Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
ein großes Dankeschön von mir. Es tut mir leid, dass ich es nicht selbst tun kann. Er hat mir heute zweimal das Leben gerettet.«
»Ich werd’s ihm ausrichten«, versicherte Travis. »Sie haben sich gut geschlagen, Ma’am.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Ich kann schlecht mit Befehlen umgehen. Außerdem hatte ich eine Scheißangst.«
»Na und?« Er zuckte mit den Schultern, winkte ihr kurz zu und verschwand.
Sie trat ins CIA -Büro ein und rief Saul via JWICS -gestütztem Skype an, obwohl es in McLean erst vier Uhr früh war. Mit dem Codewort »Homerun« signalisierte sie ihm, dass Abu Ubaida tot war.
»Bist du sicher? Kein Zweifel?« Er gähnte trotz der spektakulären Neuigkeit.
»Hundertprozentig«, bekräftigte sie. »Es ist vorbei.« Sie spürte nun ebenfalls, wie die Müdigkeit sie überkam. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, weil das Adrenalin noch nachwirkte.
»Unglaublich. Du hast echt was geleistet, Carrie. Wie fühlst du dich?«
»Ich weiß nicht. Ein bisschen benebelt – konnte kaum schlafen. Vielleicht realisiere ich das Ganze erst morgen so richtig.«
»Sicher. Was ist mit al-Waliki und Benson?«, fragte er.
»Warum? Hat sich der Botschafter beim Direktor beklagt?« Sie spannte sich innerlich an in der Erwartung, dass der arrogante Diplomat ihren Kopf verlangte.
»Nein, er hat dich sehr gelobt. Du hättest angemessen reagiert und ihnen wahrscheinlich das Leben gerettet. Seine Exzellenz fühlte sich offenbar mittendrin im Kampfgeschehen und kann’s gar nicht erwarten, seine Kriegsgeschichten im Oval Office zu erzählen. Er ließ sich sogar in der Uniform fotografieren, die du ihm besorgt hast, mit dem Gewehr in der Hand.«
»Im Ernst?«, murmelte sie.
»Außenministerin Bryce ist ebenfalls wohlauf. Sie trifft sich heute mit Benson und al-Waliki.«
»Ja. Sie haben sie gleich nach ihrer Ankunft in einen Bunker in Camp Victory verfrachtet, bis sie sicher sein konnten, dass in al-Amiriya wieder alles ruhig war.«
»Hör zu, Carrie. David möchte die Einsatznachbesprechung selbst mit dir führen. Und ich auch. Wir brauchen dich deshalb so schnell wie möglich in Langley.«
Einen Moment lang erschrak sie. War es so wie beim letzten Mal? Würden sie sie erneut abschieben?
»Ich habe doch nicht wieder etwas angestellt, oder?«, fragte sie argwöhnisch.
»Im Gegenteil, Dreyer und David vermerken deinen Einsatz lobend in deiner Akte. Gratuliere. Und jetzt beeil dich, es gibt viel zu besprechen – wir brauchen eine umfassende Auswertung.«
»Saul, da sind nach wie vor einige ungeklärte Fragen. Zum einen Beirut. Dann Abu Nazir, der immer noch lebt und sich vermutlich in Haditha aufhält. Außerdem beschäftigt mich et was, das Abu Ubaida sagte, als er Romeo respektive Walid Karim verhörte.«
»Komm morgen zu mir ins Büro, dann gehen wir alles durch. Und, Carrie …«
»Ja?«
»Toller Job. Ehrlich. Wir haben einiges zu besprechen, selbst wenn Perry dich gerne weiter dort unten hätte.« Eine angenehme Wärme durchströmte sie wie guter Tequila. Saul war zufrieden mit ihr. Sie war geradezu süchtig nach seinem Lob, und brav buchte sie ihren Flug nach Washington. Bei der Zwi schenlandung in Amman jedoch, während sie auf den Anschluss flug wartete, änderte sie ganz plötzlich ihren Plan.
Bald würde sie in Beirut landen. Sie erkannte bereits einige charakteristische Gebäude: Marina Tower, Habtoor-Hotel, Phoenicia-Hotel, Crowne Plaza. Hier hatte alles begonnen mit dem missglückten Treffen, mit der Falle, die Nightingale ihr zu stellen versuchte. Es kam ihr vor wie ein einziger langer Lauf, ein Marathon ohne Verschnaufpause. Mit ihrer Rückkehr nach Beirut schloss sich für sie der Kreis.
Nicht nur hinsichtlich dieser einen Mission, denn begonnen hatte alles viel früher. Die Anfänge für das Leben, das sie führte, lagen in Princeton, als ihre bipolare Störung zum ersten Mal voll ausgebrochen war. Als sie und ihre ganze Existenz auf der Kippe standen. Zwei Dinge hatten sie damals gerettet: Clozapin und Beirut, und zwar gleichzeitig.
Sommer. Ihr drittes Studienjahr in Princeton. Sie konzentrierte sich inzwischen ganz auf ihr Studium, sogar das Laufen hatte sie aufgegeben. Ihr Freund John war ebenfalls Geschichte. Sie nahm regelmäßig Lithium und manchmal auch Prozac. Die Ärzte passten immer wieder die Dosis an. Carrie hasste das Lithium. Es fühlte sich an, als würde das Zeug ihren IQ senken, wie sie ihrer Schwester Maggie anvertraute.
Alles ging ihr schwer von der
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