Homers letzter Satz: Die Simpsons und die Mathematik (German Edition)
Abschluss in Informatik an der University of California in Berkeley und einige indische Studenten als Kommilitonen gehabt hatte. Ein Großteil von Apus Vergangenheit basiert auf der Lebensgeschichte eines engen Freundes von Cohen, Ashu Rege, der später für NVIDIA arbeitete, einem führenden Unternehmen der Computergrafik.
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Doch π hatte noch einen weiteren denkwürdigen Auftritt in den Simpsons. In der Schlussszene von »Die Saxophon-Geschichte« (1997) kauft Homer Lisa ein Saxophon, um Lisas Talent zu fördern. Bevor Homer und Marge für Lisa das Musikinstrument kaufen, wollen sie sie zunächst in einer Elite-Grundschule anmelden. In einer Rückblende besuchen Homer und Marge die Schule und sehen dort zwei Wunderkinder auf dem Schulhof, die ihren eigenen Text für ein Klatschspiel erfunden haben:
»Hand aufs Herz, werd ein Genie;
merk dir gleich die Kreiszahl π:
3,1415926535897932384…«
Al Jean hatte diesen mathematischen Hinweis geschickt in die Episode geschmuggelt. Beim ersten Hören ist es eine völlig korrekte Aufzählung der berühmtesten irrationalen Zahl der Welt. Als ich aber etwas länger darüber nachdachte, fragte ich mich, warum π eigentlich als Zahl im Dezimalsystem ausgedrückt wurde.
Das Dezimalsystem, das die Zahl 10 als Basis verwendet, ist unser übliches Zahlensystem, in dem die erste Nachkommastelle für Zehntel steht (1/10 1 ) und die nachfolgenden Stellen für Hundertstel (1/10 2 ), Tausendstel (1/10 3 ) und so weiter. Unser Zahlensystem entwickelte sich auf diese Weise, weil ein Mensch zehn Finger hat.
Wenn man sich jedoch die Hände der Simpsons -Charaktere genau ansieht, fällt einem auf, dass sie nur drei Finger und einen Daumen an jeder Hand haben, also insgesamt acht Finger. Daher müsste das Zahlensystem in Springfield eigentlich auf der Zahl acht basieren und wäre damit ein völlig anderes (das Oktalsystem mit der Basis 8). In diesem System ausgedrückt müsste auch π völlig anders lauten, nämlich 3,11037552421026.
Wie genau im Oktalsystem gerechnet wird, ist hier nicht weiter wichtig, weil die Simpsons wie wir das Dezimalsystem verwenden. Doch es ergeben sich zwei wichtige offene Fragen: Erstens: Warum haben die Einwohner von Springfield nur acht Finger? Und zweitens: Warum basiert das Universum der Simpsons auf dem Dezimalsystem, obwohl die Charaktere nur acht Finger haben?
Die Mutation, die dazu führte, dass die Simpsons alle nur acht Finger haben, ereignete sich in der Frühzeit des Zeichentricks auf der großen Leinwand. Felix der Kater, der erstmals im Jahr 1919 über die Leinwand lief, hatte nur vier Finger an jeder Hand, und auch Mickey Mouse teilte bei seinem ersten Auftritt im Jahr 1928 diese Eigenschaft. Auf die Frage, warum sein vermenschlichtes Nagetier einen Finger zu wenig hatte, antwortete Walt Disney damals: »Aus künstlerischer Sicht sind fünf Finger zu viele für eine Maus. Seine Hand würde aussehen wie ein Bund Bananen.« Außerdem, so Disney, bedeuteten vereinfachte Hände weniger Arbeit für die Zeichner: »Ein Finger weniger in allen 45000 Zeichnungen, aus denen ein sechseinhalb Minuten langer Kurzfilm besteht, spart dem Studio mehrere Millionen Dollar.«
Aus diesen Gründen wurden acht Finger weltweit Standard für tierische und menschliche Zeichentrickfiguren. Nur in Japan wird dies anders gehandhabt. Dort haben nur vier Finger an einer Hand eine düstere Nebenbedeutung. Sie werden mit dem Tod in Verbindung gebracht. Die Yakuza, die berüchtigte japanische Mafia, schneidet zudem manchmal Menschen den kleinen Finger ab, um sie zu bestrafen oder um ihre Loyalität zu testen. Der britische Cartoon Bob der Baumeister musste vor der Ausstrahlung in Japan im Jahr 2000 verändert werden, damit die Charaktere die notwendige Anzahl Finger hatten.
Während vier Finger pro Hand in Japan ein Problem darstellen, sind sie der Normalzustand für alle Charaktere der Simpsons. Alles andere wird dort als abnormal angesehen. In »Blick zurück aufs Eheglück« (1991) wird das besonders deutlich. Diese Episode handelt unter anderem von Barts Geburt. Marge fragt Homer, ob er ihren neugeborenen Sohn nicht wunderschön finde, und Homer antwortet: »Hey, solange er alle acht Fingerchen und acht Zehen beisammen hat, bin ich sehr zufrieden.«
Ebenso in »Liebhaber der Lady B.« (1994). Marges Mutter und Homers Vater gehen miteinander aus, was Homer ziemlich stört: »Wenn er deine Mutter heiratet, Marge, dann sind wir Bruder und Schwester! Und dann
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