des g’redt?»
«Ich hab mit dem überhaupt nix g’redt. Der hat mich verhaftet wie an Verbrecher, vor meiner Frau.»
Der Hias war also doch ziemlich neben der Spur, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Jedenfalls hatte er Holzhammer die Verhaftung ziemlich übelgenommen. Andererseits war es auch schwer, das nicht persönlich zu nehmen.
Matthias fand sich in der ungewohnten Rolle, den Bürgermeister beruhigen zu müssen: «Ich versteh dich, des werd scho. Jetzt am Wochenende kriegt’s eh niemand mit, und am Montag muss es auch noch keiner erfahren. Ich red mit ’m Holzhammer und mit meiner Christine, bei der ist der Seiler in der Klinik. Vielleicht finden wir was raus. Und wenn es über den Gössl irgendwas gibt, dann finden wir das auch raus. Weißt, als Banker hab ich da ja auch gewisse Möglichkeiten.»
Es war das erste Mal, dass Matthias diese Tatsache einem Außenstehenden gegenüber erwähnte. Dass seine Einsichten überhaupt erst zur Verhaftung des Cousins geführt hatten, erwähnte er aber lieber nicht.
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7
Auf dem Rückweg rauschte Matthias grußlos an Holzhammers Zimmer vorbei. Aber seine Schritte hallten laut genug, um seinen Abgang zu verkünden.
Holzhammer war inzwischen klargeworden, dass er schleunigst etwas unternehmen musste. Es war Zeit, die letzten Ressourcen zu aktivieren. Auf seinen Vorgesetzten konnte er nicht zählen. Und auch sonst auf niemand, weil sonst niemand da war. Denn als Dr. Klaus Fischer damals seine Verbannung aus München nach Berchtesgaden akzeptiert hatte, da hatte er eine Bedingung gestellt: dass sein Verbannungsort von der einfachen Polizeiinspektion zur Kriminalstation erhoben wurde. Das war ihm zugestanden worden. Man hatte ihn auf ein paar kurze Lehrgänge geschickt und ihm den Rang eines Kriminalhauptkommissars verliehen. Eines Tages mit der Aufklärung eines schwierigen Falles zu glänzen war die einzige Chance von Dr. Fischer, jemals wieder einen Fuß auf die Karriereleiter zu bekommen, von der er so unrühmlich abgestürzt war. So war er nun Leiter der Polizeiinspektion und gleichzeitig seine eigene Kripo. Dass er dieser Rolle nicht gewachsen war, hatte er allerdings im letzten Jahr bereits eindrucksvoll bewiesen.
Holzhammer sah sich daher gezwungen, nunmehr zum Äußersten zu greifen. Er blickte auf die Uhr. Es war inzwischen Nachmittag. Samstagnachmittag. Der Horror. Aber es musste sein. Holzhammer machte sich auf den Weg zum Tengelmann.
Normalerweise mied er diesen Supermarkt wie der Teufel das Weihwasser, zumindest zu den Zeiten, in denen seine Frau die Kasse hütete. Er war der Meinung, dass es seine Autorität untergrub, wenn sie ihm vor aller Ohren Anweisungen zur Müllbeseitigung erteilte oder darauf aufmerksam machte, dass seine Uniform einen großen Fettfleck aufwies.
Auf der anderen Seite war ihre Zentralposition zwischen Klatsch und Tratsch ideal geeignet, um unauffällig Auskünfte aller Art einzuziehen. Vielleicht kaufte die Ehefrau von Zilinsky ja diesen Nachmittag noch ein paar tiefgekühlte Semmeln für das Sonntagsfrühstück. Oder die Frau von Max Saumtrager brauchte noch gemischten Aufschnitt und ließ mehr raus als der Ladenbesitzer selbst, der es sich natürlich mit niemand verderben wollte. Auch Seiler hatte eine Ehefrau. Und sie alle hatten zahllose Verwandte …
Während seine Frau Marie an der Kasse saß, konnte sie natürlich nicht am Handy telefonieren. Deshalb war persönliches Erscheinen angesagt. Holzhammer machte sich zu Fuß auf den Weg.
Von der Maximilianstraße aus war der Watzmann ganz nah. Vor dem Kiosk mit den Filzhüten aus Fernost und den Kuschelsteinböcken mit Plüschhörnern kamen ihm zwei Mädchen entgegen, die artig grüßten. Er hatte sie vor einigen Wochen im Müllermarkt abgeholt, wo sie beim Diebstahl eines Lippenstifts erwischt worden waren. Dann kam das Geschäft, dessen Inhaberin auf einen schrägen Finanzbetrüger hereingefallen war. Geradeaus der Optiker, bei dem ein Kunde aus Norddeutschland ein teures Fernglas fallen gelassen und dann nicht dafür hatte bezahlen wollen.
Bei dem Restaurant drüben hatte es auch schon mal Ärger gegeben. Ein Gast hatte sich beschwert, weil das «Wiener Schnitzel» aus Schwein bestand. Dann durfte es von Rechts wegen nur «Wiener Art» heißen. Das sollte man als Gastwirt eigentlich wissen.
Eine Gruppe Asiaten
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