Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Davis?«, fragte sie.
»Wäre vielleicht gar keine so schlechte Idee. Wie viele haben Sie diesmal umgebracht, Mathison?« Er verzog angewidert das Gesicht.
»Sie haben recht, Davis.« Carrie nahm noch einen Schluck Wodka. Sie genoss das Brennen in der Kehle und kümmerte sich nicht darum, wie der Alkohol zusammen mit den Tabletten wirken mochte. »Leute sterben. Heute hat es Ihre Freundin Rana erwischt. Nightingale hat ihr mitten ins Gesicht geschos sen. Schön sah sie nicht mehr aus. Cheers.« Erneut führte sie das Glas zum Mund.
Das Blut wich aus seinem Gesicht. Er wirkte schockiert, und seine Hand umklammerte die Pistole so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. Sie fragte sich, ob er vielleicht wirklich auf sie schießen würde.
»Diesmal sind Sie erledigt. Sauls kleines Pin-up-Girl«, stieß er heiser hervor. »Dafür bringe ich Sie ins Gefängnis.« Er stand auf und ging auf und ab. »Ich habe Sie die ganze Zeit beobachtet. Dachten Sie wirklich, Sie könnten hier in meine Station kommen, in meine Stadt, ohne dass ich es mitbekomme? Sie blutige Amateurin. Ich habe mich in Moskau mit echten Profis gemessen, mit denen vom KGB , da haben Sie noch in die Windeln geschissen.«
»Seit damals sind Ihnen allerdings ein paar Dinge entgan gen, oder?«, gab sie zurück. »Zum Beispiel, dass Ihr Vögelchen Dima nach New York gekommen ist, um den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten zu töten und die Brooklyn Bridge in die Luft zu sprengen. Aus der Station Beirut kam absolut nichts darüber. Oder dass sie Sunnitin war und keine Christin. Und dass Ihre Geliebte für Nightingale gearbeitet hat, der selbst als Doppelagent für Hisbollah und al-Kaida aktiv war. Von alldem kein Wort vom großen Davis Fielding, dem König von Beirut. Absolut nichts!«
Er blieb stehen und starrte sie an; sein Mund bewegte sich, als bemühe er sich vergeblich zu schlucken.
»Wir haben Dima gesucht, aber sie war verschwunden«, sagte er.
»Wirklich? Sie ist unter dem Decknamen Jihan Miradi in die USA eingereist, hat hier bei der Botschaft ein Visum beantragt, und Sie haben es nicht gemerkt. Desgleichen ist Ihnen entgangen, dass Ihre Geliebte alles, was Sie ihr erzählt haben, via Nightingale an Abu Nazir weiterleitete. Die einzige Frage ist, ob Sie nur absolut inkompetent oder ein mieser Verräter sind.«
Er sah auf die Pistole in seiner Hand hinunter, als handle es sich um einen fremden Gegenstand, den er noch nie gesehen hatte. Sein Finger lag am Abzug. »Rana war nicht meine Geliebte«, sagte er schließlich. »Ich habe sie kaum gekannt.«
»Bullshit«, versetzte sie. »Sie haben über Monate mehrmals die Woche mit ihr telefoniert. Dann ließen Sie die Anrufe aus den Unterlagen der CIA und der NSA -Datenbank löschen. Und zwar an dem Tag, als Sie mich aus Beirut zurückschickten. Es würde mich übrigens interessieren, wie Sie das bewerkstelligt haben.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, erwiderte er.
»Oh, das wissen Sie genau, Davis. Sie dachten, es würde nie rauskommen, stimmt’s? Wissen Sie was, Sie Arschloch? Ich bin nicht die Einzige, die es weiß.«
Er sah sie mit einem seltsam verzerrten Grinsen an, und sie fragte sich, ob sich der Mann noch im Griff hatte. Aber das zu beurteilen, dazu war sie vielleicht wirklich nicht berufen.
»Sie glauben, Sie wissen etwas, Mathison, dabei haben Sie keine Ahnung, was wirklich abläuft.« Er richtete sich auf und sah sie an. »Erzählen Sie mir lieber, was Sie heute wieder verbockt haben. Wie ist Rana gestorben?«
»Wir wollten Nightingale schnappen. Wahrscheinlich ist er ein Verbindungsmann zwischen Hisbollah und der irakischen Al-Kaida-Gruppe. Er steht in Kontakt mit Abu Ubaida, vielleicht sogar mit Abu Nazir. Wir hofften vor allem, mehr über Dimas Freund Mohammed Siddiqi zu erfahren, den Sie übrigens auch nie erwähnten. Leider haben die Typen von den Forces Libanaises zur Waffe gegriffen. Daraufhin hat Nightingale Rana erschossen.«
Fielding setzte sich wieder aufs Sofa und ließ die Pistole sinken. »Arme Rana. Sie war eine so schöne Frau. Und klug dazu. Wenn man mit ihr zusammen war, nahmen einen die Leute wahr.«
»War sie Ihre Geliebte?«
»Sie war ein Kontakt. Wir haben ein paarmal miteinander geschlafen, aber …« Er zögerte.
»Was ist los, Davis? Wollte sie nicht? Oder lag es daran, dass Sie keinen hochkriegten?«
Er blickte sie an, als würde er sie jetzt erst richtig bemerken. »Sie sind wirklich ein Miststück, was?«
»Dafür keine Verräterin.«
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