Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
dem Kopf zur Treppe. »Er ist oben.«
»Danke.« Carrie stieg die Stufen hinauf. Eine Schlafzimmertür stand halb offen, sie klopfte und trat ein. Saul trug noch die Anzughose, dazu aber bereits die Pyjamajacke. Er löffelte einen Joghurt. Das Bett war aufgedeckt und kam ihr recht schmal vor. Sie fragte sich, ob die beiden noch miteinander schliefen. Er stellte den Becher weg.
»Wer ist Dar Adal?«, fragte sie.
»Woher hast du das?«, erwiderte er.
»Aus CTC -Material. Die Arbeit, die du und David mir übertragen habt, als ich zurückkam. Ein Teil der Unterlagen wurde zensiert, und es gibt absolut nichts über den syrischen Ge heimdienst, weder aus der Station Damaskus noch aus Beirut. Jede Menge Berichte, doch wenn man die Luft rauslässt, bleibt nichts übrig. Also, sag mir bitte, was da läuft.«
»Geh nach Hause, Carrie«, entgegnete er. »Es war ein langer Tag.«
»Wer ist er?«
»Eine alte Geschichte. Nicht gerade unser ruhmreichstes Kapitel.« Er blickte zur Seite. »Ich kann dich nicht zurückholen. Das möchtest du gern, ich weiß, aber es geht nicht. Fahr nach Hause.«
»Erst wenn wir darüber gesprochen haben.«
Er schüttelte den Kopf. »Werde endlich erwachsen, Carrie! Es ist vorbei. Ich habe getan, was ich konnte.«
»Das ist ungerecht.«
»Du merkst gerade eben, dass die Welt nicht gerecht ist? Gewöhn dich lieber dran, das erspart dir eine Menge Enttäuschungen im Leben. Hör zu, das ist mein Haus, du kannst hier nicht einfach in der Nacht reinspazieren. Wirklich, ich will, dass du gehst«, beharrte er mit steinerner Miene.
»Hör mir zu, verdammt!«
»Ich höre zu, Carrie – nur sagst du nichts, sondern jammerst bloß.«
»Jemand hat Material aus der NSA -Datenbank gelöscht. Sie sagen, das haben sie noch nie erlebt. Niemals. Die Informationen wurden exakt an jenem Tag gelöscht, als ich Beirut verlassen musste. Wer kann so etwas machen?«
Einen Moment lang schwiegen beide. Aus dem Schlaf zimmer weiter vorne drangen die Geräusche eines Fernsehers herüber. Jay Leno. Sie schliefen eindeutig in getrennten Räumen, dachte Carrie und kam sich wie ein Eindringling vor.
»Worum ging es in den Unterlagen?«, fragte er schließlich.
»Handygespräche, die Fielding mit dreien seiner elf Telefone führte. Über mehrere Monate.«
»Scheiße«, brummte er und ließ sich auf die Bettkante sinken.
Sie setzte sich zu ihm. »Warum kann mich Estes nicht leiden?«, fragte sie.
Saul nahm seine Brille ab und wischte sie an seiner Pyjamajacke ab. »Das sehe ich anders. Einmal habe ich beobachtet, wie er dir nachschaute – so wie Männer Frauen eben mit Bli cken verfolgen. Jedenfalls denke ich, dass du in seinen Gedan ken eine Rolle spielst.«
»Okay, vielleicht gefällt ihm mein Hintern. Aber das heißt noch lange nicht, dass er mich mag.«
»Aus irgendeinem Grund passt es ihm nicht, dass du überall herumstöberst.« Er setzte die Brille wieder auf. »Davon abgesehen war es ihm wirklich wichtig, dass du dich um den Irak kümmerst. Ich vermute, er wollte dich auf eine ganz bestimmte Sache ansetzen – was du durch diese NSA -Geschichte kaputt gemacht hast. Allerdings weiß ich nichts Näheres.«
»Dann glaubst du auch nicht an den Quatsch mit dem Budget?«
»Nicht wirklich«, räumte er stirnrunzelnd ein. »Was du da über die gelöschten NSA -Daten sagst, ändert einiges. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig: Wir müssen uns Beirut näher ansehen.«
»Komm schon, Saul, schick mich wieder hin. Virgil und ich, wir finden heraus, was da vor sich geht.«
»Das kann ich nicht. Estes guckt mir über die Schulter. Ihm liegt vor allem am Irak und an den Plänen der al-Kaida, und damit hat er ja nicht ganz unrecht. Da bahnt sich etwas an. Sehr bald. Und es wird nicht auf dem Sinai sein. Trotzdem sollte man natürlich die Entwicklung dort im Auge behalten, selbst wenn’s keinen interessiert. Die größte Gefahr aber dürften die al-Kaida im Irak und Abu Nazir darstellen – wenn die zuschlagen, dann in Washington oder New York.«
»Könnte es mit dem zu tun haben, was mir Julia erzählt hat?«
Er zog die Stirn kraus. »Abu Nazir und die Hisbollah kann ich mir schwer gemeinsam vorstellen. Sunniten und Schiiten mögen sich nun mal nicht besonders.«
»Möglich wäre es jedoch?«
»Vielleicht. Du hast einen guten Riecher. Dennoch solltest du die Möglichkeit nur verfolgen, wenn es wirklich eine heiße Spur gibt.«
»Was soll ich jetzt machen?«
»Zwei Dinge.« Er tätschelte ihre Hand. »Erstens
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