Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
an jeder Tür horchen. In wenigen Sekunden würden sie hier sein.
Sie eilte in das Zimmer mit der Ausrüstung, durchwühlte den Wandschrank auf der Suche nach einem Seil oder irgendetwas, das sich zum Abseilen verwenden ließ. Sie entdeckte lediglich Männerkleidung: Anzüge, Schuhe und Ledergürtel. Gürtel! Sie griff sich drei davon und schnallte sie zu einem einzigen langen Gurt zusammen, dann kehrte sie zum Laptop zurück.
Ihre Befürchtungen bestätigten sich: Die drei Männer standen vor ihrer Wohnungstür und brachten dort irgendetwas an. Sprengstoff, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hetzte zum Schlafzimmer, öffnete die Balkontür und zurrte den Gurt an dem schmiedeeisernen Geländer fest, lugte vorsichtig nach unten. Der Mercedes stand noch da, aber niemand war ausgestiegen oder blickte zu ihr herauf. Sie warf einen Blick auf den Balkon unter ihr – schwer zu sagen, ob sich jemand in der Wohnung befand. Was soll’s , machte sie sich Mut, denn sie hatte nur diese Chance. Die drei Typen würden gleich die Tür aufsprengen oder die ganze Wohnung in die Luft jagen. Dann wäre sie auf jeden Fall tot.
Sie zog noch einmal kräftig an dem Gurt, der zu halten schien – er musste einfach halten –, und stieg über das Geländer, hangelte sich nach unten. In der Wohnung unter ihr war alles dunkel. Niemand zu Hause. Nicht nach unten sehen, ermahnte sie sich, während ihre Zehen das Geländer berührten. Sie schwang sich nach vorne, ließ den Gurt los und landete auf dem Balkon. Gleichzeitig erschütterte eine ohrenbetäubende Explosion das Haus.
Sie hatten die Tür aufgesprengt. Noch ganz taub von dem Knall schlug sie mit ihrer Pistole die Balkontür ein, zwängte ihre Hand durch das gezackte Loch und entriegelte die Tür. Sie stieg über die Glasscherben, hastete nach vorne zur Eingangstür, öffnete sie und sprintete auf den Flur hinaus und die Treppe bis zum Erdgeschoss hinunter. Wenige Sekunden später schlüpfte sie durch die Hintertür auf eine Gasse. Vorsichtig schlich sie bis zur nächsten Seitenstraße. Niemand zu sehen. Keine Beobachtungsposten. Erneut streifte sie die High Heels ab und rannte, was das Zeug hielt, bis sich ihre schlanke Gestalt in der Dunkelheit verlor.
KAPITEL 2
Beirut-Zentrum
»Was ist schiefgelaufen? Und erzählen Sie mir keinen Scheiß. Sie bewegen sich auf sehr dünnem Eis, Carrie«, warnte Davis Fielding und rieb sich die Hände, als würde er frieren. Sie saßen in einem Bürogebäude in der Rue Maarad, nahe dem Nejmeh-Platz mit seinem markanten Uhrturm, wo die CIA -Station Beirut eine Tarnfirma unterhielt, die Middle East Maritime Insurance. Die Tarnung war so perfekt, dass dort sogar Versicherungspolicen verkauft wurden.
»Sagen Sie’s mir. Nightingale war Ihre Idee und Dima Ihre Informantin – ich habe sie nur geerbt«, verteidigte sich Carrie und rieb sich die Augen. Sie war müde und fühlte sich unwohl in den Kleidern, die sie seit gestern trug. Sie hatte nur wenige Stunden auf Virgils Wohnzimmercouch geschlafen, nachdem sie kreuz und quer durch Beirut geirrt war, um Dima zu finden.
»Kommen Sie mir nicht mit dem Scheiß«, knurrte Fielding. »Das Mädchen war Ihre Informantin. Sie waren für sie verantwortlich, und Sie sind mit diesem Nightingale zu mir gekom men. Ich habe Ihnen bloß grünes Licht für die Kontaktaufnahme gegeben. Das ist alles. Sie sollten die Lage sondieren, nicht mehr. Und was passiert? Sie werden von angeblichen Killern quer durch Beirut gejagt und führen sie auch noch direkt zu unserem sicheren Haus! Damit haben Sie unsere Position vor Ort gefährdet, die, wie Sie wissen, ohnehin ziemlich prekär ist.« Er tippte mit dem Zeigefinger auf den Schreibtisch.
»Ich habe sie nirgendwohin geführt«, erwiderte Carrie mit Nachdruck und dachte im Stillen: Wie kann er so etwas behaupten? Er sollte ihr lieber auf die Schulter klopfen, weil sie es geschafft hatte, ihren Verfolgern zu entkommen. Wieso war er dermaßen blind? »Ich habe sie abgeschüttelt. Als ich das Auto beim Crowne Plaza abstellte, war niemand mehr hinter mir her. Trotzdem bin ich, um absolut sicherzugehen, noch einige Male um den Block gelaufen und habe immer wieder die Richtung gewechselt. Alles eben, was man nur machen kann. Da war niemand, definitiv nicht. Weder mit dem Auto noch zu Fuß. Auch von einer elektronischen Überwachung oder einem Fernrohr war weit und breit nichts zu entdecken. Sie müssen es zur Kenntnis nehmen, Davis: Wir haben einen Sicherheitsbruch.«
»Reden Sie
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