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Holzhammer 02 - Teufelshorn

Holzhammer 02 - Teufelshorn

Titel: Holzhammer 02 - Teufelshorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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herbeizurufen pflegt.
    Zu Fuß ging es weiter bergab. Christine mühte sich, so schnell wie möglich zu gehen, aber ihr tat alles weh, sie schnaufte und keuchte. Bis sie und ihr persönlicher Retter beim Auto waren, hatten die anderen offensichtlich schon alles wieder eingepackt. Jetzt erfuhr sie auch, was ein Pinzgauer war: ein ziemlich großes Geländefahrzeug mit hoher Bodenfreiheit. So hoch, dass Christine Mühe hatte hineinzuklettern. Als Letzter stieg der Mann ein, der ihr heruntergeholfen hatte. Der musste sich selbst ja blitzartig abgeseilt haben. Warf er ihr misstrauische Blicke zu, oder bildete sie sich das nur ein?
    Beim Parkplatz stieg Christine in ihr eigenes Auto um. Sie wurde aufgefordert, hinter dem Pinzgauer herzufahren, um auf der Wache noch ihre Daten fürs Protokoll anzugeben.
    Am Eingang der Bergwacht fielen ihr zahlreiche Bierkisten auf. Am liebsten hätte sie ein Foto gemacht, aber sie traute sich nicht. Nachdem Christine das Protokoll unterschrieben und den halben Inhalt ihrer Geldbörse für die Bergwacht gespendet hatte, stieg sie endlich in ihr Auto, um heimzufahren.
    Als sie in der Schönau ankam, war es vier Uhr in der Frühe. Natürlich war Matthias noch wach. Obwohl Christine selbst todmüde war, sah sie ihm an, was er die letzten Stunden durchgemacht haben musste – vielleicht mehr als sie. Doch kein Wort des Vorwurfs kam über seine Lippen. Er nahm sie nur fest in den Arm. Dann fragte er: «Willst du noch duschen?»
    «Nur schlafen.»
    Dann fielen sie direkt ins Bett.

    Als drei Stunden später Christines Wecker klingelte, überlegte sie einen Moment lang, ob sie sich krankmelden sollte. Sie würde an diesem Dienstag sowieso zu nichts zu gebrauchen sein. Aber nein, es war schließlich ihre eigene Schuld. Sie würde den Tag durchstehen. Ein Tag ohne Schlaf ging schon mal. Wenn es nicht zur Gewohnheit wurde …
    Beim Zähneputzen fiel ihr etwas ein. Halb angezogen, ein Handtuch um den Kopf gewickelt, rief sie Holzhammer auf dem Handy an. Sie hatte keine Ahnung, ob er Dienst hatte oder nicht.
    «Grüß dich, Christine», antwortete er, halbwegs munter. «Hast schon gehört, was gestern passiert ist?»
    «Das wollte ich eigentlich dir erzählen, was gestern passiert ist», antwortete sie. Irgendwie spielte ihr der Schlafmangel anscheinend seltsame Streiche.
    Kurze Zeit später hatten sie die Sache aussortiert. Christine war im Bilde, dass Alois Seiler tot war, wahrscheinlich ermordet, die Todesursache: ein Traktor. Und Holzhammer war im Bilde, dass Christine bei einem Bergwachtler ein Tuch gesehen hatte, das vor einer Woche noch um den Hals von Hilde Stranek geknotet gewesen war. Ergänzend berichtete Christine von ihrer Beobachtung damals am Klettersteig – als die beiden sich so verstohlen gegrüßt hatten.
    «Da werd ich heut wohl noch a mal zur Bergwacht müssen. Super, dass wir weiterkommen. Aber du bringst di ned mehr a so in Gefahr, gell, das versprichst mir.»
    «Das hab ich schon Matthias versprochen», antwortete Christine. Gleichzeitig wusste sie, dass dieses Versprechen möglicherweise nicht zu halten war. Sie hatte nicht vor, ihre Zeit in den Bergen zukünftig auf Forstwegen zu verbringen.
    «Apropos Matthias, wie wär’s, wenn wir uns später zu dritt bei Manu treffen?», fragte Holzhammer. «Ich hab heut reichlich Programm, da wär a gepflegtes Weißbier am Abend grad recht.»
    «Sicher, ich frag ihn. Er kommt bestimmt gern mit», sagte Christine.

    Kaum hatten sie sich verabschiedet, da arbeitete Holzhammers oft unterschätztes Gehirn bereits auf Hochtouren. Endlich hatte es neues Futter. Hilde Stranek und einer von der Bergwacht. Christine hatte gesagt, die hätten sich am Grünstein gegrüßt, wie in geheimem Einverständnis. Wahrscheinlich hatte sie eine Affäre mit ihm, sie sollte ja kein Kind von Traurigkeit sein. So weit brauchte man kein Einstein zu sein.
    Aber warum war er nicht früher darauf gekommen, dass sie die Mörderin sein konnte? Weil Frauen nicht mordeten? Nein, weil Frauen ihre Männer nicht vom Berg stießen. Vom-Berg-Stoßen war Männersache. Aber Hilde Stranek war eine sportliche Frau, groß, schlank, muskulös. Und ihr Mann, nach allem, was man so hörte, eher einer für Passivsport. Holzhammer musste zugeben, dass das auch für ihn selbst leider inzwischen zutraf. Er würde die Teufelshörner jedenfalls in diesem Leben nicht mehr überschreiten. Stranek hatte es vorgehabt, war aber nur bis zur Hälfte gekommen. Dann hatte Hilde ihren Mann –

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