Home - Wieder zu Hause
riskiert hast, entdeckt zu werden. Du musst es gewusst haben, nicht wahr? Du hast es doch so arrangiert, oder?“
Mir blieb die Stimme weg und ich musste mich räuspern.
„Ja, Clark. Aber es ist alles nicht so, wie du …“
„Ja. Es hat mich ziemlich umgehauen, als mir das klar geworden ist. Ich war glücklich und ich hatte immer gedacht, du wärst auch glücklich gewesen. Aber ich habe nicht erkannt, was mit dir los war und dass du mehr gebraucht hast, als ich dir gegeben habe. Ich habe alles in Frage gestellt und hatte das Gefühl, nie der richtige Mann für dich sein zu können.
Jahrelang habe ich immer wieder über diese Nacht nachgedacht. Ich habe mich gefragt, wie viele Männer es vor ihm gab, wie viele Hinweise ich übersehen habe, bis du so gehandelt hast. Ich habe mir Vorwürfe gemacht, weil ich zu dumm war, um zu erkennen, dass du mit unserem Leben nicht zufrieden warst. Weil ich dann alles getan hätte, um es zu ändern und dir mehr zu geben. Vielleicht warst du einfach zu jung gewesen, als wir zusammengezogen sind. Vielleicht hast du nur eine Pause gebraucht oder wolltest etwas anderes erleben, vielleicht ...“
Mir fiel nur eine Möglichkeit ein, ihn zum Schweigen zu bringen und das Gespräch in die richtige Bahn zu lenken. Ich setzte mich auf seinen Schoß, schlang die Beine um ihn und küsste ihn. Meine Zunge in seinem Mund ließ ihn schließlich verstummen und er fing an zu stöhnen. Sein Geschmack und das Gefühl seines Körpers hätten mich beinahe abgelenkt, aber ich musste ihm den Grund für die Dummheit erklären, die mich vor drei Jahren überkommen hatte. Ich unterbrach unseren Kuss und musste lächeln, als ich seinen benommenen Gesichtsausdruck sah.
„Jetzt bin ich an der Reihe“, sagte ich und schmiegte mich an seine Schulter. „Ich muss dir erklären, was in dieser Nacht los war, damit du verstehst, dass es keine anderen Männer gab und ich immer glücklich mit dir war. Ich war so verdammt glücklich und zufrieden mit unserem Leben, mein Engel.“
Er sah mich verwirrt an.
„Aber warum dann, Noah? Warum hast du mich so weggestoßen?“
„Weil ich beweisen wollte, dass du mich nie verlassen würdest. Ich wollte beweisen, dass du immer bei mir bleiben würdest, egal, was auch passiert.“
Er sagte keinen Ton, sah mich nur erschrocken und ungläubig an.
„Ja, ich weiß. Keine gute Idee. Aber ich hatte es genau geplant. Du würdest uns überraschen, dann hätte ich mich entschuldigt und du hättest mir verziehen. Dann hätte er alles verstanden. Aber als ich den Schmerz in deinen Augen sah, wurde mir meine Dummheit bewusst. Mir wurde klar, dass ich ihm überhaupt nichts beweisen musste. Und mir wurde klar, dass bestimmte Dinge unverzeihlich sind. Dich so zu verletzen, das war unverzeihlich.“
Clark schüttelte den Kopf, schloss die Augen und runzelte die Stirn.
„Ich verstehe nicht … was meinst du … wer ist ‚Er‘? Wem musstest du nichts beweisen?“
„Ben.“
„Deinem Bruder? Was hat dein Bruder damit zu tun?“
Ich dachte daran, ihn anzulügen, ihn abzulenken oder die Antwort zu verweigern. Aber wie oft sollte mein Bruder Clark noch verletzen? Ich schuldete ihm die Wahrheit.
„Wir haben uns an diesem Tag gestritten. Er rief mich an und wir haben uns getroffen. Wir haben uns oft gestritten – darüber, dass ich schwul bin oder dass meine Familie homophob ist. Du kennst die Geschichten. Ben war sauer, weil ich zu Weihnachten nicht nach Hause gekommen bin. Ich wollte nicht bei Menschen sein, denen wir nicht willkommen sind. Er sagte, ich könne kein Verständnis erwarten für den Lebensstil , zu dem ich mich entschieden habe.“
Ich musste lachen, als ich an diese definitorische Meisterleistung dachte. Dann rollte ich mit den Augen und redete weiter.
„Ich habe ihm gesagt, dass das für meine Familie keine Rolle spielen sollte, dass ihre Liebe bedingungslos sein sollte. Er erwiderte, dass niemand bedingungslos lieben kann, auch du nicht. Ich habe ihm gesagt, dass das nicht stimmt. Da hat er mich aufgefordert, es ihm zu beweisen und ich muss irgendwie den Verstand verloren haben, denn ich bin darauf eingegangen. Dann hat er mir den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen. Er hat gesagt, wenn ich die Unterstützung meiner Familie verlange, egal mit wem ich schlafe, dann müsste ich das auch von dir verlangen.“
Clark war immer noch sprachlos, aber sein Gesichtsausdruck war erschrocken und traurig. Tränen liefen ihm übers Gesicht. Ich erwartete, dass er
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