Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Augen, denen nichts zu entgehen schien.
»Warum sind Sie nicht auf Ihrem Posten?«, wandte sich der irakische Offizier auf Arabisch an die beiden Wachen.
»Ich habe sie hier gebraucht – Sie werden es gleich verste hen«, erklärte Carrie auf Arabisch. Zu Mullins gewandt fügte sie hinzu: »Wir müssen Botschafter Benson und Ministerpräsident al-Waliki in Sicherheit bringen. Dieser Mann hier hat einen Vor schlag. Wie heißen Sie?« Sie deutete auf den CIA -Agenten.
»Tom. Tom Rosen«, antwortete er.
»Tom wird Ihnen zeigen, wo Sie sie hinbringen sollen. Und sie müssen von Männern bewacht werden, denen wir hundert prozentig trauen können. Wie viele Leute haben Sie hier?«, fragte sie Mullins.
»Zwei A-Teams. Vierundzwanzig Mann.«
»Wie viele können Sie erübrigen? Ich brauche mindestens drei oder vier«, sagte sie. »Unsere CIA -Leute werden Sie unter stützen. Haben Sie die Uniformen?«
Einer von Mullins’ Männern gab Carrie zwei Wüstentarnuniformen und zwei M4-Karabiner. Sie reichte sie an Benson und den Ministerpräsidenten weiter.
»Ziehen Sie die hier an«, erklärte sie ihnen. »Sie müssen wie Soldaten aussehen.« Carrie wandte sich dem irakischen Offi zier zu. »Ihre Leute sollen denken, dass die beiden Herren sich immer noch in diesem Büro befinden.« Sie winkte ihn näher zu sich heran. »Nehmen Sie sich ein paar Leute, denen Sie hundertprozentig vertrauen, wenn möglich aus Ihrem eigenen Stamm. Sie müssen die Eindringlinge von al-Kaida finden. Sobald wir weg sind, darf niemand mehr das Konferenzzentrum betreten oder verlassen. Jeder sunnitische Soldat in diesem Gebäude, der sich innerhalb der letzten drei Monate den Sicherheitskräften angeschlossen hat, ist verdächtig. Entwaff nen Sie ausnahmslos jeden und übergeben Sie uns alle zur Ver nehmung. Es darf ihnen aber nichts geschehen, verstanden? Sie haben wichtige Informationen.«
Dann übersetzte sie für Dreyer, was sie dem Iraker gesagt hatte.
»Und Perry, passen Sie auf, dass niemand verschwindet oder sich freikauft. Wir brauchen die Informationen der Leute, die festgenommen werden.«
Ministerpräsident al-Waliki erhob sich und trat auf sie zu. »Hören Sie, CIA -Lady, ich werde das nicht tun. Ich kann mich nicht verstecken. Was ist, wenn mich jemand so sieht, als amerikanischer Soldat verkleidet? Das wäre mein politisches Ende«, sagte er auf Englisch.
»Sie haben keine Wahl«, erwiderte sie auf Arabisch. »Al-Kaida-Leute befinden sich bereits in diesem Gebäude – die Wachen wurden unterwandert. Wenn die Sie töten, bricht der Irak auseinander, und es gibt einen blutigen Bürgerkrieg. Das wissen Sie besser als jeder andere, Sir. Dann hat Saddam ge wonnen, selbst wenn er stirbt. Ziehen Sie diese Kleider für ein, zwei Stunden an und bleiben Sie am Leben.«
Plötzlich erschütterte eine mächtige Explosion das Gebäude, ließ die Fensterrahmen wackeln, gefolgt vom Donnern einer Kanone – Carrie tippte auf die 105-Millimeter-Kanonen der Abrams-Panzer. Die Schlacht hatte begonnen.
»Sie greifen Assassin’s Gate an. Ziehen Sie sich um!«, forderte sie Benson auf. »Schnell!«
Assassin’s Gate, ein Torbogen aus weißem Stein, erhob sich über der Haifa Street mit einer kuppelartigen Skulptur, die aussah wie der Helm eines antiken babylonischen Kriegers. Das Tor befand sich etwa dreihundert Meter östlich des Konferenzzentrums und war einer der wichtigsten Zugänge zur Grünen Zone. Angeführt von einem Mann aus Mullins’ Truppe, eilten sie auf der Yafa Street nach Osten und durch eine Gasse zur Haifa Street. Der Gefechtslärm wurde immer lauter. Zwischen den Häusern sahen sie Iraker – Männer, Frauen und Kinder, manche im Kinderwagen – in die entgegengesetzte Richtung flüchten.
Sie blieben bei einem Gebäude stehen und spähten hinüber zum Parkplatz hinter dem Kinderkrankenhaus, einer großen, freien, von Büschen gesäumten Fläche. Hier war bis lang alles ruhig. Von vorne jedoch ertönte fast ununterbrochen das Knattern der automatischen Waffen und das Donnern der Kanonen. Sogar aus Fenstern des Krankenhauses flammte Gewehrfeuer auf.
Sie bildeten zwei Teams, Alpha und Bravo, und gaben Car rie den Codenamen »Outlaw«. Master Sergeant Travis, der Team Alpha leitete, signalisierte, dass er hineingehen würde, und sprintete sogleich zum Parkplatz, während ihm seine Männer hinter abgestellten Autos Deckung gaben. Doch es kam kein Feuer aus den nach hinten gelegenen Fenstern oder vom Parkplatz. Wie Captain Mullins
Weitere Kostenlose Bücher