Homeland: Carries Jagd: Thriller (German Edition)
Ministerpräsidenten ein? Sonst nichts? Das entspricht nicht dem Stil der al-Kaida.«
Er sah sie mit seinen dunklen Augen an und zuckte. »Ich glaube, vor Ihnen muss man sich in Acht nehmen, Dahaba.« Dieser Codename war von dem arabischen Wort Dahab für Gold entlehnt – sie hatten es wegen ihrer Haarfarbe vereinbart. »Vielleicht sind doch nicht alle Amerikaner Dumm köpfe.«
»Wollen Sie mich provozieren? Das wird nicht klappen«, erwiderte sie. »Es gibt außerdem einen weiteren Anschlag, stimmt’s? Abu Nazir und Abu Ubaida schlagen immer mehrfach zu, oder?«
»Das ist ihre Strategie«, stimmte er zu. »Es gibt einen zwei ten Angriff. Gegen die Amerikaner, eine hochrangige Person ist das Ziel.«
Ihre Gedanken arbeiteten fieberhaft. Assassin’s Gate war ein großer Torbogen aus Sandstein an einem der wichtigsten Zugänge zur Grünen Zone in Bagdad. Falls es Abu Ubaida gelang, den neuen schiitischen Regierungschef zu ermorden, würde das einen Bürgerkrieg auslösen, der vermutlich zur Zerschlagung des Irak und zum völligen Scheitern der amerikanischen Mission führte. Die Zahl der Opfer, auch amerikanischer, dürfte enorm sein.
Aber auf welche prominente amerikanische Persönlich keit konnten sie es abgesehen haben? Sie musste Saul fragen, wer in der nächsten Zeit aus Washington anreiste. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde der Anschlag beim Camp Victory in der Nähe des Flughafens stattfinden, wohin man alle VIP s zunächst brachte. Nachdem der Anschlag in New York gescheitert war, schien Abu Ubaida den Ehrgeiz zu haben, die Schlappe wiedergutzumachen und auf diese Weise die Führung der al-Kaida im Irak zu übernehmen. Es passte alles zusammen.
Sie musste die Information sofort an Saul weitergeben.
»Wissen Sie, um welchen Amerikaner es geht?«, fragte sie.
»Abu Ubaida hat nur gesagt, er würde der Schlange ihre zwei Köpfe abschlagen.«
»Waren Sie dabei, als er das sagte?«
»Ja. Es war letzte Nacht, als wir vier Polizisten an der Straße zu dem ehemaligen Palast von Saddam abluden, den ihr Hurri cane Point nennt.« Sein Gesicht zuckte. »Aber vorher schnitten wir ihnen Hände und Köpfe ab, steckten die Köpfe auf Pfähle. Sie sehen aus wie Straßenschilder. Fahren Sie hin, dann sehen Sie sie.« Er lächelte eigenartig. »Wenn er wüsste, dass wir miteinander sprechen – was glauben Sie, würde er mit mir machen?«
KAPITEL 30
Falludscha, Provinz Anbar
Der Himmel leuchtete rot und violett im Sonnenuntergang, von den Minaretten tönten die Aufrufe zum Gebet durch die Straßen von Ramadi. Von Westen hörten Carrie und Warzer Schüsse und Mörserexplosionen, während sie mit dem Motorroller zur Polizeistation im Al-Andalus-Viertel zurückfuhren. Die Stadt war zu jeder Zeit gefährlich, aber nach Einbruch der Dunkelheit wurde sie zum Schlachtfeld.
Die beiden waren zu Romeos Haus gefahren, um mit seiner Familie einen Souk zu besuchen. Sie aßen Kebab vom Holzkohlegrill und kauften den Kindern Harry-Potter-Spielzeug. Währenddessen drang Virgil, mit falschem Bart und einem kurdischen Turban verkleidet, in das Wohnhaus ein, um Wanzen und kleine Kameras zu installieren.
Als sie jetzt im dämmrigen Licht an einer Moschee vorbeifuh ren, sahen sie einen Mannschaftstransportwagen der Marines, gefolgt von zwei Humvees mit fest montierten Maschinengeweh ren. »Scheiße, eine Patrouille«, sagte Warzer. Verkleidet wie sie waren, mussten die Marines sie für zwei Iraker halten, die spätabends auf einem Roller durch die leeren Straßen fuhren.
»Sie haben den Finger am Abzug. Tu, was sie sagen«, erinnerte Carrie ihn.
Der Radpanzer hielt an. Das MG war genau auf sie gerichtet. Die Humvees stoppten ebenfalls, und eine Lautsprecherstimme aus dem ersten Wagen rief: »Qif!« Halt!
Warzer bremste ab. Sie stiegen vom Motorroller, stellten das Fahrzeug auf den Ständer und hoben die Hände. Carrie zog zudem Schleier und Kopftuch zurück, um ihr blondes Haar zu zeigen. Ein Marine kam aus dem Humvee und winkte sie zu sich.
»Lass mich vorgehen«, sagte sie zu Warzer und trat mit erhobenen Händen auf den Soldaten zu.
Der junge Corporal starrte sie mit großen Augen an. Mit ihren blonden Haaren und dem typisch amerikanischen Gesicht musste sie ihm ziemlich unwirklich in dieser Umgebung erscheinen. Trotzdem hielt er sein M4 weiter auf sie gerichtet.
»Ich bin Amerikanerin«, erklärte sie. »Wir gehören zur Task Force One Forty-Five und müssen zur Polizeistation al-Andalus.«
»Eine Amerikanerin? Hier?«,
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