Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
Dort verweist der Eintrag »Zirkeldefinition« auf »Definition, zirkulär« und umgekehrt.
Auch die Chefs von Google sind große Fans der Zahl e . Beim Börsengang des Unternehmens im Jahr 2004 kündigten sie an, sie wollten damit 2.718.281.828 US-Dollar erzielen, was 1 Milliarde US-Dollar, multipliziert mit e entspricht. Im selben Jahr ließ das Unternehmen folgende Werbung plakatieren:
Um den Namen der Website herauszufinden, musste man alle Ziffern von e nach zehn aufeinanderfolgenden Ziffern absuchen, die eine Primzahl bildeten. Jeder mit ausreichend mathematischem Scharfsinn findet nach einiger Mühe heraus, dass die erste zehnstellige Primzahl von e an der 99. Stelle beginnt und 7427466391 lautet. Beim Aufruf der Website www.7427466391.com sah man ein virtuelles Hinweisschild, das auf eine andere Website verwies: mit einem Bewerbungsportal für offene Stellen bei Google Labs. 36
Ein besonderer Ausdruck der Bewunderung für e besteht darin, die Nachkommastellen der Zahl auswendig zu lernen. Im Jahr 2004 lernte der Deutsche Andreas Lietzow e bis auf 316 Nachkommastellen auswendig und sagte die Zahl auf, während er gleichzeitig mit fünf Bällen jonglierte. Doch Lietzow wurde am 25. November 2007 weit übertroffen. An jenem Tag stellte Bhaskar Karmakar aus Indien, ohne Ablenkung durch Bälle, einen neuen Weltrekord auf: Er sagte in einer Stunde, 29 Minuten und 52 Sekunden die Zahl e bis auf 5002 Nachkommastellen auf. Am selben Tag gab er die 5002 Nachkommastellen auch noch rückwärts korrekt wieder. Dies sind unglaubliche Gedächtnisleistungen, aber mit dem folgenden englischen Merksatz kann sich jeder die ersten zehn Nachkommastellen von e merken: »I’m forming a mnemonic to remember a function in analysis.« (Auf Deutsch: Ich bilde einen Merksatz um mir eine analytische Funktion zu merken.) Die Anzahl der Buchstaben in jedem Wort entspricht jeweils einer Ziffer von e .
Natürlich sind auch die Autoren der Simpsons große e -Fans. Die Zahl taucht nicht nur in einem Buchtitel in »The Lisa Series« auf, sondern sie wird auch in »The Fight Before Christmas« besonders erwähnt. Der letzte Teil dieser Episode erinnert an die Sesamstraße und endet wie diese mit der Nennung des Sponsors: einer speziellen Zahl und eines speziellen Buchstabens. Doch statt eines Satzes wie »Die Sesamstraße wurde euch heute präsentiert durch den Buchstaben c und die Zahl 9« hörten die Zuschauer: »Die Simpsons wurde Ihnen heute präsentiert durch die Umlaute und die Zahl e. Nicht den Buchstaben e, sondern die Zahl, deren Exponentialfunktion ihre eigene Ableitung ist.«
KAPITEL 12
π UND PIE
In »Marge wird verhaftet« (1993) wird Marge wegen Ladendiebstahls ins Gefängnis gesteckt, als sie den Kwik-E-Mart mit einer unbezahlten Flasche Bourbon verlässt. Bei der Gerichtsverhandlung wird sie von dem Anwalt Lionel Hutz vertreten, einem Mann mit zweifelhaftem Ruf. Vor dem Beginn der Verhandlung eröffnet Hutz Marge, ihre Chancen stünden nicht gut, weil der Richter ihn nicht mag: »Seit ich seinen Hund irgendwie überfahren habe, ist er nicht gerade gut auf mich zu sprechen … Naja, ersetzen wir das Wort ›irgendwie‹ durch ›wiederholt‹ und das Wort ›Hund‹ durch seinen ›Sohn‹.«
Hutz’ Verteidigungsstrategie für Marge besteht darin, die Glaubwürdigkeit von Apu Nahasapeemapetilon, dem Besitzer des Kwik-E-Marts, der den Diebstahl angeblich beobachtet hat, in Zweifel zu ziehen. Als er Apu in den Zeugenstand ruft und andeutet, seine Erinnerungen könnten falsch sein, weist der Supermarktbesitzer ihn auf sein makelloses Gedächtnis hin: »Ich bin sogar in der Lage, Ihnen die Zahl Pi bis zur 40000 Stelle hinter dem Komma zu nennen. Die letzte Ziffer ist eine 1.«
Homer lässt das kalt. Er denkt in dem Moment nur an Kuchen: »Mmm … Pi(e).«
Apus ungewöhnliche Behauptung, er habe π bis auf 40000 Nachkommastellen auswendig gelernt, ist nur glaubwürdig, wenn Mathematiker π mindestens so genau berechnet haben. War dies bei der Erstausstrahlung der Episode im Jahr 1993 der Fall?
In Kapitel 2 ging es darum, wie Mathematiker seit den alten Griechen mithilfe von Polygonen π immer genauer berechneten und so schließlich 34 Nachkommastellen erreichten. Im Jahr 1630 hatte der österreichische Astronom Christoph Grienberger mit Polygonen 38 Nachkommastellen von π berechnet. Aus wissenschaftlicher Sicht gab es keine Notwendigkeit, π noch genauer zu bestimmen, weil der bisherige Stand der Berechnungen ausreichte,
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