Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Köpfe von Abu Ubaida und Abu Nazir. Die al-Kaida ist drauf und dran, die ganze Provinz Anbar unter ihre Kontrolle zu bringen, und das Land droht, in einem Bürger krieg zu versinken. Unsere Truppen stehen zwischen den Fron ten. Wenn es zu einem Blutbad kommt, wird es unvorstellbar viele Opfer geben. Die geschätzten Zahlen der Defense Intelligence sind erschreckend. Das lässt sich nur verhindern, wenn es uns gelingt, die beiden auszuschalten.«
»Warum ich?«
»Ich weiß, die Aufgabe ist enorm. Aber du hast ihn gefunden. Du bist ihm auf der Spur, und du sprichst fließend Arabisch. Wer wäre besser geeignet? Du bist für so was geboren, Carrie.«
»Und vielleicht gibt’s noch ein bisschen Gerechtigkeit für Dima. Und Rana«, murmelte sie.
»Ach, Carrie«, seufzte er. »Erwarte keine Gerechtigkeit in diesem Leben. Dann bleibt dir einiges an Enttäuschungen erspart.«
»Die zwei Ziele. Wie wollt ihr sie? Tot oder lebend?«, fragte sie.
»In tausend Stücken, wenn’s nach mir geht«, presste Saul zwischen den Zähnen hervor. »Hauptsache, du erwischst die Mistkerle.«
Sie und Virgil fuhren im Taxi auf der Rue Ouzai zum Flughafen. Die Straße war selbst zu dieser späten Stunde belebt und laut. Die Gebäude hier in der Nähe der Küste sahen schäbig aus. Von den Balkonen hingen schwarze Transparente mit der weißen Aufschrift »Nieder mit Israel«.
Sie war in Virgils Wohnung gefahren, um ihre Sachen zu pa cken. Als sie ihr Terani-Kleid zusammenfaltete, schüttelte Virgil nur den Kopf. »Das wirst du in Bagdad kaum brauchen«, meinte er.
»Wahrscheinlich nicht«, räumte sie ein, packte es aber trotz dem in den Koffer, weil sie nicht wusste, was sie sonst damit tun sollte.
Als sie fertig war, fuhren sie noch beim Friedhof in der Nähe des Boulevard Bayhoum vorbei. Im toten Briefkasten hinterließ sie Julia eine Nachricht, dass sie wieder wegmusste. Sie bat sie, auf sich aufzupassen – die junge Libanesin wusste ebenso gut wie sie, dass womöglich bald wieder Bomben fallen konnten.
»Was ist mit Julias Warnung, dass es zwischen der Hisbollah und Israel zu einem Krieg kommen kann?«, hatte sie Saul noch in der sicheren Wohnung gefragt. »Sie hat immer zutreffende Infos geliefert, und ich fürchte, sie hat auch diesmal recht. Es ist nur eine Frage von Wochen oder wenigen Monaten, bis es er neut losgeht.«
»Wir haben es weitergeleitet bis hinauf an den Präsidenten«, versicherte Saul.
»Werden sie die Israelis warnen?«
Saul hob seine Hände und machte eine Geste, als wolle er zweitausend Jahre jüdischer Geschichte umfassen. »Das muss der Präsident entscheiden. Informationen an andere Länder weiterzugeben, ist keine Geheimdienstarbeit, sondern Sa che der Politik.«
»Auch bei Verbündeten?«, fragte sie.
»Vor allem bei Verbündeten.«
»Es würde den Libanon besonders hart treffen«, meinte sie und schenkte den letzten Rest aus der Wodkaflasche in drei Gläser ein.
»Wie immer. L’chaim .« Saul hob sein Glas.
Jetzt, auf dem Weg zum Flughafen, schaute Carrie gedankenversunken aus dem Fenster. Im Scheinwerferlicht der vorbeifahrenden Autos zeichneten sich die Umrisse einer Palme vor den hässlichen Slumgebäuden ab. Sie spürte ein seltsames Ziehen in der Herzgegend.
»Ich werde Beirut vermissen«, sagte sie zu Virgil. Das Leben hier hatte für sie einen ganz eigenen Reiz. Die Leute strahlten eine gewisse sympathische Verrücktheit aus. Wie drückte Marielle es aus? Man lebe hier »wie auf einer Brücke über dem Abgrund«.
»Immerhin bleibt dir Virginia erspart«, meinte Virgil. Ein Schild wies darauf hin, dass es nicht mehr weit bis zum Flughafen war.
Ihr Handy klingelte. Es war Saul. »Carrie?«
»Wir sind fast beim Flughafen«, erklärte sie ihm.
»Fielding ist tot.«
Sie spürte eine plötzliche Leere in ihrem Innern. Obwohl sie ihn gehasst hatte. Sie musste an ihren Vater denken, an den schrecklichen Moment am Tag vor Thanksgiving, als sie ihn leblos im Haus fand. Er tat ihr so leid, und gleichzeitig wünschte sie sich – so entsetzlich es sein mochte –, dass sie nicht rechtzeitig nach Hause gekommen wäre.
»Was ist passiert?«, fragte sie.
»Ein Schuss in den Kopf, sieht nach Selbstmord aus.«
Virgil warf ihr einen kurzen Blick zu und fragte sich wohl , was geschehen war. »Wir kommen zurück«, hörte er sie sagen. »Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.«
»Carrie, er war nicht dumm und wusste genau, was ihn erwartete.«
»Saul, hör zu. Er war ein verdammter
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