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Titel: Home - Wieder zu Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cardeno C.
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Andererseits konnte jetzt jeder Tag ihr letzter sein.
    „Ich weiß auch nicht. Ich war wohl nie an Mädchen interessiert. Ich habe mir nie etwas dabei gedacht. Aber als ich letzte Woche mit Ben nach Noah gesucht habe, hat er etwas zu mir gesagt.“
    Sie strich mir über die Haare, wie sie es schon getan hatte, als ich noch ein Kind war. Ich war ihr zwar schon lange über den Kopf gewachsen, aber es beruhigte mich immer noch.
    „Ben hat etwas gesagt?“
    Ich schloss die Augen und versuchte, den Augenblick in mein Gedächtnis einzuprägen. Ich wollte nie vergessen, wie sie sich um mich kümmerte und immer für mich da war.
     „Nein, nicht Ben. Noah.“
    „Ahh, ich verstehe. Hat er die gleichen Gefühle für dich?“
    Ich öffnete die Augen wieder und sah sie an.
    „Was meinst du damit?“
    „Liebt er dich auch? Ich nehme an, er hat gemerkt, was du für ihn empfindest?“
    Verwirrt legte ich die Stirn in Falten.
    „Nein, so war das nicht. Noah hat mir gesagt, dass er schwul ist. Aber er hat wohl gedacht, ich wüsste es schon. Und er hält mich auch für schwul. Was meinst du mit ‚gleiche Gefühle‘? Was fühle ich denn für ihn?“
    Meine Mom lachte leise. Gott, wie ich dieses Lachen vermissen würde.
    „Wie ich schon sagte, diese Frage kannst du nur selbst beantworten. Aber ich sage dir eines – ich habe dich noch nie so strahlen sehen wie dann, wenn du mir von Noah erzählst. Und du verbringst viel Zeit mit ihm, mehr als mit deinen anderen Freunden.“
    „Doch nur, weil er mich braucht, Mom. Ich fahre ihn zu seinen Kickbox-Kursen und er braucht jemanden, mit dem er reden kann.“
    Sie gab mir ihren ‚Mom‘-Blick. Ja, den. Er bedeutet, dass sie weiß, dass du weißt, dass du gerade totalen Mist erzählt hast. Obwohl du eigentlich kein Wort gesagt hast.
    „Außerdem, ich…ich bin einfach gerne mit ihm zusammen.“
    „Na gut.“
    „Na gut? Was heißt das?“
    „Es heißt, dass du einen Freund hast, mit dem du gerne zusammen bist und der gerne mit dir zusammen ist. Es hört sich an, als ob er an mehr als reiner Freundschaft interessiert ist, und als ob er glaubt, dass es dir genauso geht. Und du hast nicht gesagt, dass du das ausschließt. Also wirst du einfach abwarten müssen, was daraus wird.“
    Das ist das Problem, wenn man eine Hippie-Mutter hat. Nichts bringt sie aus dem Gleichgewicht. Es war beinahe so, als würden wir über das Abendessen reden und ich hätte gefragt, ob sie lieber Knoblauchbrot oder Brötchen will. ‚Oh Schatz, stell einfach beides auf den Tisch, dann sehen wir weiter.‘
    „Aus mir und Noah wird gar nichts, Mom. Er ist erst dreizehn und das weißt du auch.“
    Über die Tatsache, dass er einen Penis hatte, verlor sie kein Wort. Es spielte offensichtlich keine Rolle in ihren Überlegungen. Ihr ging es um Toleranz und Gleichheit. Sie war in den Zeiten der Bürgerrechtsbewegung aufgewachsen, hatte gegen den Vietnamkrieg protestiert, und war ständig in Washington D. C. auf Demos gewesen. Meine Mom war ein absoluter Hippie. Gott, wie sehr ich sie liebte.
    „Und du bist erst siebzehn, Clark. Du bist verantwortungsbewusst, reif und intelligent. Und du bist der beste Freund, den ich je hatte. Aber Schatz, obwohl ich dich wie einen erwachsenen Menschen behandele, bist du das noch nicht. Du bist immer noch ein Baby. Mein Baby.“
    Ich presste meinen Kopf an meine Mutter.
    „Der Altersunterschied ist zu groß.“
    „Habe ich dir je erzählt, wie alt dein Vater ich und waren, als wir dich gezeugt haben?“
    „Du warst vierzig und er …“
    Huh. Ich hatte nie nach seinem Alter gefragt. Ich hatte überhaupt nie viel gefragt. Es war mir einfach nie in den Sinn gekommen. Als klar war, dass ich die Antwort nicht wusste, beendete sie den Satz für mich.
    „Vierundzwanzig. Ich war vierzig und er war vierundzwanzig. Und wenn ich richtig rechne, sind das sechzehn Jahre Unterschied. Viermal so viel, wie die vier Jahre zwischen dir und Noah. Es geht nicht um euer Lebensalter, es geht um eure Seele, eure Persönlichkeit. Wenn das zusammenpasst, spielt das Alter des Körpers keine Rolle.“
    Oh Gott steh mir bei, wenn es metaphysisch wird. Ich liebte meine Mutter und verehrte sie. Aber ich werde ihre ganze Mutter-Erde-Vorhersehungs-Denkweise nie verstehen.
    „Aber es ist ein Unterschied. Ihr wart beide erwachsen, hattet euer eigenes Leben. Ihr wart gleichgestellt. Bei Noah und mir ist das nicht so, Mom. Er muss noch ein Jahr auf die Mittelschule gehen und wenn er in die Oberschule kommt,

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