Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
Beidhänder – Nur Linkshänder, die es nicht wahrhaben wollen?
Edward Kasner beschrieb in seinem Buch Mathematics and the Imagination den weiteren Verlauf der Unterhaltung mit seinem Neffen: »Als er den Namen ›Googol‹ vorschlug, gab er gleichzeitig auch einer noch größeren Zahl einen Namen: ›Googolplex‹. Ein Googolplex ist viel größer als ein Googol, aber immer noch endlich. Darauf legte der Erfinder des Namens größten Wert. Zunächst sollte ein Googolplex eine 1 gefolgt von so vielen Nullen sein, wie man schreiben konnte, bevor man müde wurde.« Der Onkel war jedoch zu Recht der Ansicht, dass mit dieser Definition ein Googolplex eine ziemlich willkürliche und subjektive Zahl sei, und er schlug stattdessen vor, einen Googolplex als 10 googol zu definieren. Dies entspricht einer 1 gefolgt von googol Nullen, zu vielen, um auf ein Stück Papier von der Größe des bekannten Universums zu passen, selbst wenn man die kleinste vorstellbare Schriftgröße verwenden würde.
Diese Begriffe – googol und googolplex – sind heute selbst in der breiten Öffentlichkeit recht verbreitet, weil Larry Page und Sergey Brin den Namen Googol für ihre Suchmaschine wählten. Sie bevorzugten aber eine leicht abweichende Schreibweise und nannten ihre Firma Google. Der Name soll andeuten, dass die Suchmaschine Zugang zu riesigen Informationsmengen bietet. Der Hauptsitz von Google heißt erwartungsgemäß Googleplex.
Al Jean (mit dem Bügeleisen in der Hand) war mit im Raum, als Mike Reiss (links sitzend) den Namen Googolplex für das Kino in Springfield vorschlug. Diese Fotografie aus dem Jahr 1981 zeigt sie im »Lampoon Castle« in Harvard. Patric Verrone, der hier mit Billardkugeln jongliert, schreibt heute ebenfalls erfolgreich Comedy fürs Fernsehen, unter anderem schrieb er eine Episode der Simpsons aus dem Jahr 2005 mit dem Titel »Milhouse aus Sand und Nebel«. Der vierte in der Gruppe ist Ted Phillips, der im Jahr 2005 starb. Er hatte zwar Talent fürs Schreiben, aber er zog eine Karriere als Jurist in South Carolina vor und war ein anerkannter Heimatforscher. Sein Name taucht in der Episode »Wer anderen einen Brunnen gräbt« (1992) auf, und auch eine Figur (Duke Phillips) in The Critic, einer Zeichentrickserie von Jean und Reiss, wurde nach ihm benannt.
Der Simpsons -Autor Al Jean erinnert sich, dass der Standbild-Gag mit dem Springfielder Googolplex in der ersten Fassung des Skriptes für »Homer auf Abwegen« nicht auftauchte. Er wurde erst bei einer Revision auf Druck der mathematischen Autoren im Team eingefügt: »Oh ja, ich war damals definitiv mit dabei. Die Idee mit dem Googolplex war nicht von mir, aber ich habe auf jeden Fall darüber gelacht. Es klang so wie diese ganzen Oktoplex- und Multiplex-Kinos. Als ich in der Grundschule war, redeten die ganzen Klugscheißer in der Klasse über Googols. Der Witz kam definitiv bei einer Teambesprechung des Skripts dazu.«
Mike Reiss, der seit der ersten Staffel mit Jean für die Simpsons schreibt, glaubt, der Standbild-Gag mit dem Springfielder Googolplex könne von ihm stammen. Ein anderer Autor hatte Bedenken geäußert, der Witz sei zu wenig verständlich, aber Reiss verteidigte seine Idee vehement: »Jemand meinte, das sei ein Witz, den niemand jemals kapieren würde, aber er blieb drin … Es war harmlos; wie witzig kann der Name eines Multiplex-Kinos sein?«
In »The Lisa Series« taucht ein weiteres mathematisches Standbild auf. Man kann es sogar auf dem Bild in Kapitel 6 sehen. In dem folgenden vergrößerten Bildausschnitt ist es leichter zu erkennen.
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Als Lisa sich zu einem erstklassigen Baseballtrainer weiterbildet, sieht man sie hinter Stapeln von Büchern sitzen. Eines dieser Bücher trägt den Titel » e iπ + 1 = 0«. Wer sich nach dem Schulabschluss noch mit Mathe beschäftigt hat, erkennt darin die Euler’sche Formel, die manchmal auch als Euler’sche Identität bezeichnet wird. Eine Erklärung der Euler’schen Formel sprengt den Rahmen dieses Kapitels, aber in Anhang 2 ist eine moderat anspruchsvolle Erläuterung zu finden. In diesem Kapitel konzentriere ich mich auf die erste Komponente der Gleichung: eine besondere kleine Zahl namens e oder auch Euler’sche Zahl.
Die Zahl e wurde von Mathematikern entdeckt, die sich mit einem faszinierenden Problem aus dem ansonsten langweiligen Bereich der Bankzinsen beschäftigten. Man stelle sich das folgende einfache Investitions-Szenario vor: Jemand legt einen Euro auf einem
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