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Homicide

Homicide

Titel: Homicide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Simon
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Dave Brown mit einem anderen Mord beschäftigt war. Auf der Suche nach einem Ansatzpunkt wuschen die beiden Detectives ein bisschen Fraziers schmutzige Wäsche, suchten seine Wohnung in der Fayette Street auf und stellten seiner Frau zunächst eine Reihe von Fragen über die Arbeitszeit ihres Mannes, seine Gewohnheiten und seine Verwicklung in Drogengeschäfte, bevor sie den Knaller losließen.
    »Wussten Sie, dass er was mit Lena hatte?«
    Die Frau ließ sich nicht anmerken, wie diese Information auf sie wirkte, räumte jedoch ein, dass es in ihrer Ehe vor Kurzem ziemlich gekracht hatte. So oder so, sie machte keinen Versuch, ihrem Mann ein Alibi für die Mordnacht zu verschaffen. Und am nächsten Tag erfuhren die Detectives vom Stahlwerk Sparrows Point, dass Frazier an den beiden Tagen vor dem Mord nicht zur Arbeit erschienen war.
    Am Abend vor der Vernehmung rief Frazier Garvey im Morddezernat an und verkündete, er habe Informationen über Lenas Mörder und wolle sofort mit einem Detective sprechen. Als er um Mitternacht immer noch nicht eingetrudelt war, ging Garvey nach Hause. Eine Stunde später tauchte Frazier am Pförtnerhäuschen des Parkhauses auf und bat, mit einem Detective sprechen zu können. Rick Requer unterhielt sich lange genug mit ihm, um zu merken, dass Frazier total zugedröhnt war, seinen Samba tanzenden Pupillen nach zu schließen, wahrscheinlich mit Koks. Requer hatte Garvey zu Hause angerufen, und die beiden kamen überein, die Befragung vorerst abzublasen und Frazier zu sagen, er solle erst mal wieder clean werden und dann wiederkommen.
    Doch bevor Frazier ging, stellte er eine Frage, die Requer seltsam fand: »Wissen Sie, ob sie erstochen und auf sie geschossen wurde?«
    Vielleicht hatte er es irgendwo aufgeschnappt. Vielleicht auch nicht. Requer schrieb für Garvey einen Bericht, in dem auch diese Bemerkung stand.
    Jetzt, bei seinem erneuten Erscheinen im Präsidium, scheint Frazier nicht nur seine Umgebung bewusst wahrzunehmen, sondern auch echte Neugier für die Todesumstände seiner Freundin zu haben. Im Lauf der eineinhalbstündigen Vernehmung durch Garvey und Kincaid stellter ebenso viele Fragen, wie er beantwortet, und liefert freiwillig eine Menge Informationen. Er lehnt sich auf dem Stuhl zurück und kippelt darauf herum, wenn er die Beine streckt, und er erzählt, er habe zwar eine Frau und noch eine andere Freundin, die in den Poe Homes wohne, habe aber auch schon seit einiger Zeit etwas mit Lena Lucas gehabt. Außerdem behauptet er, sie hätten sich selten gestritten und er wolle genauso wie die Polizei herausbekommen, wer Lena ermordet und sein Kokain aus dem Schlafzimmerschrank gestohlen habe.
    Ja, räumt er ein, Lena habe in ihrer Wohnung in der Gilmor Street öfter Kokain für ihn aufbewahrt. In dem Kleiderschrank, in einem Beutel, der in einer Reistüte versteckt war. Von der Familie hat er bereits erfahren, dass der Mörder alles hat mitgehen lassen, was bei ihr gebunkert war.
    Ja, er habe mit Kokain und ein wenig Heroin gedealt, wenn er nicht im Stahlwerk gearbeitet habe. Er wolle nicht groß darum herumreden. Er verkaufe genug, um davon leben zu können, vor allem bei den Poe Homes, aber so viel sei es nun auch wieder nicht.
    Ja, er besitze eine Waffe. Einen Revolver Kaliber .38, aber er sei nicht einmal geladen. Er habe ihn bei seiner anderen Freundin in der Amity Street. Sie bewahre ihn für ihn auf, und dort befinde er sich im Moment.
    Ja, er habe auch von der Sache mit Vincent Bookers Vater gehört. Er kenne Purnell Booker nicht, aber er habe gehört, dass bei beiden Morden dieselbe Waffe benutzt worden sei. Richtig, Vincent habe eine Zeit lang für ihn gearbeitet und auf Kommissionsbasis Stoff vertickt. Aber der Junge habe zu viel Scheiße gebaut, dauernd den Gewinn versnifft, weshalb ihm Frazier den Laufpass gegeben habe.
    Ja, Vincent habe Zugang zu Lenas Wohnung gehabt. Frazier habe ihn sogar häufig hingeschickt, um Dope, Tütchen oder Verschnitt zu holen. Lena habe ihn immer reingelassen, weil sie wusste, dass er für Frazier arbeitete.
    Nun kommt Garvey zur Kernfrage: »Frazier, sagen Sie mir alles, was Sie über jene Nacht wissen.«
    Auch hier ist Frazier ausgesprochen hilfreich, warum auch nicht? Schließlich hat er Lena zuletzt am Samstag lebend gesehen, am Abend vor der Mordnacht, als er bei ihr in der Gilmor Street war. Den ganzenSonntagabend habe er zehn Blocks weiter in den Sozialbauten in der Amity Street verbracht, wo seine neue Freundin eine Party

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