Homicide
Frau. Und sie haben den Neffen vernommen, der Jerry Jackson bei der Planung des Raubüberfalls geholfen und dann Plumers Wagen verschwinden lassen hat. Sie haben sogar denDealer in der Nachbarschaft befragt, bei dem Jackson von dem Geld, das er dem toten alten Mann weggenommen hat, für zweihundert Dollar Kokain gekauft hat. Alles in allem ist der Fall Preston Street nicht gerade einer, der einem Detective in den Sinn käme, würde man ihn fragen, was für ihn der perfekte Mord sei. Vermutlich hatte Jackson vor, auf der Arbeit zu erscheinen, um keinen Verdacht zu erregen, dann die Leiche aus seinem Keller zu schaffen und in den frühen Morgenstunden irgendwo zu verbuddeln. Vorausgesetzt, er hatte überhaupt einen Plan, der darüber hinausging, den alten Mann in seinem Wohnzimmer umzubringen und auszurauben, um mit dem Geld den ganzen Tag high zu bleiben.
Kurz vor dem Schichtwechsel am Morgen sitzt Garvey an seinem Schreibtisch im Hauptbüro und kämpft mit dem Papierkram. Dabei hört er zu, wie Nolan darüber philosophiert, womit dieser Fall eigentlich geknackt worden sei. Als wir uns den Dealer noch einmal vorgeknöpft haben, der Jackson was verkauft hat, sagt Nolan, da haben wir ihn wirklich gelöst.
Worauf Garvey und McAllister ihre Kugelschreiber fallen lassen und ihren Sergeant anschauen, als wäre er geradewegs einem Greyhound-Bus vom Mars entstiegen.
»Also, Rog«, sagt McAllister, »womit dieser Fall geknackt wurde, war die Tatsache, dass der Mörder den Toten in seinem Haus hat liegen lassen.«
»Ja, stimmt«, sagt Nolan lachend, aber ein wenig enttäuscht. »Das auch.«
So geht es immer weiter mit Rich Garveys Traumjahr, ein Kreuzzug mit Gottes Segen, der anscheinend auch durch die Realität nicht aufzuhalten ist, eine Kampagne, die unberührt bleibt von den Gesetzen des Morddezernats, die jedem anderen Detective so schwer zu schaffen machen. Garvey findet Zeugen, er hat Treffer beim Abgleich von Fingerabdrücken, er kriegt Kennzeichen von Fluchtautos raus. Wer in Baltimore während Rich Garveys Arbeitszeit einen Mord begeht, kann gleich dem Anwalt Bescheid sagen, dass er ihn eine Stunde später in der Zelle besuchen soll.
Nicht lange, nachdem Jerry Jackson auf die Erde zurückgekehrt und in ein Stadtgefängnis gewandert ist, nimmt Garvey wieder einmal einGespräch an und notiert sich eine Adresse in East Baltimore. Es ist die schlimmste Art von Anruf, die ein Detective überhaupt bekommen kann. Garvey ist sich sicher, dass darüber Einigkeit herrscht, und so legt er auf und bittet die anderen, ihm zu sagen, welche Art von Fall sie am meisten fürchten. McAllister und Kincaid brauchen etwa eine halbe Sekunde, dann sagen sie im Chor: »Brandstiftung.«
Für einen Detective ist ein Brandmord eine besondere Form der Folter, weil das Morddezernat im Grunde nichts machen kann, wenn der Brandermittler sagt, es sei Brandstiftung. Bis zum heutigen Tag schleppt Donald Kincaid einen offenen Mord aufgrund eines tödlichen Feuers mit sich herum, das höchstwahrscheinlich durch nichts Bösartigeres als einen Kurzschluss ausbrach. Am Tatort konnte Kincaid deutlich sehen, dass sich die Brandspuren genau entlang der Kabelkanäle an der Wand nach oben zogen, aber ein Schwachkopf von Brandermittler bestand einfach darauf, dass es Brandstiftung sei. Was also hätte er tun sollen, etwa den verdammten Sicherungskasten verhaften? Nicht nur das. Wenn ein Detective einen echten Brandmord vor eine Jury bringt, kann er sie nie davon überzeugen, dass der Brand kein Unfall war, nicht, wenn er nicht mindestens ein Sixpack Zeugen hat. Selbst wenn es Schüttspuren von Benzin oder Hinweise auf einen anderen Brandbeschleuniger gibt, kann ein guter Anwalt den Geschworenen einreden, jemand habe das Zeug aus Versehen verspritzt und dann zufällig eine brennende Zigarette fallen lassen. Jurys mögen Tote mit Einschüssen oder einem Steakmesser im Körper; alles darunter ist nicht überzeugend.
All das geht Garvey und McAllister durch den Kopf, während sie mal wieder in einem Zivilwagen zu einem Tatort fahren, das Herz voller Furcht und Abscheu. Es ist eine zweistöckige Bruchbude in der North Bond Street, und natürlich gibt es keine Zeugen – nur einen Haufen verbrannter Möbel und eine krosse Kreatur im mittleren Raum. Ein alter Junkie, um die sechzig.
Der arme Kerl liegt da wie ein Brathähnchen, das jemand zu wenden vergessen hat, und der Brandermittler zeigt Garvey einen dunklen Fleck auf der anderen Seite des Raums, den er
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