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Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)

Titel: Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Singh
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anderer Hinsicht Pioniere, nämlich bei der Entwicklung des Standbild-Gags: »Die Simpsons haben ihn perfektioniert, wenn nicht sogar erfunden. Es handelt sich dabei um einen Witz, den man beim normalen Ansehen der Episode nicht bemerkt. Man muss schon auf Standbild schalten, um ihn zu sehen. Typischerweise handelt es sich dabei um Buchtitel oder Schilder. In eine reale Fernsehserie lässt sich so etwas nur schwer einbauen.«
    Standbild-Gags – die tatsächlich nur einen Frame lang zu sehen sind oder auch ein bisschen länger – gab es bei den Simpsons von Anfang an . In »Bart wird ein Genie«, der ersten echten Simpsons-Episode, sind in einer Bücherei sowohl die Ilias als auch die Odyssee zu sehen. Aber wirklich nur einen Augenblick lang. Der Witz daran ist natürlich, dass diese antiken griechischen Texte von Homer geschrieben wurden.
    Standbild-Gags waren eine Möglichkeit, um die Witzdichte der Serie zu erhöhen, sie boten den Autoren aber zudem die Chance, obskure Hinweise für Zuschauer mit Nischenwissen einzubauen. In derselben Episode zeigt ein Schüler einen kurzen Moment lang seine Anatoly-Karpow-Lunchbox. Karpow war Schachweltmeister von 1975 bis 1985. Er ist außerdem berühmt als der Verkäufer der wertvollsten Briefmarke aus Belgisch-Kongo, die im Jahr 2011 für 80000 US-Dollar versteigert wurde. Wenn ein Zuschauer den Witz nicht mitbekam, hatte er nicht viel verpasst. Den Autoren war es den Aufwand jedoch wert, selbst wenn nur ein Zuschauer den Hinweis bemerkte und verstand.
    Der Standbild-Gag war eine Folge des technischen Fortschritts. Im Jahr 1989, in dem die Simpsons anliefen, besaßen etwa 65 Prozent der amerikanischen Haushalte einen Videorekorder. Fans konnten Episoden also mehrmals ansehen und eine Szene anhalten, wenn ihnen etwas Seltsames auffiel. Zu dieser Zeit stand in mehr als 10 Prozent der Haushalte ein Heimcomputer, und ein paar wenige Menschen hatten sogar einen Internetzugang. Im Jahr darauf erblickte alt.tv.simpsons das Licht der Welt, eine Usenet-Newsgroup, in der Fans ihre Standbild-Entdeckungen miteinander teilen konnten.
    Chris Turner schrieb in seinem Buch Planet Simpson, der extremste Standbild-Gag tauche in »Die Babysitterin und das Biest« (1994) auf. In dieser Episode wird Homer in der reißerischen Reportage-Sendung Rock Bottom fälschlich beschuldigt, ein Grapscher zu sein. Der Moderator, Godfrey Jones, muss sich in der Sendung entschuldigen und eine Richtigstellung senden, deren Text über den Bildschirm rast. Der normale Zuschauer erkennt gar nichts, doch die vier Sekunden lange Szene enthält 34 Standbild-Gags, die man problemlos lesen kann, wenn man die Episode anhält und die Richtigstellung Bild für Bild durchgeht.
    Vor allem aber boten Standbild-Gags den mathematischen Autoren der Simpsons Gelegenheit für einige Hinweise, die sich speziell an Zahlen-Nerds richteten. In »Homer auf Abwegen« (1992) etwa taucht zum ersten Mal das Kino von Springfield auf, und besonders aufmerksame Zuschauer konnten sehen, dass es den Namen Springfield Googolplex trug. Dieser Hinweis ist nur zu verstehen, wenn man eine Geschichte aus dem Jahr 1938 kennt. Damals unterhielt sich der amerikanische Mathematiker Edward Kasner mit seinem Neffen Milton Sirotta. Kasner bemerkte nebenbei, wie praktisch eine Bezeichnung für die Zahl 10 100 wäre (ausgeschrieben: 10000000000000000000000000000000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000 000000000000000000000000000000). Der neunjährige Milton schlug das Word Googol vor.
    Standbild-Gags aus den Simpsons
    »DIE BABYSITTERIN UND DAS BIEST« (1994)
    Auszug aus der Richtigstellung in Rock Bottom
    Wer das liest, hat kein eigenes Leben.
    Unsere Zuschauer sind keine armseligen geschlechtslosen Fressmaschinen.
    Quayle weiß, wie sich ein normaler Mensch auf der Toilette verhält.
    Die Menschen, die dies schreiben, haben kein eigenes Leben.
    »EINE FRAU FÜR MOE« (1998)
    Das Schild vor Stu’s Disco
    Kein Zutritt für Menschen, die nicht mindestens so dunkelhäutig sind (neben dem Schriftzug ist ein Bild von Apus Bruder zu sehen).
    »EIN JEDER KRIEGT SEIN FETT« (1998)
    Name des Ladens mit dem »Irren Winterschlussverkauf«
    Donner’s Party-Zubehör 34
    »KLASSENKAMPF« (2002)
    Der Titel von Lisas Buch
    Liebe in den Zeiten der Malbücher
    »MARGE IM SUFF« (2004)
    Schild vor der ersten Kirche von Springfield
    Andersgläubige willkommen (kleiner Witz)
    »BART HA T ZWEI MÜTTER« (2006)
    Schild beim Treffen der Linkshänder
    Thema heute:

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