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Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Titel: Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Singh
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mal acht ist?«
    Mit der Zeit fanden sie so viele mathematische Witze, dass Nestler wie selbstverständlich eine Datenbank der mathematisch interessanten Szenen anlegte: »Ich bin von Natur aus ein Sammler, und ich katalogisiere gerne Dinge. Als Kind sammelte ich Visitenkarten. Aber vor allem sammle ich Madonna-Platten. Meine Madonna-Sammlung umfasst 2300 Exemplare.« Wenige Jahre später, sowohl Greenwald als auch Nestler hatten ihren Doktortitel und unterrichteten inzwischen, bauten sie Szenen aus den Simpsons in ihre Vorlesungen ein. Nestler, der seine Doktorarbeit über algebraische Zahlentheorie geschrieben hatte, benutzte in seinen Kursen Material aus der Zeichentrick-Sitcom zu Analysis, linearer Algebra und diskreter Mathematik. Greenwald hingegen beschäftigte sich bei ihren Forschungen mit Orbifaltigkeiten, einem Spezialbereich der Geometrie, daher verwendete sie in ihren Kursen meist geometrische Witze aus den Simpsons. Dabei besprach sie auch den Couchgag aus der Eröffnungssequenz von »Homer der Auserwählte« (1995). Die Eröffnungssequenz jeder Episode endet damit, dass die Familie Simpson sich auf ihre Couch setzt, um fernzusehen, und ihnen jedes Mal etwas anderes Obskures widerfährt. In diesem Fall betreten Homer und seine Familie das Wohnzimmer über ein paradoxes System von Treppen, auf denen jeweils unterschiedliche Gravitationskräfte wirken und die im rechten Winkel zueinander stehen. Die Szene ist eine Hommage an Relativität, eine berühmte Lithografie des niederländischen Künstler M. C. Escher, der besessen von Mathematik war, und ganz besonders von Geometrie.
    Greenwalds und Nestlers eigenwillige Lehrmethoden zogen schon nach wenigen Jahren, in denen sie die Simpsons in ihre Mathematikkurse eingebaut hatten, die Aufmerksamkeit lokaler Medien auf sich. Schließlich wurden sie sogar zu einem Interview in die wöchentliche Wissenschaftssendung Science Friday beim National Public Radio eingeladen. Einige Simpsons-Autoren hörten die Sendung und waren erstaunt, dass inzwischen sogar Mathematikkurse am College auf ihren nerdigen Insiderwitzen aufgebaut wurden. Sie wollten diese Professoren treffen und ihnen für ihren Einsatz für die Mathematik und ihre Begeisterung für die Simpsons danken. Also luden sie Greenwald und Nestler zur Leseprobe einer neuen Episode ein, »Homerun für die Liebe«.
    Am 25.August 2005 erfuhren Greenwald und Nestler bei der Leseprobe alles über die holprige Beziehung zwischen Buck Mitchell und Tabitha Vixx, den Protagonisten der Folge. Die Professoren lehnten sich zurück und genossen die Geschichte, während die Autoren auf jede Zeile achteten, nach guten Gags suchten, die man noch verbessern konnte, und nach schlechten Gags, die man besser rausstrich. Später am selben Tag, die Professoren waren wieder nach Hause zurückgekehrt, verglichen die Autoren ihre Notizen und schlugen Änderungen am Skript vor. Alle am Tisch waren sich einig, dass es eine starke Episode war, der aber etwas Entscheidendes fehlte: In der ganzen Episode tauchte kein einziges Mal Mathematik auf!
    Das war doch wirklich unhöflich. Sie hatten Greenwald und Nestler zur Leseprobe eingeladen, weil die beiden sich für die Mathematik bei den Simpsons interessierten, und dann hatten sie ihnen eine Episode vorgestellt, die keinerlei neues Material für ihre Kurse enthielt. Die Autoren gingen das Skript noch einmal durch und suchten nach einer geeigneten Stelle für eine Prise Mathematik. Einer von ihnen bemerkte schließlich, dass der Höhepunkt der Episode die perfekte Gelegenheit bot, um ein paar interessante Zahlen einzubauen.
    Kurz bevor Tabitha über die Großbildleinwand ihre Liebeserklärung abgibt, erscheint auf derselben Leinwand eine Aufforderung an das Publikum, die Anzahl der Zuschauer beim Spiel zu schätzen. Mehrere mögliche Antworten stehen zur Auswahl. In der Skriptversion aus der Leseprobe waren die Antwortmöglichkeiten auf der Leinwand rein willkürlich gewählt. Nun ersetzten die Autoren sie durch Zahlen mit besonderen Eigenschaften. Als sie die Änderungen ausgeführt hatten, schrieb Jeff Westbrook eine E-Mail an Sarah Greenwald: »Es war toll, dass Sie da waren, weil Ihr Besuch uns ein bisschen Feuer unter dem Hintern gemacht hat. Deshalb haben wir heute ein paar mathematisch interessante Zahlen eingebaut, als Erinnerung an Ihren Besuch.«
    Für den unbedarften Zuschauer sind die drei Zahlen auf der Großbildleinwand reine Zufallszahlen ohne jede Bedeutung, Zuschauer mit

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