Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
wieder. Attraktiv in der typischen Art der arabischen Männer, verstand sie sofort, warum sich Dima zu ihm hingezogen gefühlt hatte. Er sah sie eigenartig an. Zwar wandte sie sich ab und zog das Kopftuch weiter i ns Gesicht, doch sie merkte, dass sie ihm trotz ihrer gefärbten Augenbrauen und der braunen Kontaktlinsen irgendwie seltsam vorkam. Er setzte bereits zum Sprechen an, rannte dann aber los, als einer seiner Männer nach ihm rief.
Minuten später erkannte sie, worum es ging. Beim Zugang zum Souk explodierte ein Sprengsatz und kurz darauf donnerte ein amerikanischer F/A -18 Kampfjet über sie hinweg, der die Marktstände erzittern ließ.
Er ist hier, dachte sie mit angehaltenem Atem, während sie nach Warzer suchte. Die Leute strebten in alle Richtungen auseinander, weg vom Ort der Explosion. Nur wenige versuchten zu helfen. Carrie lief zum Teehaus, um nach Warzer zu sehen, als er auch schon mit einem kleinen, dicken Iraker, der einen Schnurrbart wie Saddam Hussein trug, herauskam.
»Ich habe ihn gesehen«, sagte sie. »Abu Ubaida ist hier.«
»Komm schnell rein«, forderte Warzer sie auf und blickte sich rasch um. »Hier draußen können wir nicht reden.«
»Ich dachte, ich darf nicht rein.«
»Wir haben einen Lagerraum mit einer Hintertür. Kommen Sie«, forderte der Onkel sie auf Arabisch auf und sah sie ge nauso argwöhnisch an wie zuvor Abu Ubaida. Ihre Verkleidung war wirklich zwecklos. Der Raum, den sie schließlich gemeinsam betraten, war klein und enthielt stapelweise Kisten mit Tee, Zucker und Waffen aller Art. » Salaam . Sie verkaufen Waffen?«, fragte Carrie.
»Alle Teehäuser und die Hälfte aller Geschäfte in Ramadi verkaufen Waffen«, erklärte Falah und betrachtete sie, als habe er noch nie jemanden wie sie gesehen. Dennoch war selbst die schlechteste Verkleidung besser, als im Minirock und Neckholder-Top herumzulaufen. »Sie sind Amerikanerin, stimmt’s?«
»Ich weiß zu schätzen, was Sie für uns tun«, versicherte sie ihm.
»Geben Sie mir einfach das Geld und erzählen Sie es nieman dem«, erwiderte Falah.
Sie öffnete die Plastiktüte, die sie bei sich trug, und gab ihm die Hundert-Dollar-Scheine, die aus einem Vorrat stammten, den Dempsey in einem Safe des US AID-Büros aufbewahrte.
»Wann kommt dieser Mann?«
Carrie sah auf ihre Uhr. »In etwa zwanzig Minuten. Kann ich mich hier drin mit ihm treffen?«
»Ich verkaufe vorne nicht gerne Waffen vor meinen Kunden. Normalerweise erledige ich diese Geschäfte im Lagerraum – andererseits kann ich keine Frau ins Teehaus lassen. Bleiben Sie also hier. Wenn jemand etwas kaufen will, soll er später wieder kommen.«
»Wie läuft das Geschäft?«, fragte Carrie.
»Nicht schlecht, Allah sei Dank«, antwortete Falah. »Lei der steigen die Einkaufspreise ständig, und mein Gewinn wird immer kleiner. Falls Sie Interesse haben – ich kann Ihnen alles beschaffen, was Sie wollen.«
»Wie viel kosten die einfacheren Waffen?«, fragte sie.
»Das ist unterschiedlich.« Er zuckte mit den Schultern. »Die neue Glock .19 kostet vierhundertfünfzig Dollar. Eine AKM -Kalaschnikow hundertfünfzig bis zweihundertfünfzig Dollar. Gebraucht sind sie günstiger.« Er musterte sie eindringlich. »Werden sie Saddam hinrichten?« Der ehemalige Diktator war 2004 wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt worden.
»Ich weiß es nicht. Das entscheiden die Iraker«, antwor tete sie.
»Die Iraker entscheiden gar nichts«, entgegnete er und bedeutete Warzer, ihm zu folgen. Die beiden Männer gingen hinaus, Falah zurück in sein Teehaus, während Warzer nach Romeo Ausschau halten sollte. Es war stickig, eng und dunkel in dem Lagerraum, in den lediglich ein schmaler Lichtstreifen durch einen Spalt zwischen Tür und Rahmen fiel.
Walid war im Rahmen einer Amnestie, die al-Waliki, der neue schiitische Ministerpräsident, für nicht des Terrorismus verdächtige sunnitische Häftlinge verfügt hatte, aus Abu Ghraib entlassen worden. Er hatte von ihnen ein Handy erhalten und war erwartungsgemäß nach Ramadi zurückgekehrt, doch Carrie machte sich keine Illusionen: Sie und Romeo trauten einander nicht. Er konnte das Handy jederzeit loswerden und die Leine kappen, an der sie ihn hielten. Das Einzige, was sie gegen ihn in der Hand hatte, war die Drohung gegenüber seiner Familie.
»Er fürchtet, wir könnten seine Familie mit Geschenken töten«, hatte sie zu Virgil und Dempsey gesagt. Und obwohl sie sich nicht auf Romeo verlassen
Weitere Kostenlose Bücher