Home Run (German Edition)
ist schon vorbei. Nächstes Jahr bin ich zwölf.«
Lou Brock von den Cardinals war im Schlagkäfig und schlug am laufenden Band Bälle. Wir sahen ihm dabei zu, wie er ein Dutzend Schwünge absolvierte, dann unterhielt sich Willie mit einem der anderen Spieler, der gerade vorbeikam. Als wir wieder allein waren, setzte er unser Gespräch fort. »Ich wollte nie pitchen. Um dabei Erfolg zu haben, muss man sich auf zu viele andere Spieler verlassen. Man kann einen richtig guten Tag haben, und dann, einfach so, macht jemand einen Fehler, und man verliert das Spiel.«
»Ja, Sir.« Ich hätte allem zugestimmt, was Mr. Mays zu sagen hatte.
»Oder man wirft zwanzig Strikeouts, muss zwei Hits abgeben und verliert das Spiel eins zu null. Weißt du, was ich meine, Paul?«
»Ja, Sir.«
»Außerdem habe ich es nie geschafft, Strikes zu werfen, was beim Pitchen nicht so gut ist.«
»Das passiert mir auch manchmal«, sagte ich, und Willie Mays lachte laut. Er tätschelte mir das Knie. »Viel Glück, Paul.«
»Danke, Mr. Mays.«
Dann sprang er auf und brüllte einem der Cardinals etwas zu. Ich starrte lange auf mein Knie und schwor mir, meine Jeans nie wieder zu waschen. Einige Minuten später setzten sich Wayne Garrett und Ed Kranepool in meine Nähe und sahen dem Schlagtraining zu. Ich rutschte ein Stück in ihre Richtung, damit ich hören konnte, was sie sagten.
»Hast du schon gehört, was Castle heute gemacht hat?«, fragte Garrett, während er Kaugummi kaute.
»Nein«, erwiderte Kranepool.
»Vier in vier mit zwei Doubles, gegen Don Sutton.«
»Gegen Sutton?«, fragte Kranepool ungläubig.
»Genau. Und ich dachte, der Junge wird langsam mal schlechter.«
»Anscheinend nicht. Das dürfte ein heißes Wochenende werden. Hast du noch ein paar Karten?«
»Soll das ein Witz sein?«
Ich saß ganz allein acht Reihen vom Feld entfernt auf der Tribüne, in der Nähe des Dugout der Mets. Mein Vater musste im ersten Inning einen Home Run an Joe Torre abgeben, dann fing er sich wieder und pitchte gut. In der ersten Hälfte des siebten Innings – die Mets führten 5 : 2 – ging ihm allmählich die Puste aus, und als Yogi Berra ihn auswechselte, bekam er viel Applaus von den Zuschauern. Ich sprang auf und klatschte und brüllte so laut wie möglich. Er grüßte mich mit der Hand am Helm, und in diesem Moment wurde mir klar, wie sehr ich ihn bewundern wollte.
Sein Win-Loss-Record war jetzt sieben und sieben. Und im nächsten Spiel würde er gegen die Cubs pitchen.
11
Nach zwei Lemon Gins bin ich leicht benebelt und habe genug. Clarence scheint der Alkohol nichts auszumachen. Als er uns ein drittes Glas holen möchte, lehne ich ab und bitte um Wasser. Fay eilt geschäftig hin und her und deckt auf der hinteren Veranda den Tisch zum Essen. Die Sonne geht unter, und ihre letzten Strahlen glitzern auf dem White River unter uns. Clarence und ich setzen uns unter einen Ahorn neben dem Gemüsegarten und reden über die Jungen der Familie Castle.
Ihr Großvater, Vick Castle, wurde 1906 von den Cleveland Indians unter Vertrag genommen und schaffte es fünf Jahre später in die Major Leagues, allerdings nicht einmal für einen ganzen Monat. Nach zehn Spielen wurde er wieder in ein Team der Minor Leagues geschickt. Nach der Saison wurde er getauscht, dann brach er sich den Knöchel, und seine Karriere war zu Ende. Er kehrte ins Izard County zurück und leitete ein Sägewerk, bis er mit vierundvierzig starb. Bobby, sein einziger Sohn und Joes Vater, unterschrieb 1938 bei den Pittsburgh Pirates und war 1941 in den Kategorien Hits und RBI s – Runs Batted In – der beste Spieler der AAA International League. 1942 sollte er eigentlich für die Pirates an der dritten Base spielen, doch der Krieg kam dazwischen. Er ging zur Navy und wurde in den Pazifik geschickt, wo er durch eine Landmine ein Bein bis zum Knie verlor.
Sein ältester Sohn, Charlie, wurde schon an der Highschool von den Washington Senators unter Vertrag genommen und spielte sechs Jahre für verschiedene Minor-League-Mannschaften, bevor er seine Karriere beendete. Red, der mittlere Bruder, wurde 1966 von den Phillies unter Vertrag genommen, schaffte es aber nie über eine A-Mannschaft hinaus. Er hörte mit Baseball auf, ging zu den Marines und meldete sich freiwillig für zwei Einsätze in Vietnam.
Clarence hat Spaß daran, mir das alles zu erzählen, und muss keine Notizen zu Hilfe nehmen. Ich wundere mich über sein gutes Gedächtnis, kann aber auch nicht überprüfen,
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