Holzhammer 02 - Teufelshorn
des Bergwachtlers: abgehakt. Die Spuren von dem Karabiner aus dem Traktor: abgehakt. Die zwei mussten nur noch miteinander verglichen werden. Was dringend fehlte, war immer noch das Tuch. Dann fiel ihm ein, dass es nicht schlecht wäre, eine schriftliche Aussage von Christine zu haben. Er rief sie an.
«Klar kriegst du eine Aussage von mir. Hast du den Mann denn inzwischen identifiziert?»
«Ja, sehr wahrscheinlich. Es gibt nur einen, der bei beiden Einsätzen dabei war. Ich hab gerade zwoa Leit hingeschickt, um ihn aufzuklauben.»
«Wär noch interessant, ob der sich bei dem Einsatz irgendwie vorgedrängt hat», sagte Christine.
«Wie meinst du das?», fragte Holzhammer.
«Na ja, dass er unbedingt als Erster bei der Leiche sein wollte, um das Tuch einzusammeln. Er muss informiert gewesen sein. Warum hätte er das sonst tun sollen.»
«Na, weil er einfach das Tuch erkannt hat. Und sich seinen Teil gedacht.» Während Holzhammer das sagte, fiel ihm selbst auf, dass Christines Theorie etwas für sich hatte.
«Also, wenn ich du wäre, würde ich die Handyanrufe der lieben Frau Stranek checken», sagte Christine.
«Da oben ist doch gar kein Empfang», antwortete Holzhammer. Dass an der Wasseralm kein Handyempfang war, wusste er genau. Daraus hatte er automatisch geschlossen, dass weiter oben auch keiner war. Als er früher dort herumgekraxelt war, hatte es noch keine Handys gegeben.
«Doch, ich weiß es sicher», sagte Christine. «Ich war ja im Sommer selbst oben. Ich hab zwar nicht die Überschreitung gemacht, das hab ich mich nicht getraut. Aber ich war am Gipfel vom Großen Teufelshorn und hab von dort bei Matthias angerufen. Über Österreich natürlich. Man sieht ja da oben praktisch bis nach Tenneck.»
«Super Tipp, das muss ich sofort checken», sagte Holzhammer. Und wusste gleichzeitig, dass es mit «sofort» Essig war. Anrufliste bedeutete Fischer und Staatsanwalt. Außerdem musste man erst einmal die Handynummer der lieben Frau Stranek herausbekommen. Aber das konnte jemand anders machen. Holzhammer wuchtete sich hoch, um einen weiteren Kollegen darum zu bitten. Durch persönliches Erscheinen konnte er der Order mehr Druck verleihen.
Kaum war er wieder an seinem Schreibtisch, da meldete sich einer der beiden jungen Kollegen, die er zum Verdächtigen geschickt hatte: «Da Grubei is ned dahoam. Und neamds woaß wos.»
Holzhammer fragte, ob sie bei den Nachbarn gewesen wären. Ja, waren sie. Der Gruber lebte allein, und kein Nachbar hatte eine Ahnung, ob er am Berg war oder sonst wo. Aber gut, der würde sich schon wieder anfinden. Im Talkessel gingen die Leute nicht verloren. Am Berg manchmal schon.
Holzhammer fiel ein, dass die Bergwachtler ja alle Funk hatten. Sollte er den Einsatzleiter unter irgendeinem Vorwand bitten, den Grubei anzufunken? Vielleicht hatte er Bereitschaft und war erreichbar. Andererseits, wenn einer einen umgebracht hatte, wäre der extrem misstrauisch.
Er würde erst einmal seinem Chef die Sache mit der Handyliste aufs Auge drücken. Dann endlich Mittag machen. Und dann mal dezent bei Hilde Stranek vorbeischauen. Immerhin war sie mordverdächtig. Die trauernde Witwe dürfte es nicht wundern, wenn die Polizei noch einmal vorbeikam. Er könnte ihr als Ausrede auch ihre Jacke zurückbringen. Die Funktionsjacken waren inzwischen aus dem Labor zurückgekommen und lagen sauber eingetütet auf der Polizeiwache herum. Halt, Moment! Das war ja eine super Gelegenheit, die Verbindung zwischen dem kanadischen Tuch und Hilde Stranek zu untermauern. Falls sie leugnen sollte, dass es ihr gehörte. Wenn er ein Haar von Hildes Jacke hatte, brauchte er keine Einwilligung von ihr zum DNA-Test. Und an ihrem schönen Halstuch würde sich hoffentlich das Gegenstück finden.
Holzhammer musste sich ausnahmsweise selbst loben. Bald hätte er die Handynummer von Hilde Stranek, dazu dann noch ihr Tuch und die Fingerabdrücke vom Gruber am Traktor, dann stand einer Verhaftung fast nichts mehr im Wege. Oder besser gesagt: zwei Verhaftungen. Zur Belohnung würde er jetzt erst mal ein Schnitzel essen gehen und dann diesen ganzen Zirkus in Angriff nehmen. Kein Grund, in Hektik zu verfallen, denn die Telefonnummer war ja auch noch nicht da.
Hilde Stranek stand auf der Terrasse und wartete auf ihren Exliebhaber – den Feigling. Ihr Blick fiel auf die großen Pflanztröge, in denen exotische Gewächse üppig blühten.
Hilde liebte es, hier auf dem gepflasterten Freisitz ein wenig zu garteln. Ernsthafte
Weitere Kostenlose Bücher