Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Rest des Stockwerks. Vom Flur ertönten Schüsse. Als sie durch die Tür trat, packte jemand sie hinterrücks und schlang ihr den Arm um die Kehle. Sie schrie auf und versuchte, die Pistole nach hinten auf den Angreifer zu richten, aber er war zu kräftig und entriss ihr die Waffe.
Der Mann zog sie zur Treppe. Carrie wehrte sich aus Leibeskräften und rammte ihm den Ellbogen in die Magengrube. Er stöhnte auf, verstärkte jedoch den Griff um ihren Hals. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, wohl aber seine Be kleidung – er trug einen Arztkittel. Und sie registrierte, dass er nach Schweiß roch. Angstschweiß. Und dann tauchte wie aus dem Nichts Crimson auf, der offensichtlich nach ihr suchte.
»Hilfe!«, rief sie. Der Kerl, der sie festhielt, setzte ihr die Beretta an den Kopf.
»Uskut!«, zischte er. Sei still.
Crimson ließ sich blitzschnell auf ein Knie nieder und legte sein M4 an. »Lass sie los!«, rief er.
»Waffe weg oder ich erschieße sie«, drohte der Mann.
Der große Afroamerikaner hielt das Gewehr weiter im Anschlag.
»Crimson – schieß! Ich vertraue dir«, forderte ihn Carrie auf.
»Ich warne …«, setzte der Mann hinter ihr zum Sprechen an, doch da hatte Crimson bereits abgedrückt.
Carrie spürte die Kugel an ihrer Wange vorbeizischen, und im nächsten Augenblick wurde der Arm ihres Angreifers nach hinten gerissen. Sie drehte sich um und sah den falschen Arzt am Boden liegen, beugte sich hinunter und nahm ihm die Beretta ab. Er hatte ein Einschussloch in der Stirn und starrte ins Leere.
»Danke, ich …«, sagte sie, aber Crimson ließ sie nicht aus reden.
»Verdammt, Ma’am, bleiben Sie bei mir. Captain Mullins bringt mich um, wenn Ihnen was zustößt.« Er fasste sie an der Hand und zog sie mit sich.
Sie rannten zu den anderen vom Team Bravo, die gerade kopfschüttelnd aus einem Operationssaal kamen. Als Carrie und Crimson ebenfalls einen Blick hineinwerfen wollten, hielt ein Soldat sie auf. »Das sollten Sie sich lieber nicht ansehen, Ma’am. Es sind kleine Kinder und zwei Schwestern. Alle tot«, sagte er. »Glauben Sie mir, den Anblick würden Sie nie vergessen.«
»Kommt schon, ihr Hundesöhne«, rief Master Sergeant Travis vom Treppenhaus her. »Wir haben noch zwei Stockwerke zu durchsuchen.«
»Habt ihr Abu Ubaida irgendwo entdeckt?«, rief ihnen Carrie zu.
»Wir haben acht Hadschis getötet. Sie können sie sich später ansehen«, gab Travis zurück.
Sie folgte ihm und dem Team ins oberste Stockwerk, wo ein erbittertes Gefecht im Gange war. Einer der Männer feuerte mit dem Granatwerfer durch eine offene Tür, und noch ehe die Explosion verklungen war, stürmten seine Kameraden, mit Maschinenpistolen schießend, heran. Der Gefechtslärm war ohrenbetäubend. Travis deutete mit seiner MP auf eine Tür mit der Aufschrift »Dach«. Er öffnete sie und stieg zusammen mit Sergeant Colfax die Metalltreppe hinauf.
Der Ausgang war verschlossen. Travis nahm eine Handgranate und gab Crimson, dem Kräftigsten von ihnen, ein Zeichen. Der nickte, spannte sich an und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Sie flog auf, und im gleichen Moment schleuderte Travis die Granate hinaus.
Sie alle wichen ein, zwei Stufen auf der Treppe zurück, als die Granate explodierte. Anschließend stürmten Travis und seine Leute auf das Flachdach hinaus, wo sie von wütendem Gewehrfeuer empfangen wurden. Carrie blieb auf der Treppe hinter Crimson, der durch die Tür nach draußen feuerte. Die Explosion einer Handgranate hallte durch das Treppenhaus. Auf dem Dach knatterten Sturmgewehre, und Crimson gab mit seinem Karabiner einen Feuerstoß nach dem anderen ab.
Mit einem Mal verstummten die Waffen. Nur in der Ferne ertönten einzelne Schüsse und das Donnern einer Kanone. Ein Panzer? Schon stürmten Mullins und zwei seiner Männer an ihr vorbei auf das Dach, um ihre Leute zu unterstützen.
»Shit«, zischte einer.
»Wo ist die Frau, wo ist Outlaw?«, rief der Captain. »Holt sie her!«
Crimson schaute über die Schulter zu ihr und winkte sie aufs Dach hinaus. Mit zusammengekniffenen Augen trat sie ins grelle Sonnenlicht. Ein Soldat verband gerade Travis’ Arm. Sie sah zwei tote Al-Kaida-Leute neben einer Lüftungsanlage, ein weiterer im weißen Arztkittel lag mit dem Gesicht nach oben bei der Brüstung. Aber sie waren nicht der Grund, warum Mullins sie gerufen hatte.
Ein Araber in einer weißen Arztjacke stand an der Dachkante und hielt ein Kleinkind, das nichts als eine Windel am Leib trug, in
Weitere Kostenlose Bücher