Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Fieldings altes Büro, von dem man auf die Rue Maarad hinausblickte. »Ehrlich gesagt hat mich Ihr Anruf ein bisschen überrascht. Saul ist es genauso gegangen.«
»Ist er sauer, weil ich erst zu Ihnen gekommen bin?«, fragte sie.
»Er meinte, er könne Sie beim besten Willen nicht daran hindern.« Saunders forderte sie mit einer Geste auf, Platz zu nehmen. »Übrigens, Gratulation. Ich habe von Abu Ubaida gehört. Exzellente Arbeit.«
»Ich weiß nicht, wie ich meine Rückkehr nach Beirut erklären soll. Vielleicht ist es die Jagd nach einem Phantom.«
»Saul erzählte mir, Davis Fieldings Tod käme Ihnen nicht ganz koscher vor. Geht es darum?«
»Genau. Gibt Ihnen das nicht ebenfalls zu denken? Falls Fielding nicht Selbstmord begangen hat, ist da irgendwas im Gange, von dem wir nichts wissen. Vielleicht hat jemand auch Sie schon im Visier.«
»Interessant. Wie man so hört, waren Sie und Fielding nicht gerade ein Herz und eine Seele. Warum macht Ihnen sein Tod dann so zu schaffen?« Er betrachtete sie mit unverhohlener Neugier.
»Okay, Fielding war ein Idiot und ist kein großer Verlust. Er wäre nach Langley zurückgeschickt worden. Wahrschein lich sind Sie gerade dabei, Ordnung in das Chaos zu bringen, das er hinterlassen hat, und zu ermitteln, wie groß der Schaden für die Station Beirut ist.«
»Das klingt nach einem ziemlich guten Grund, sich das Leben zu nehmen«, meinte Saunders.
»Ja, nur war Davis anders. Prinzipien- und charakterlos. Jemand hat ihn beseitigt, und ich glaube, es hat mit Rana Saadi, dieser Schauspielerin, und mit Nightingale zu tun. Bei dieser Operation blieben so einige Fragen offen.«
Er musterte sie schweigend. Draußen hupte ein Auto, was ein ganzes Hupkonzert zur Folge hatte. Der Beiruter Cinq- à -sept-Verkehr.
»Ich sehe es genauso«, sagte er schließlich. »Wir haben wirklich etwas gefunden – allerdings arbeite ich mit einem gewissen Handicap.«
»Was meinen Sie?«
»Ich habe ihn nicht gekannt. Sie schon.« Er gab ihr einen Wink, ihren Stuhl auf seine Seite des Schreibtischs zu rücken.
»Was haben Sie herausgefunden?«, fragte sie.
»Das.« Er deutete auf den Computerbildschirm. Es handelte sich um eine Aufzeichnung aus diesem Büro. Carrie blickte automatisch hinauf zu dem Winkel zwischen Wand und Decke, wo sich die Kamera befinden musste, doch sie war zu klein und zu gut verborgen. Der Monitor zeigte Davis Fielding mit dem Rücken zur Kamera an seinem Schreibtisch sitzen. Dann plötzlich lag er auf dem Boden, eine Glock in der schlaffen Hand, eine Blutlache unter dem Kopf.
»Es fehlen drei Minuten und siebenundvierzig Sekunden«, erklärte Saunders. »Er kann es nicht selbst gewesen sein.«
»Halten Sie das Bild mal an«, bat Carrie.
»Warum? Fällt Ihnen etwas auf?«
»Irgendwas stimmt da nicht. Ich weiß nicht genau, was, aber Saul würde sagen, es ist einfach nicht koscher.«
»Die Position kann es nicht sein. Ein Forensikexperte hat bestätigt, dass der Tote nach einer Selbsttötung so liegen würde.«
»Ist das alles, was Sie haben?«, fragte sie.
Er schüttelte den Kopf. »Wir haben die gleiche Aufnahmelücke bei den anderen Sicherheitskameras: im Empfangsraum, im Treppenhaus, beim Vorder- und Hintereingang. Da sind die Lücken sogar etwas länger, alle jedoch in dem Zeitraum, als Fielding getötet wurde. Der Täter wollte nicht gesehen werden.«
»Woher wissen Sie, dass es ein Er ist?«
»Weil er eine Kamera übersehen hat.« Saunders rief ein anderes Bild auf. »Diese Kamera auf dem Dach ist von den anderen unabhängig. Passen Sie auf. Das hier muss ungefähr vierzig Sekunden nach der Lücke sein.«
Sie sahen einen Mann im Overall aus dem Haus kommen. Er überquerte die Straße und ging Richtung Nejmeh-Platz. Der Unbekannte war nur von hinten zu sehen.
»Nicht sehr aufschlussreich. Falls es überhaupt unser Killer ist«, meinte Carrie.
»Wir haben noch etwas gefunden. Das war vier Tage zuvor, nicht weit nach ein Uhr nachts.«
Eine Aufzeichnung derselben Kamera erschien auf dem Bild schirm. Ein Mann im gleichen Overall war kurz zu sehen, bevor er unter dem Vordach verschwand. Carrie glaubte, ein Firmen logo auf dem Kleidungsstück zu erkennen.
»Gehen Sie zurück. Was steht auf dem Overall?«
Saunders spulte zurück und hielt das Bild an, aber die Dunkelheit und die Entfernung machten es unmöglich, das Gesicht des Mannes oder den Firmennamen zu erkennen.
»Können Sie das Bild digital verbessern?«
»Das haben wir bereits getan.« Er
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