Holzhammer 02 - Teufelshorn
eigentlich will.»
Fischer runzelte die Stirn. Sein Untergebener hatte auch auf alles eine Antwort. «Also gut, du redest mit dem Einsatzleiter. Der ist ja üblicherweise nicht am Berg dabei, oder?»
«Nein, der Einsatzleiter ist derjenige, der in der Wache sitzt und telefoniert», bestätigte Holzhammer. «Der ist also tuchmäßig unverdächtig.»
«Also gut, dann mach es so», sagte Fischer.
Holzhammer kam diese Formulierung irgendwie bekannt vor. Sagte das nicht immer der Kapitän der Enterprise? Egal. «Bin schon weg. Nur noch eine ganz kleine Bitte: Könntest du noch einen Auftrag für die Spusi schreiben? Rückdatiert auf gestern?»
Fischer stöhnte. «Also schön. Aber nächstes Mal werde ich vorher informiert, verstanden?»
Holzhammer nickte unbestimmt, es konnte auch ein Abschiedsgruß sein. Dann ging er hinaus.
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12
Auf dem Weg zur Bergwacht fiel Holzhammer ein, dass ja eigentlich alles viel einfacher war: Wenn er sich zusätzlich die Namensliste vom gestrigen Einsatz besorgte, dann konnte er alle ausschließen, die nicht an beiden Einsätzen beteiligt waren. Und Christine hatte gesagt, dass nur zwei Retter bei ihr ganz oben gewesen waren. Wenn er also rausfand, wer bei dem Einsatz welche Aufgabe gehabt hatte, dann hatte er nur noch maximal zwei Verdächtige.
Er ärgerte sich, dass er da nicht früher draufgekommen war. Gleichzeitig freute er sich, dass er zumindest früher draufgekommen war als Fischer. Jetzt war noch wichtig, bei der Bergwacht keine Pferde scheu zu machen. Er durfte seine Nachfrage nicht zu dringend machen und auf keinen Fall raushängen lassen, nach welchem Zusammenhang er suchte. Er musste den richtigen Mann erwischen, bevor der den geringsten Verdacht schöpfte und etwa das ominöse Tuch verschwinden ließ. Das Tuch brauchte er unbedingt, es stellte die Verbindung zur Stranek her. Christine hatte gesagt, dass sie kurz geglaubt hatte, der Bergwachtler hätte ihr Stutzen bemerkt. Aber das konnte Einbildung gewesen sein, sie hatte schließlich ziemlich unter Stress gestanden, und es war dunkel gewesen.
Die Bergwacht war zu dieser Jahreszeit Tag und Nacht besetzt. Holzhammer parkte und schlenderte am Pinzgauer vorbei zur Tür hinein. Zuerst kam ein kleiner Vorraum, in dem jede Menge Bierkästen standen, dann ein Raum mit Regalen und Haken voll mit allen erdenklichen Ausrüstungen und ganz hinten das kleine Büro des Einsatzleiters. Der grauhaarige Ramsauer war im Talkessel bekannt wie ein bunter Hund. Er war jahrelang deutscher Skitourenmeister gewesen und betrieb passenderweise die Ramsauer Skischule. «Servus, Obrigkeit», sagte der Einsatzleiter, «was verschafft mir die Ehre?»
«Ich brauch noch a paar Auskünfte über die Bergung vom Stranek», sagte Holzhammer und bemühte sich, völlig gleichgültig zu wirken. «Ich find’s a bissl überflüssig, aber mei Chef hat mich verdonnert, in des Protokoll genau eini zum schreibm, wer an dem Einsatz beteiligt war. Ich brauch also die Namen.»
«Ka Problem, is ois im Computer. Mir gem die Namen nur ned an die Öffentlichkeit.» Der Einsatzleiter tippte schon auf der Tastatur.
«Ich weiß schon, ist ja bei Polizeieinsätzen genauso», stimmte Holzhammer zu und schaute treuherzig. Das konnte er gut. Und während der Einsatzleiter das Dokument ausdruckte, bemerkte er, wie um Konversation zu machen: «I hab gehört, dass ihr gestern Nacht schon wieder einen schwierigen Einsatz hattet. Warst du da auch schon hier?»
«Na, irgendwann muss auch a Bergwachtler mal schlafen. Des war der Sepp.»
Holzhammer hatte keine Ahnung, welcher Sepp gemeint war, die gab’s ja wie Sand am Meer. Es war auch egal. Er musste irgendwie die Kurve zu der zweiten Namensliste kriegen. Aber er war sich absolut sicher, dass der Bergwachtler seine Kollegen warnen würde, wenn er Verdacht schöpfte. Wenn man sich jahrelang gegenseitig am Berg sein Leben anvertraute, dann machte man so was. Hätte er selbst auch gemacht.
Der Einsatzleiter gab ihm das Blatt mit den Namen. Holzhammer fragte: «Wie ist das eigentlich, sind in einer Mannschaft immer die gleichen Leute drin? Oder wechselt das durch?»
«Na, des is ganz unterschiedlich. Wer grad Bereitschaft hat, hockt deshalb ja ned hier in der Wache herum. Die haben Funk, und wenn ein Einsatz hereinkommt, ruft der Einsatzleiter von den Leuten, die Bereitschaft haben, diejenigen, die er für den Einsatz braucht.»
«Ah, es macht also ned a jeder ois?», fragte Holzhammer interessiert.
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